Hamburg. Der Möbelhandel in Deutschland ist im Umbruch. Große Ketten wie Ikea oder XXXLutz sichern sich durch Übernahmen immer mehr Marktanteile. Gleichzeitig versuchen Onlinehändler wie Home24 oder Otto aus Hamburg, den etablierten Platzhirschen ihren Rang streitig zu machen. Der Kampf um die Kunden wird dadurch immer erbitterter. Zu den Gewinnern gehören die Konsumenten.
„Das Problem der Branche ist der harte Preiswettbewerb. Die Leute kaufen nicht weniger Möbel, sie müssen dafür nur weniger bezahlen“, beschreibt der Möbelhandelsexperte des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Uwe Krüger, die Lage. „Die Verbraucher können sich darüber freuen. Für die Branche ist es ein Desaster. „Eigentlich sollten es glänzende Zeiten für den Möbelhandel sein. Die Verbraucher in Deutschland haben dank der guten Konjunkturentwicklung der vergangenen Jahre viel Geld und sie sind auch bereit, es auszugeben.
Gedämpfter Optimismus in der Branche
Doch die Möbelbranche hat von der Konsumlaune zuletzt nicht profitiert: 2018 waren die Umsätze leicht rückläufig. Und auch auf das laufende Jahr schaut die Branche eher mit gedämpftem Optimismus. „Wir haben einen stabilen, aber nicht wachsenden Markt im Bereich Möbel und Küchen“, meint der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Möbel und Küchen, Thomas Grothkopp.
Die Nachfrage leide darunter, dass das Wohnbudget der Bundesbürger von steigenden Mieten und Nebenkosten aufgefressen werde. Doch ist die Mietpreisexplosion bei Weitem nicht das einzige Problem, das die Branche umtreibt. Auch im Möbelhandel sorgen inzwischen Onlinehändler wie Home24, Westwing, aber auch Otto und Amazon für frischen Wind.
Wachstumstreiber im Onlinehandel
Nach einer aktuellen Studie des IFH gehört der Bereich Wohnen und Einrichten in diesem Jahr zu den größten Wachstumstreibern im Onlinehandel. Die Beratungsgesellschaft PwC geht davon aus, dass der Umsatz der deutschen Möbelbranche im Internet bis 2023 jährlich im Schnitt um 8,4 Prozent wachsen wird.„Der Onlinehandel ist eine massive Bedrohung für den klassischen Möbelhandel: Viele Händler haben anfangs gedacht, Möbel eigneten sich nicht dafür. Aber das stimmt nicht. Es lässt sich alles online verkaufen“, betont Krüger.
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Das hatauch Marktführer Ikeabemerkt. Der skandinavische Möbelkonzern steigerte im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 seinen Online-Umsatz in Deutschland um 33 Prozent auf fast 500 Millionen Euro. Damit macht der Konzern mittlerweile schon fast ein Zehntel seines Geschäfts hierzulande via Internet.
Auf jeden Fall könnten die nächsten Jahre für die Branche turbulent werden. „Der Möbelmarkt steht zurzeit am Scheideweg und es ist noch nicht ganz klar, in welche Richtung es geht“, meint Branchenkenner Krüger. „Entwickelt sich die Konjunktur schlecht, dann sind Möbel die ersten Produkte, die nicht mehr gekauft werden.“
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