Frankfurt. Vapiano ist der einzige deutsche Gastronomie-Konzern, der börsennotiert ist. Doch die Kette tut sich schwer und verschiebt die Bilanz.

Es ist nicht eindeutig auszumachen, wann Vapiano eigentlich vom Jäger zum Gejagten wurde. Lange galt die 2002 gegründete Schnellrestaurantkette als Branchenführer. Die standardisierten Pizza- und Pastagerichte lassen sich schnell zubereiten – genau das Richtige für den Großstädter mit wenig Zeit.

Das Prinzip Selbstbedienung, die offene Küche, die durchgestylte Inneneinrichtung erschienen vielen als willkommene Alternative zum Italiener um die Ecke, der meist noch auf rot-weiß karierten Tischdecken servierte. Von diesem Vorsprung aber ist nichts mehr übrig, die Konkurrenz ist vorbeigerauscht.

Vapiano sichert sich Millionenkredit

Verluste, kaum Wachstum und ein enttäuschender Aktienkurs plagen die Kölner Gastrokette. Am Donnerstagabend musste Vapiano-Chef Cornelius Everke die Veröffentlichung der Jahreszahlen schon zum dritten Mal verschieben – nun soll es im Juni so weit sein. Immerhin konnte er zuvor einen 30 Millionen Euro schweren Kredit sichern.

Vorläufigen Zahlen zufolge lag der Konzernumsatz 2018 bei 370 Millionen Euro. Neueröffnungen ausgeklammert, ergibt dies ein Minus von einem Prozent. Hinzu kommt ein Gesamtverlust bei Vapiano, einer Mitteilung von Februar zufolge „deutlich“ unter dem Minus von 2017, da war man schon mit rund 30 Millionen Euro in den Miesen.

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    All das erscheint noch ein bisschen schwärzer, wenn man bedenkt, dass es dem Gastronomiesektor in Deutschland eigentlich ziemlich gut geht. 2018 kamen die 100 größten Gastronomie-Ketten auf einen Umsatz von 14,5 Milliarden Euro – ein Plus von 5,3 Prozent, wie eine Auswertung des Fachmagazins „foodservice“ ergab.

    Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband zeichnet ein positives Bild von der Branche. „Am Marktumfeld dürfe es nicht liegen“, sagt der Analyst Andreas Lauszat von dem Marktanalysten ndpgroup unserer Redaktion. Der ganze Bereich „Fast Casual“ laufe eigentlich recht erfolgreich.

    Vapiano hat offenbar zu schnell expandiert

    Woran also liegt es dann? Der seit Anfang Dezember amtierende Vapiano-Chef macht die schnelle Expansion seines Vorgängers verantwortlich. „Wir haben uns verzettelt in unserer schnellen Expansion“, sagte Everke zuletzt in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

    Auf 321 Standorte in 33 Ländern kam die Kette im vergangenen Jahr. Darunter sind mittlerweile auch Restaurants in Mexiko, Chile, Brasilien und China. Allein 2018 wuchs das Filialnetz um 32 neue Restaurants. Der frühere Chef Jochen Halfmann wollte das Vapiano-Reich bis 2020 sogar auf 330 Standorte ausdehnen. Das Problem dabei: Der positive Effekt eines einzigen Restaurants in China dürfte wahrscheinlich nahe null liegen.

    Vapiano hat die Expansion außerdem weniger durch Franchisenehmer geschafft als ursprünglich geplant. Das kostet viel Geld. Experten schätzen, dass jedes Restaurant im Schnitt 2,6 Millionen Euro kostet. Bereits im Februar kündigte Everke daher an, das Wachstumstempo im Kernmarkt Europa zu drosseln. Neue Restaurants soll es künftig nur noch in Metropolen geben.

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    Lange Wartezeiten zur Mittagszeit bei Vapiano

    Das allein dürfte aber die Krise nicht stoppen. Viele Schwierigkeiten sind hausgemacht. In der Vergangenheit waren darunter auch Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung von Mitarbeitern und Hygienemängel. So wurden Handyvideos von Mäusen bei Vapiano ins Netz gestellt. Hinzu kommt: Vor allem zur Mittagszeit, wenn die Gäste eigentlich schnell zurück an den Schreibtisch wollen, läuft es in vielen Vapiano-Filialen überhaupt nicht rund.

    Zuletzt dauerte die Zubereitung vieler neuer Gerichte zu lange, in der Küche herrschte teilweise Chaos und Ineffizienz. Statt lange in der Schlange zu stehen, sind die Kunden zur Konkurrenz abgewandert. Etwa zur Burgerkette Peter Pane oder zur Pizzakette L’Osteria. Bei L’Osteria jedenfalls läuft es rund, 2018 hat die Kette die 100. Filiale eröffnet.

    Vapiano-App wohl nicht so stark genutzt wie erhofft

    Mit dem nun erhaltenen Millionenkredit wolle man Vapiano auf einen „profitablen Wachstumspfad bringen“, heißt es vonseiten Vapianos auf eine Anfrage unserer Redaktion. In den Kernmärkten Deutschland, Österreich und Frankreich gebe es weitere Eröffnungen. Außerdem werde die Vapiano-App weiterentwickelt, hieß es. Offenbar wurde diese bisher nicht so stark genutzt wie erhofft.

    „Ich weiß nicht, ob ich acht verschiedene Nudelsorten benötige, wenn ich schon 22 unterschiedliche Gerichte habe. Wir sollten uns auf die Klassiker konzentrieren“, sagte Everke bereits im Februar zum Strategiewechsel. Es könnte die letzte Chance sein.