Berlin. Die Bahn will mehr Service bieten: geringere Wartezeiten in Reisezentren, mehr Orientierung auf Bahnhöfen. Was konkret geplant ist.

Die Deutsche Bahn hat sich viel vorgenommen: Die Zahl der Reisenden soll sich im Fernverkehr auf 260 Millionen verdoppeln, im Nahverkehr soll jährlich eine Milliarde mehr Fahrgäste gewonnen werden. Das alles geht nur mit mehr Zügen, einer besseren Infrastruktur und natürlich mehr Personal. „Bis 2024 will die Bahn insgesamt 100.000 Mitarbeiter einstellen“, kündigte Bahnchef Richard Lutz am Mittwoch an.

Damit die ehrgeizigen Pläne auch Realität werden und die Pünktlichkeit steigt, sollen bis 2030 insgesamt mehr als 150 Milliarden Euro investiert werden. Viele Angebote sind digitale Hilfen per App. Was für die nächsten Monate geplant ist, hat die Bahn am Mittwoch vorgestellt.

Das wird neu bei der Bahn: ICE-Sitze werden bequemer

Die Hochgeschwindigkeitszüge ICE 4 und ICE 3 bekommen im nächsten Jahr bequemere Sitze – insgesamt 60.000 Stück. Auf den ersten Blick sieht man ihnen die Veränderung kaum an. In der 1. Klasse reist man weiter auf Ledersitzen, in der 2. Klasse auf Stoffsitzen. Das Neue steckt im Inneren:

Die Rückenpolster werden durch einen neuen „Memory-Schaum“ weicher und bequemer für den Rücken und die Lendenwirbel. Das Kopfpolster bietet mehr Bewegungsspielraum für den Hinterkopf- und Schulterbereich. In der 1. Klasse wird das Polster aus hellgrauem Leder sein, in der zweiten Klasse aus einem Velourstoff. Die Armlehnen werden in beiden Klassen stärker gepolstert und sind aus Leder.

Drei Zentimeter mehr in der Halbliegeposition

Auch die Sitzflächen werden weicher. Die Sitze können in der 2. Klasse für eine Halbliegeposition künftig drei Zentimeter länger ausgezogen werden – wie dies in der 1. Klasse schon üblich ist, dafür ist die Sitzfläche hier nochmal um drei Zentimeter verlängert worden. Der Platzanzeiger ist auf den Sitzen in der Gangseite in den Sitz integriert – die Nummern sind auch in Blindenschrift notiert.

Das sind die vier ICE-Generationen

Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test.
Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test. © dpa Picture-Alliance | Hans Henning Fränkel
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang.
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang. © imago | STAR-MEDIA
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter.
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter. © ICE2 | Jet-Foto Krahnert
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ...
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ... © Deutsche Bahn AG | Uwe Miehte
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet.
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet. © Deutsche Bahn AG | Uwe Miethe
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen.
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern.
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb.
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb. © dpa | Soeren Stache
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs.
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs. © Deutsche Bahn AG | SIEMENS
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn.
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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Die 1. Klasse bekommt zusätzlichen Komfort fürs Arbeiten: Es gibt Halteschienen auf dem Ausklapptablett, in die das Smartphone oder Tablet gestellt werden können. Zudem gibt es eine praktische ausklappbare Halterung für Getränke. Damit man nicht mehr so leicht auf die Laptops der Mitreisenden schauen kann, gibt es zudem einen Sichtschutz zwischen den Sitzen der Vorderreihe.

In Reisezentren werden Kunden aktiv angesprochen

Verstellbare Fußstützen gibt es nur noch in der 1. Klasse. Für die Veränderungen wurden im Vorfeld bei Testfahrten insgesamt 5800 Bahnkunden nach ihren Verbesserungswünschen befragt. Die Umrüstung ist bis Ende 2021 geplant. Kosten: 40 Millionen Euro.

