Peking. China hat sich von der Corona-Pandemie relativ schnell erholt, auch wirtschaftlich. Nun gibt es Anzeichen dafür, dass der weitere Weg nach oben schwierig sein dürfte.

In China haben enttäuschende Daten zur Industrieproduktion und zur Umsatzentwicklung im Einzelhandel Hinweise auf eine nachlassende Konjunkturdynamik geliefert.

Im Juli sei die Industrieproduktion zwar gestiegen, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Der Zuwachs habe aber im Jahresvergleich 4,8 Prozent betragen, während Analysten mit einem stärkeren Anstieg um 5,2 Prozent gerechnet hatten.

Noch deutlicher fiel der Dämpfer im Einzelhandel aus. Hier meldete die Statistikbehörde für Juli einen Umsatzrückgang von 1,1 Prozent im Jahresvergleich. Analysten hatten hingegen mit einem leichten Zuwachs um 0,1 Prozent gerechnet und damit erstmals in diesem Jahr eine Rückkehr des Einzelhandels in die Wachstumszone erwartet.

Nach Einschätzung des Experten Hao Zhou von der Commerzbank zeigen die Daten eine "nachlassende Wirtschaftsdynamik" in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Chinas Wirtschaft habe sich mittlerweile weitgehend von den Folgen der Corona-Pandemie erholt. Die Führung in Peking habe daher ihre Konjunkturmaßnahmen ein Stück weit zurückgefahren, weil mittlerweile zunehmend die Folgen einer hohen Verschuldung in den Vordergrund rücken.

Chinas Wirtschaft konnte sich zuletzt vom Corona-Einbruch erholen, weil das Land die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gebracht hat. Deutlich machen sich auch die Stützungsmaßnahmen bemerkbar, die die Regierung wegen des Corona-Ausbruchs auf den Weg gebracht hatte. Belastend wirken hingegen die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China.

Der Experte Hao Zhou erwartet, dass die chinesischen Behörden weitere Konjunkturmaßnahmen in den kommenden Monaten nur vorsichtig umsetzen werden. Daher sei damit zu rechnen, "dass sich Chinas Wachstumsdynamik ab dem dritten Quartal spürbar verlangsamen wird".

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