Berlin. In „Die Höhle der Löwen“ wollte das Start-up „BitterLiebe“ Bitterstoffe an die Jury bringen. Nils Galgau zoffte sich mit Ralf Dümmel.

Sie wirkt sympathisch und bescheiden. Und sie hat ein Ziel: Die traditionelle vietnamesische Küche soll auch in deutschen Haushalten Einzug halten. Ohne Glutamat, ohne Zusatzstoffe. Dafür hat Tu-Nhu Roho (41) aus Berlin „Mama Wong“ gegründet. In ihrem Online-Shop vertreibt sie Marinaden und Dressings. Als nächstes möchte sie in den Handel. Dafür benötigte sie 60.000 Euro. Und bot dafür in der „Höhle der Löwen“ 25 Prozent ihrer Firmenanteile.

„Meine Produkte sind nach altem Familienrezept hergestellt“, strahlte sie. Und die Juroren durften gleich probieren. Roho kippte ein Dressing über Gurkenscheiben. Nur Georg Kofler musste passen – wegen einer Knoblauchunverträglichkeit. Begeistert waren alle.

„Ich finde Sie so liebenswürdig“, sagte Carsten Maschmeyer. Eine „tolle Geschichte“, meinte Ralf Dümmel. Und in der Tat: Tu-Nhu Roho zeigte, dass es nicht immer die flippigste Idee sein muss, die zum Erfolg führt. Es reicht ein solides Produkt, ein Markt, der groß genug ist. Und eine Frau, die weiß, was sie will. „Ich möchte Unternehmerin sein“, sagte sie auf Nachfrage.

Im Gegensatz zu anderen Gründern, die für hunderttausende Euro nur wenige Prozente abgeben wollen, machte die 41-Jährige Asiatin ein faires Angebot. „Da handelt man auch nicht mehr“, sagte Dümmel. Mit dem Versprechen, die taffe Hausfrau in zehntausend Filialen zu bringen, stieg er bei „Mama Wong“ ein.

Tu-Nhu Roho aus Berlin präsentierte mit „Mama Wong
Tu-Nhu Roho aus Berlin präsentierte mit „Mama Wong" Dr. Georg Kofler und den anderen „Löwen" hausgemachte aisatische Marinaden und Dressings – und überzeugte mit ihrem Produkt. © TVNOW / Bernd-Michael Maurer | TVNOW / Bernd-Michael Maur

„Flipcar“: Von Stadt zu Stadt für einen Euro – Löwen winken ab

Eine gute Idee allein reicht nicht immer, um die „Löwen“ zu überzeugen. Das mussten Okan Gürsel und Sven Gunkel (beide 31) erfahren. Anfang des Jahres haben sie die App „Flipcar“ auf den Markt gebracht. Nutzer können darüber ein Auto mieten – und für den Mini-Preis von einem Euro von Stadt zu Stadt fahren. Die erste Tankfüllung ist inklusive.

Das Geschäftsmodell ist an Autovermieter angedockt. Da die Fahrzeuge oft nicht in den Städten stehen, in denen sie benötigt werden, müssen sie überführt werden. Und das kostet Geld. Statt Personal dafür abzustellen und zu bezahlen, übernehmen es die Nutzer, die einen Wagen mieten wollen. 25 Euro nehmen die Gründer dafür von den Autovermietungen – und einen Euro von den Kunden.

Um weiter zu wachsen, boten die Jung-Unternehmer aus Bremen zehn Prozent an ihrer Firma an. Und wollten dafür im Gegenzug eine halbe Million Euro haben. „Ich finde die Idee toll“, sagte Carsten Maschmeyer. „Ihr habt mich eigentlich überzeugt“, sekundierte Nils Glagau. Aber eben nur eigentlich.

Was die „Löwen“ störte: Die Gründer haben gleich zwei Firmen aufgezogen, die nicht unabhängig voneinander funktionieren. „Ich verstehe die Struktur nicht“, senkte Glagau den Daumen. Nur Georg Kofler war bereit zu investieren, wenn er dafür 30 Prozent der Anteile bekommt. Die Gründer zogen sich kurz zurück, boten 15 Prozent. Kofler trocken: „15 Prozent? Nie im Leben! Ich bin Unternehmer und kein Finanzinvestor“.

