Hamburger Nivea-Konzern

Beiersdorf-Ausblick lässt Aktienkurs um fünf Prozent fallen

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Volker Mester
Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker konnte die Anleger nicht  überzeugen.

Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker konnte die Anleger nicht überzeugen.

Foto: Roland Magunia

Unternehmen hat vor allem Probleme mit seiner Luxusmarke La Prairie. Vorstandschef erwartet deutlich geringere Umsatzrendite.

Hamburg.  Der Halbjahresbericht des Hamburger Kosmetikkonzerns Beiersdorf ist an der Börse nicht gut angekommen: Bis zum Nachmittag rutschte der Kurs des Nivea-Herstellers um 5,6 Prozent ins Minus. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 sind die Umsätze insgesamt um gut zehn Prozent gesunken, wozu ausgerechnet die Luxusmarke La Prairie, auf die Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker sonst immer so stolz ist, mit einem Rückgang von fast 42 Prozent maßgeblich beitrug: Die Hochpreis-Hautpflegeprodukte werden zu einem hohen Anteil in Duty-free-Shops an Flughäfen verkauft. „Zu Beginn des zweiten Quartals waren 82 Prozent der La-Prairie-Verkaufsstellen geschlossen“, sagte De Loecker am Donnerstag.

Mit einem Minus von knapp neun Prozent konnte sich die Traditionsmarke Nivea noch vergleichsweise gut halten. Allerdings litt das Sonnenschutz-Segment offensichtlich unter dem drastisch verringerten Umfang der Ferienreisen: Im Juni lagen die Erlöse dieser Produktlinien um ein Drittel unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Beiersdorf hat im ersten Halbjahr Marktanteile hinzugewonnen

Dagegen konnte der Bereich der medizinischen Hautpflege mit der Hauptmarke Eucerin um sechs Prozent zulegen – Apotheken waren auch während des Höhepunkts der Corona-Einschränkungen weiter geöffnet. Insgesamt habe Beiersdorf im ersten Halbjahr Marktanteile hinzugewonnen, sagte De Loecker: „Das zeigt die Stärke unserer Marken.“ Der Konzernumsatz sank auf 3,45 (Vorjahreszeitraum: 3,84) Milliarden Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereffekten verschlechterte sich um ein Fünftel auf 472 Millionen Euro. Das entspricht einer Ebit-Umsatzrendite von 13,7 (15,4) Prozent.

Was die Anleger wohl vor allem störte, ist der nicht gerade beruhigend klingende Ausblick auf das Gesamtjahr. Dass der Umsatz der Prognose zufolge zurückgehen wird, dürfte zwar niemanden überrascht haben. Aber die Umsatzrendite des Konzerns werde sich „signifikant“ gegenüber 2019 (14,3 Prozent) verschlechtern, hieß es. Genauer wollte sich De Loecker dazu nicht äußern, denn: „Die Krise ist noch nicht zu Ende.“ Man müsse sich weiterhin auf „äußerst unsichere Rahmenbedingungen“ einstellen.

Ausbau des Online-Geschäfts

Allerdings sei Beiersdorf fest entschlossen, gestärkt aus der „beispiellosen Krise“ hervorzugehen. Daher investiere der Konzern weiter im Rahmen seiner zu Jahresbeginn 2019 beschlossenen neuen Strategie mit der Bezeichnung „C.A.R.E.+“. Damals kündigte De Loecker an, das Unternehmen wolle jährlich bis zu 80 Millionen Euro zusätzlich für die Internationalisierung, Innovationen, Digitalisierung sowie die Mitarbeiterqualifizierung ausgeben.

Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig der Ausbau des Online-Geschäfts und des digitalen Kundenkontakts sei, sagte der Konzernchef. So hätten die Internet-Umsätze von Beiersdorf im ersten Halbjahr um rund 50 Prozent zugelegt. Welchen Anteil sie inzwischen am Gesamtgeschäft haben, wollte De Loecker aber nicht preisgeben. Es handele sich um einen Prozentsatz im „hohen einstelligen“ Bereich.

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Die Eröffnung eines neuen „Innovationszentrums“ in Shanghai – es ist das zweitgrößte nach dem in Hamburg – am 23. Juli unterstreiche die große Bedeutung, die man dem asiatischen Markt beimesse, sagte der Vorstandschef. In dieses Zentrum habe man zehn Millionen Euro investiert.

Mit dem Ziel, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie weltweit „besonders gefährdete gesellschaftliche Gruppen zu stärken“, werde das 50-Millionen-Euro-Hilfsprogramm fortgesetzt, hieß es. Es umfasste bisher unter anderem Desinfektionsmittel-Spenden. Als weitere Konsequenz aus der Krise sieht De Loecker den Abbau von Komplexität. Stellenstreichungen in nennenswertem Umfang sind damit aber wohl nicht gemeint. Veränderungen an der Unternehmensstruktur stünden kurzfristig nicht an: „Wir fokussieren uns auf das Sortiment und darauf, wie wir arbeiten.“

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