Berlin. Vorbei sind die Zeiten, als es auf der Grünen Woche nur um Schlemmerei ging - längst haben von Umweltschutz bis zu gerechtem Handel die großen Fragen offen Einzug gehalten. Die bislang politischste Ausgabe der Agrarmesse endete mit Zahlenrekorden.

Eine Bundesministerin streichelte einen Zuchtbullen, Ministerpräsidenten lobten Gürkchen - doch dann waren da auch noch wütende Traktor-Fahrer und eine geschundene Schweinefigur: Die Grüne Woche Berlin war in diesem Jahr neben allen Schlemmereien vor allem von Politik geprägt.

Die Messe sei in diesem Jahr "ein Spiegelbild der aktuell geführten gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz" gewesen, erklärte Messechef Christian Göke in einem Fazit am Wochenende.

Dass die Messe vom 17. bis zum 26. Januar für die Veranstalter ein "Traumstart" ins neue Jahr war, wie Göke sie nannte, belegten dann auch die Zahlen: Mehr als 52 (Vorjahr: 51) Millionen Euro gaben die Besucher der Agrarmesse in diesem Jahr für Waren und Konsum vor Ort aus, wie die Veranstalter mitteilten. So besuchten wie im Vorjahr rund 400.000 Menschen die Messe, darunter rund 90.000 Fachbesucher (2019: 85.000) aus 75 Ländern. Die 1810 Aussteller kamen aus 72 Ländern - im Jahr davor waren es erst 61 Länder. Die Messe Berlin sprach von einer Rekordbeteiligung.

Eine Rekordlautstärke erreichte politisch dabei zunächst vor allem das Eröffnungswochenende. Erst zogen bundesweit Trecker-Demos durch die Straßen - organisiert von der Bauern-Initiative "Land schafft Verbindung", die etwa gegen neue Dünge- und Umweltauflagen protestierte und Mitspracherecht forderte. Mit Slogans wie "Ich wollt, ich wär' kein Huhn" protestierten dagegen andere Bauern, Umweltschützer und weitere Tausende Teilnehmer in Berlin unter dem Motto "Wir haben es satt!" für eine umweltschonendere Landwirtschaft.

"Gewisse Parallelwelten" seien zwischen Bauern und Ernährungsbranche auf der einen und ihre Kunden und Kritiker auf der anderen Seite entstanden, sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) während ihres Eröffnungsrundgangs. "Es ist notwendig wie nie zuvor, dass beide Seiten aufeinander zu gehen. Wir müssen Stadt und Land zusammen bringen."

"Der Dialog mit den Verbrauchern und der Politik war uns, nach diesem schwierigen Jahr für die Landwirtschaft, besonders wichtig", teilte dann auch Bauernpräsident Joachim Rukwied am Wochenende mit. "Für den Deutschen Bauernverband war die Grüne Woche wieder ein großer Erfolg."