Okan Gürsel (l.) und Sven Gunkel aus Bremen präsentierten mit „FlipCar
Okan Gürsel (l.) und Sven Gunkel aus Bremen präsentierten mit „FlipCar" eine Autovermietung, die Kunden für 1 Euro ein Auto haben lässt. Sie erhofften sich ein Investment von 500.000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. © TVNOW / Bernd-Michael Maurer | FlipCar

Preis zu hoch, Markt zu klein: auch das E-Longboard „JayKay“ floppte

Ebenfalls leer gingen Benedict, Marius, Isabell und Daniel aus, die das Startup „JayKay“ gegründet haben. Ihr Produkt: eine elektrische Longboardachse, die an jedes Deck montiert werden kann. 2000 Euro sollen Boarding-Fans dafür bezahlen. „Boah“, meinte Carsten Maschmeyer. Für zehn Prozent Firmenanteile verlangen die vier Gründer 100.000 Euro.

Frank Thelen machte noch eine Probefahrt durchs Studio. Doch das reichte nicht, um die Zweifel zu zerstreuen. „Das ist ein absoluter Nischenmarkt, 2000 Euro sind echt viel Geld“. Ein angemessener Preis liege bei rund 500 Euro. Und damit deutlich unter den Produktionskosten, die die Gründer mit 850 Euro angaben. Alle „Löwen“ waren raus.

Investor Frank Thelen (M.) unterzieht das „JayKay
Investor Frank Thelen (M.) unterzieht das „JayKay"-Produkt einem Praxistest. Die anderen „Löwen" schauen interessiert zu. © TVNOW / Bernd-Michael Maur | JayKay

Maschmeyer raunt Gründerin an: „Diese Spielchen gefallen mir nicht!“

Und dann war da noch Jennifer Lapidakis. Die 32-Jährige hat ein schweißfestes Make-Up entwickelt. Ein Produkt, das offenbar nötig ist. Denn jede zweite Frau, so Lapidakis, gehe geschminkt zum Sport. Ihre Produkte der Marke „Strong Fitness Cosmetics“ seien wisch-, wasser- und schweißfest. Vegan und ohne Tierversuche hergestellt. Ihr Unternehmen sei schon heute 5,7 Millionen Euro wert.

Von den „Löwen“ wollte Lapidakis eine halbe Million Euro, dafür bot sie zehn Prozent. Angeblich stünden auch schon weitere Investoren bereit. Eine Tatsache, die Carsten Maschmeyer so gar nicht schmeckte. „Sie sind ein bisschen dreist. Denn es gibt ja schon Investoren“, sagte er. Und weiter: „Es gibt Grenzen. Diese Spielchen gefallen mir nicht“. So richtig überzeugt schien niemand. Nur Georg Kofler hätte sich ein Investment vorstellen können. Und wieder pokerte er. Die Forderung: 25 Prozent. Doch darauf wollte sich die Gründerin nicht einlassen.

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Zoff zwischen Ralf Dümmel und Nils Glagau

Bitterstoffe sind aus Lebensmitteln inzwischen fast verschwunden. Andre Sierek (26) und Jan Stratmann (25) wollen das ändern. „Bitterstoffe sind gut für Gesundheit und Verdauung“, sagen sie. Daher bieten sie Tropfen an, die man einfach auf die Zunge träufelt. Rund 20 Euro kostet das Ganze. In der „Höhle der Löwen“ wollten sie 200.000 Euro für ihr Unternehmen „BitterLiebe“ einwerben und dafür 12,5 Prozent ihrer Anteile abgeben.

Und ausgerechnet beim Thema Bitterstoffe bekamen sich die Löwen in die Haare. Nils Glagau rasselte mit Ralf Dümmel aneinander. Ein ähnliches Investment von Dümmel habe in der Vergangenheit nicht funktioniert, stichelte Glagau. „Du musst bei der Wahrheit bleiben“, blaffte der Attackierte zurück. Doch daran dachte Glagau nicht. „Heute ist das Produkt kaputt“.

Jan Stratmann (l.) und Andre Sierek aus Mannheim präsentieren mit „Bitterliebe
Jan Stratmann (l.) und Andre Sierek aus Mannheim präsentieren mit „Bitterliebe" einen Magenbitter aus Naturkräutern. Sie erhofften sich ein Investment von 200.000 Euro für 12,5 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. © TVNOW / Bernd-Michael Maurer | Bitterliebe

Die Gründer schauten irritiert auf das Löwen-Gebrüll. Und entschieden sich dann für Judith Williams, die von Anfang an Feuer und Flamme für den Einstieg war. „Bitterstoffe sind ein riesiges Thema in der Verdauung, in der Ernährung“, flötete sie. Ein großer Markt – mit großen Gewinnchancen. Williams handelte für sich noch 20 Prozent heraus.

Alle schienen glücklich. Nur die Miene von Ralf Dümmel verfinsterte sich sekündlich. Die fiese Attacke hatte ihm zugesetzt. Ein Schlag in die Magengegend. Und dagegen helfen selbst die bekömmlichen Bitterstoffe nicht.

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