Hamburg/San José. Facebook will mehr Wert auf die Privatsphäre der Nutzer legen. WhatsApp bekommt eine Bezahlfunktion und Instagram einen Shopping-Kanal.

Jahrelang verstand sich Facebook als eine Art digitaler Marktplatz, auf dem sich alle möglichen Menschen treffen und austauschen. Doch nun, da Mark Zuckerberg, der Gründer des sozialen Netzwerks, die Privatsphäre als neues Thema entdeckt hat, scheint diese Metapher ausgedient zu haben. Stattdessen versteht der 34-Jährige seinen Konzern, zu dem auch die Dienste WhatsApp und Instagram gehören, nun als digitales Wohnzimmer.

Dieser Begriff war am Dienstag in Zuckerbergs Rede anlässlich der Eröffnung von Facebooks Entwicklerkonferenz F8 im kalifornischen San José omnipräsent. So geborgen wie im heimischen Wohnzimmer soll man sich künftig bei WhatsApp, Facebook und Instagram fühlen.

Sechs Prinzipien sollen Facebook künftig leiten

„Wir haben nicht den besten Ruf, was die Privatsphäre betrifft“, sagte Zuckerberg in Anspielung auf die vielen Datenskandale seines Konzerns. Er versprach, das Unternehmen grundlegend zu verändern.

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    Von sechs Prinzipien werde sich Facebook künftig leiten lassen: Private Interaktionen sollen ab sofort einen ebenso hohen Stellenwert haben wie Verschlüsselung und Sicherheit. Interoperabilität, also gemeinsame Standards aller Facebook-Produkte, sei ebenso wichtig wie Datenschutz und das Versprechen nicht alle Inhalte bis in alle Ewigkeit auf der Plattform lassen. Das klang ein wenig nach dem Recht auf Vergessen.

    WhatsApp erhält eine Bezahlfunktion

    Wohl auch dank besserer Verschlüsselung wird WhatsApp eine Bezahlfunktion anbieten, die derzeit in Indien getestet werde. „Geld zu verschicken, soll so einfach werden wie das Versenden eines Bildes“, sagte Zuckerberg. Zudem soll WhatsApp, ebenso wie der ähnlich funktionierende Kurznachrichtendienst Messenger, schneller werden. Zuckerberg sprach vom Projekt „Lichtgeschwindigkeit“. Das gemeinsame Anschauen von Videos via WhatsApp wird vereinfacht. Und der Bilderdienst Instagram bekommt einen Shopping-Kanal.

    Bei Facebook gibt es laut Zuckerberg, „die größten Veränderungen seit fünf Jahren“. Gruppen für alle möglichen Interessensgebiete, denen sich die Nutzer anschließen können, sollen eine ebenso große Bedeutung bekommen wie sie bisher die Facebook-Freunde haben. Zu diesem Zweck wird die Plattform etwas umgebaut. Auch ihr optisches Erscheinungsbild ändert sich. Weiß verdrängt die bei Facebook bisher dominierende Farbe Blau fast vollständig.

    Via Portal, einer Art Lautsprecher mit integriertem Display, mit dem Facebook Amazons Alexa Konkurrenz macht, kann man nun WhatsApp nutzen. Und die Konzerntochter Oculus hat zwei neue Virtual-Reality-Brillen im Angebot. (Kai-Hinrich Renner)