Hannover/München. Im Juli hatte es sich schon angedeutet, jetzt steht die Entscheidung: Conti und Osram wollen bei der Lichttechnik für Autos keine gemeinsame Sache mehr machen. Was geschieht mit den Mitarbeitern?

Die Autozulieferer Continental und Osram müssen wegen der Corona- und Branchenkrise ihre Zusammenarbeit in der Lichttechnik beenden.

Die 2018 gegründete und unter anderem auf LED-Scheinwerfer spezialisierte Gemeinschaftsfirma mit Hauptsitz in München solle aufgelöst werden, kündigten beide Unternehmen am Mittwoch an. Die Trennung hatte sich im Sommer schon abgezeichnet. Nun würden konkrete Gespräche zur Auflösung der Gemeinschaftsfirma geführt, erklärte Conti. Sie sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Continental und Osram sind bisher je zur Hälfte beteiligt.

Die eingebrachten Bereiche mit 1500 Mitarbeitern an 14 Standorten sollen in die Unternehmen zurückkehren. Wo genau die Jobs in beiden Mutterkonzernen angesiedelt werden, lasse sich derzeit noch nicht sagen, erklärte eine Conti-Sprecherin: "Wir steigen jetzt in die Verhandlungen ein." Insgesamt fährt das Dax-Unternehmen aus Hannover vor dem Hintergrund des Nachfrageeinbruchs in der Pandemie sowie der Umstellung auf neue Antriebstechnologien und Software einen harten Sparkurs. Zur Lichttechnik in dem Joint Venture erklärte es, mit den Kunden vereinbarte Projekte würden weiterlaufen.

Osram betonte, es sei im Zusammenhang mit der Auflösung kein Personalabbau geplant: "Die erklärte Absicht ist, die Leute in die Unternehmen zurückzuführen." Die Verhandlungen sollen bis Weihnachten beendet sein. Die Aufsichtsräte müssen noch abschließend zustimmen.

Mit dem Schritt reagierten Continental und Osram auf die schwierige Marktsituation, die durch die schwache weltweite Autoproduktion und Viruskrise entstanden sei, so die Begründung. Die einstigen Erwartungen an die Zusammenarbeit ließen sich so nicht mehr aufrechthalten. Bereits Anfang Juli hatte Conti mitgeteilt, dass beide Unternehmen über die Zukunft der gemeinsamen Aktivitäten reden. Auch über einen Verkauf war spekuliert worden. Osram gehört inzwischen mehrheitlich dem österreichischen Sensorspezialisten AMS.

Continental - nach Bosch der weltweit zweitgrößte Autozulieferer - baut seine Strukturen in Richtung Elektronik, Sensorik, Elektromobilität und Software um. Licht- und LED-Technik gelten zwar ebenfalls als Zukunftstechnologien in der Branche, doch der Schwerpunkt der Hannoveraner soll künftig vor allem auf IT-Systemen und Vernetzung liegen. Die klassische Antriebssparte wird zudem bald in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert.

Im Fall Osrams gab es zuletzt immer wieder Gerüchte über eine mögliche Zerschlagung, weil AMS nur ein Interesse an Teilen des Unternehmens nachgesagt wird. Der früher auch für seine Glühlampen bekannte Lichttechnik-Hersteller hatte im zweiten Quartal hohe Verluste geschrieben, bei AMS sah es deutlich besser aus.

Die Österreicher verdanken ihre guten Zahlen vor allem dem Geschäft als Zulieferer für die Smartphone-Industrie. Bei Osram spielt die Autosparte eine größere Rolle und wurde von Corona besonders hart getroffen. In der Gemeinschaftsfirma mit Continental hatte AMS-Chef Alexander Everke zuletzt keine "strategische Logik" mehr gesehen.

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