Die Zukunft der neuen Reisezentren der Bahn wird derzeit bereits in Leipzig getestet. Die Mitarbeiter stehen dort nicht mehr nur hinter den Schaltern, sondern ein Teil von ihnen soll die Kunden schon beim Betreten aktiv ansprechen und ihre Hilfe anbieten. Sie treten in die Rolle der „Gastgeber“, so das Konzept.

DB Park & Ride: Wo finde ich einen Parkplatz?

Oft können so bereits kleine Probleme – wie der Fahrkartenkauf – ohne Anstehen an einem Automaten mit Hilfe des Mitarbeiters erledigt werden. Nur kompliziertere Fälle sollen dann noch am Schalter gelöst werden. Das neue Konzept soll die Wartezeiten verkürzen. An Druckern können Online-Bucher zudem ihre Tickets ausdrucken. Die Bahn verkauft bereits 60 Prozent ihrer Tickets online.

Nicht nur Pendler, auch Reisende kommen gerne mal mit ihrem Auto zum Bahnhof. Doch gibt es dort überhaupt einen freien Parkplatz oder ein Parkhaus? Wie lange dauert die Anfahrt während des aktuellen Verkehrs? Dies soll künftig die App Park Ride errechnen, die derzeit entwickelt wird. Jeder Kunde soll dort eine Wegbeschreibung bis zum freien Parkplatz erhalten – und auch, was dieser kostet.

„Chatbot Kai“ beantwortet Fragen – auch unbequeme

Wie kann ich meine Bahncard kündigen? Wie kann ich mein Ticket stornieren? Wo kann ich Fahrkarten nach Österreich kaufen? Diese und möglichst alle Fragen zu Produkten der Deutschen Bahn soll künftig ein Service-Chatbot beantworten können.

Der digitale Helfer heißt Kai – ein künstliches Männchen mit Kopfhörern auf blauem Hintergrund. Zu finden auf dem DB Navigator oder der Internetseite bahn.de, täglich zwischen 7 und 20 Uhr. Es ist gefüttert mit Standardantworten. Bei besonders kniffligen Fragen springen Mitarbeiter ein, die diese dann digital beantworten.

Hilfe beim Umsteigen an Bahnhöfen

Große Bahnhöfe können nicht nur für Fremde unübersichtlich sein. Per Navigator-App soll den Bahnkunden künftig der Fußweg vom Gleis bis zum Umsteigegleis des Anschlusszuges oder zum Taxi oder zur U-Bahn aufgezeigt werden.

Dabei zeigt die App auch an, ob der Weg barrierefrei ist, ob Aufzüge, Rolltreppen genutzt werden – und vor allem wie lange der Weg dauert – bei langsamem oder flottem Gehen. Insgesamt soll das System für 200 Bahnhöfe entwickelt und 2020 eingeführt werden.

Tipps für Umleitungen bei Betriebsstörungen

Gesperrte Gleise, Baustellen, Unfälle – wie geht’s für Kunden weiter bei Betriebsstörungen? Dazu hat die Bahn ein neues Anzeigensystem entwickelt, das derzeit in München getestet wird. Auf Bildschirmen in den S-Bahnen – wo sonst Werbung gezeigt wird – werden Umsteigealternativen bei Behinderungen aufgezeigt – und zwar zweisprachig, auf Deutsch und Englisch.

So können Kunden schnell und aktuell Alternativen zur Weiterfahrt aufgezeigt werden. Das Angebot soll für Berlin, Hamburg, Stuttgart und das Rhein-Main-Gebiet entwickelt werden.

Karl-May-Sprecher ist die neue Stimme an Bahnhöfen

Die Durchsagen auf den Bahnhöfen werden künftig von der Stimme eines Mannes gesprochen: Heiko Grauel. Der 45-Jährige ist manchen bereits als Sprecher von Hörbüchern von Karl May oder ZDF-Dokumentationen bekannt.

Grauel hat eine warme, sonore Stimme – nahe am Bass. Zwei Wochen lang saß er im Studio, hat 14.000 Sätze eingesprochen, aus denen per Text-to-Speech-System aktuelle Ansagen an Bahnhöfen zusammengestellt werden können. Ende des Jahres wird seine Stimme erstmals zu hören sein.