Berlin. Holger und Silke Friedrich gelten als Branchenfremd. Die gekauften Titel des Berliner Verlags wollen sie konsequent digitalisieren.

Die Kölner DuMont Mediengruppe hat den Berliner Verlag („Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“) an das Unternehmerehepaar Holger und Silke Friedrich verkauft. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Deal ist Teil einer sogenannten „Portfolio-Überprüfung“, in deren Rahmen DuMont wohl noch weitere Zeitungen veräußern dürfte. Zu den Blätter des Zeitungshauses gehören Titel wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“, die „Hamburger Morgenpost“ oder die in Halle erscheinende „Mitteldeutsche Zeitung“. Die „Portfolio-Überprüfung“ wird nach Unternehmensangaben „voraussichtlich Ende des Jahres abgeschlossen sein“.

Erfolgreiche Unternehmer ohne Erfahrungen im Journalismus

Der Berliner Verlag gilt als defizitär. Für die „Berliner Zeitung“ soll sich auch der Berliner Verleger Detlef Prinz („Hauptstadtbrief“, „The Atlantic Times“) interessiert haben. Ob es für den Berliner Verlag als Ganzes außer den Eheleuten Friedrich noch weitere Interessenten gegeben hat, ist unbekannt.

Holger und Silke Friedrich gelten als Branchenfremde. Holger Friedrich war einer der Gründer der SPM Technologies GmbH, die 2004 vom Software-Konzern SAP übernommen wurde, für den er anschließend zwei Jahre im Management arbeitete. Nach Stationen bei McKinsey und im Vorstand der Software AG gründete er 2009 die Tech-Beratungsgesellschaft Core.

Weiterverkauf weit unter ursprünglichem Kaufpreis

Seine Frau Silke reaktivierte 2004 zusammen mit dem Gründer der Love Parade Ralf Regitz den ehemaligen Berliner Club E-Werk, der heute ein Veranstaltungszentrum ist. Sie ist zudem Geschäftsführerin der Berlin Metropolitan School, die mit ihren 1000 Schülern als eine der größten Privatschulen der Hauptstadt gilt.

Laut Silke Friedrich verstehen sie und ihr Mann den Kauf des Berliner Verlags als „zivilgesellschaftliches Engagement in bewegten Zeiten“. Das Paar will „mit konsequent digital ausgerichteten Angeboten und einer tiefgehenden Aufarbeitung gesellschaftlich relevanter Themen … ein breiteres Publikum ansprechen“.

DuMont hatte den Berliner Verlag 2009 von der Investmentgesellschaft Mecom des Briten David Montgomery übernommen. Es gilt als sicher, dass die Kölner beim Weiterverkauf des Zeitungshauses nicht einmal annähernd eine Summe in Höhe des Kaufpreises von vor zehn Jahren einstreichen konnten, der schon damals als ungewöhnlich hoch galt. Der Deal steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.