Berlin. Loewe produzierte als eine der letzten Firmen Fernseher in Deutschland. Der Preisdruck wurde nun aber auch für diese Traditionsmarke zu groß.

Für Fans deutscher Elektronikmarken wird das Feld immer schmaler: Der Fernsehhersteller Loewe aus Oberfranken hat in der vergangenen Woche erneut Insolvenz angemeldet. Das Traditionsunternehmen will an diesem Montag den Betrieb einstellen.

Die meisten der 400 Mitarbeiter sind freigestellt. Die Geldgeber hatten die Geduld mit den anhaltenden Verlusten verloren. Seit 2014 gehört Loewe dem Finanzinvestor Stargate Capital, der mit Krediten der Beteiligungsgesellschaft Riverrock arbeitet. Der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß gibt sich vier Monate für die Suche nach einem neuen Investor – sonst ist am 31. Oktober endgültig Schluss.

Mit der erneuten Insolvenz zeichnet sich bei einem der letzten deutschen TV-Hersteller ein Ende ab. Loewe manövriert sich seit zwei Jahrzehnten mit wechselndem Glück durch eine Branche, in der auch die größten Hersteller unter hohem Preisdruck leiden. Die Produktion von Elektronik ist weitgehend abgewandert: Kameras, Handys, Computer oder Navigationssysteme kommen kaum noch aus Deutschland.

Samsung, Huawei und Co. investieren viel mehr in Forschung

Deutschland im Jahr 1958: Zwei Frauen schauen Fernsehen auf einem Loewe-Gerät.
Deutschland im Jahr 1958: Zwei Frauen schauen Fernsehen auf einem Loewe-Gerät. © ullstein bild via Getty Images | ullstein bild Dtl.

Das liegt zum Teil an der Globalisierung, zum Teil an Fehlern der deutschen Anbieter. Es kommt in der Elektroindustrie auf Masse an. Nur wer viel herstellt, kann günstige Preise anbieten. Und die Qualität ist besser, wenn die Hersteller sehr große Flächen von Displays auf einmal vom Band laufen lassen. Technische Neuerungen sind obendrein teuer in der Entwicklung. Mit den Forschungsabteilungen der großen Anbieter kann Loewe nicht einmal ansatzweise mithalten.

Samsung forscht an elf Standorten von Seoul in Südkorea bis Aalborg in Dänemark und gibt dafür jedes Jahr 13 Milliarden Euro aus. Von Neuerungen profitieren alle Sparten des Konzerns. Eine neue Anzeigetechnik kommt in Fernsehern, Smartphones, Notebooks und an Kühlschränken zum Einsatz. Beim chinesischen Rivalen Huawei arbeiten 76.000 Ingenieure, Physiker und Hilfskräfte an Forschung und Entwicklung. Und Loewe? Hat insgesamt 400 Mitarbeiter und 133 Millionen Euro Umsatz.

Marktneulinge wie Xiaomi und Huawei aus China wachsen rasant

Bezeichnend ist, dass es fernöstlichen Partnern von Loewe oft nicht besser ergeht als dem deutschen Unternehmen. Die Marktanteile verschieben sich zum größten und finanzstärksten Spieler. Sharp aus Japan etwa hatte Loewe zeitweilig unter die Arme gegriffen. Doch der Flachfernseher-Pionier erlag selbst dem Preisdruck und wurde mehrheitlich vom taiwanischen Elektronikriesen Foxconn geschluckt.

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Auch Sony und Panasonic kaufen Anzeigeplatten längst bei Massenanbietern im umliegenden Asien zu. Die eigene Produktion in Japan ist zu teuer. Rasant wachsende Marktneulinge wie Xiaomi und Huawei aus China dagegen behaupten sich nach ihrem Erfolg in der Heimat weltweit.

Loewe blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das Unternehmen startet 1923 mit der damals boomenden Radiotechnik. Schon 1926 bringt Loewe ein „Volksempfangsgerät“ auf den Markt. Auch die weltweit erste praxistaugliche Fernsehtechnik stammt von dem Unternehmen. Acht Jahrzehnte später kämpft der Hersteller ums Überleben, 2013 beantragt er erstmals Gläubigerschutz. Seitdem geht es auf niedrigem Niveau auf und ab.