Hamburg. Zum Verkauf des Kerngeschäfts gäbe es für das Zeitungshaus DuMont theoretisch eine Alternative: „Strategische Allianzen“ mit Verlagen.

Die Bedeutung des geplanten Verkaufs des Kerngeschäfts der Kölner DuMont Mediengruppe („Hamburger Morgenpost“, „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Berliner Zeitung“) für die gesamte Zeitungsbranche kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Es ist ein Paukenschlag, der deutlich lauter ist als es die Insolvenzen der „Frankfurter Rundschau“ 2012 und des Münchener „Abendzeitung“ 2014 waren. Wenn eines der größten deutschen Regionalzeitungshäuser erwägt, seine Blätter komplett oder in Teilen abzustoßen, ist das ein Alarmsignal für alle Verlage.

Richtig ist aber auch, dass es bisher nur Verkaufspläne gibt. Entschieden ist noch gar nichts. Allerdings ist die Darstellung der Mediengruppe, eine mögliche Veräußerung sei nur eine von „verschiedenen Handlungsoptionen“, die derzeit geprüft würden, zumindest missverständlich formuliert. Denn geprüft wird momentan überhaupt nichts.

DuMont bevorzugt Verkauf seiner Titel

Mit dem Versand des Verkaufsprospekts an diverse Verlage hat der Verkaufsprozess bereits vor ein paar Wochen begonnen. Geprüft wird erst dann wieder, wenn die ersten Angebote vorliegen. Damit ist ein Verkauf nicht eine Option unter vielen, sondern die von DuMont bevorzugte. Und zwar eine, die von den Gesellschaftern abgesegnet sein muss. Denn dass ein Vorstand das Kerngeschäft des ihm anvertrauten Unternehmens ohne Zustimmung der Anteilseigner Wettbewerbern zum Kauf anbietet, ist schlicht nicht vorstellbar.

Dennoch benötigt DuMont einen Plan B, sollte der Verkaufsprozess nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen. Das ist keineswegs unwahrscheinlich, gelten doch die maroden Boulevardblätter der Gruppe („Express“, „Hamburger Morgenpost“, „Berliner Kurier“) ebenso wie die angeschlagene „Berliner Zeitung“ als schwer verkäuflich.

DuMont kooperiert auf vielen Feldern mit der Madsack Gruppe

Was also sind die alternativen „Handlungsoptionen“, die es neben einem Verkauf gibt? In einer Rede vor Mitarbeitern umriss DuMonts Vorstands-Chef Christoph Bauer bereits im Januar drei Schwerpunkte, die 2019 im Geschäftsbereich Zeitungen angegangen werden sollten. Die brisanten Verkaufspläne verschwieg er wohlweislich. Stattdessen identifizierte er neben einem Ausbau der Bezahlinhalte und einer Weiterentwicklung der „digitalen Agenda“ auch „strategische Allianzen“ als zentrales Thema dieses Geschäftsfelds.

Tatsächlich wären „strategische Allianzen“, die sich von ganz normalen Kooperationen mit anderen Verlagen bis hin zu Überkreuzbeteiligungen erstrecken könnten, eine mögliche Alternative zu einem Verkauf. Vor allem mit einem Zeitungshaus kooperiert DuMont heute auf vielen Feldern sehr eng – mit der Madsack Gruppe („Hannoversche Allgemeine Zeitung“ „Leipziger Volkszeitung“) aus Hannover.

Boulevardblätter von DuMont dürften schwer zu verkaufen sein

Ein Vorzeigeprojekt ist der 2018 gegründete Dienstleister RND Berlin GmbH, der die Blätter der beiden Zeitungsgruppen mit Berichten aus Politik und Wirtschaft versorgt. Madsack gehören 75, DuMont die übrigen 25 Prozent der Firma. Auch auf anderen Gebieten arbeiten beide Verlage eng zusammen. Das geht vom Druck – die „Hamburger Morgenpost“ wird in der zum Madsack-Reich gehörenden Druckerei der „Kieler Nachrichten“ hergestellt, Madsacks „Leipziger Volkszeitung“ ab 2020 in DuMonts Druckerei in Halle – bis zu Madsacks Softwarelösung VI&VA für Anzeigen- und Vertriebssysteme, die auch DuMont nutzt.

Gut möglich, dass Madsack bereit ist, diese Zusammenarbeit auszuweiten, vielleicht sogar bis hin zu Beteiligungen an dem einen oder anderen Blatt der Rheinländer. Rein theoretisch käme übrigens auch die Funke Mediengruppe, zu der auch unsere Redaktion gehört, als Partner oder Interessent in Frage. Mit den Boulevardtiteln DuMonts könnte dieses Medienhaus aber wohl ebenso wenig wie Madsack anfangen. Es sind vor allem diese Blätter, die vor einer höchst ungewissen Zukunft stehen.