Berlin . Der Online-Händler Zalando will den Modemarkt dominieren. Er setzt auf neue Kooperationen und das Mitgliederprogramm „Zalando Plus“.

Der deutsche Online-Händler Zalando wächst weiter schnell. Allerdings muss das Unternehmen mehr tun, damit die Auslieferung der vielen Pakete besser läuft. „Wir müssen im Bereich der Zustellung zum Teil umdenken“, sagte Firmenchef Rubin Ritter, als er in der neuen Konzernzentrale in Berlin die Jahresbilanz für 2018 vorstellte.

Zalando wolle mit mehr örtlichen Partnern zusammenarbeiten, um Sendungen möglichst noch am selben Tag zum Kunden zu bringen. Dafür nimmt der Händler Kontakt zu kleineren Zustelldiensten jenseits großer Namen wie DHL auf.

Die Zahl der Bestellungen hat Zalando im abgelaufenen Jahr um 28 Prozent gesteigert. Allerdings schrumpften die Warenkörbe dabei im Durchschnitt um fünf Prozent.

Da die Kunden ihre Bestellungen inzwischen eher auf dem Smartphone statt am PC aufgeben, gönnen sie sich zwar öfter etwas – dafür packen sie aber weniger Teile in den virtuellen Einkaufswagen. Die Zahl der verschickten Pakete steigt dadurch zusätzlich.

Darauf will Zalando reagieren. In Berlin etwa kooperiert der Händler mit dem kleinen Lieferdienst Tiramizoo. Der liefert schneller und persönlicher – im günstigsten Fall innerhalb weniger Stunden. In anderen Großstadtregionen wie dem Ruhrgebiet, Rhein/Main oder Dresden hat Zalando ebenfalls Partner gewonnen, die eine schnellere Zustellung garantieren als die große Konkurrenz.

Das Geschäft im Sommer sah mau aus

Die Zalando-Vorstände David Schneider (rechts), Robert Gentz (links) und Rubin Ritter.
Die Zalando-Vorstände David Schneider (rechts), Robert Gentz (links) und Rubin Ritter. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Das vergangene Jahr sah für Europas größten Online-Modehändler, der 15.000 Mitarbeiter hat, davon allein gut 6000 in Berlin, insgesamt gut aus. Der Umsatz legte um ein Fünftel auf 5,4 Milliarden Euro zu, was jedoch vor allem einer großen Zahl von Bestellungen vor Weihnachten zu verdanken war.

Nachdem das Geschäft im Sommer erst mau ausgesehen hatte, haben die Kunden zum Rabatt-Tag „Black Friday“ und in der Adventszeit noch einmal richtig nachgelegt. Diesen Schwung will Zalando mitnehmen – für 2019 wird ein Umsatzplus von mindestens 20 Prozent in Aussicht gestellt.

Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) soll nach einem Rückgang im vergangenen Jahr (minus 20 Prozent auf rund 173 Millionen Euro) auf bis zu 225 Millionen Euro klettern. Dazu sollen auch mehr zahlende Mitglieder beitragen, die von Vorteilen ähnlich wie bei Amazon Prime profitieren können.

Ziel: Erste Anlaufstelle für Mode

„Wir wollen mehr als dreimal so stark wachsen wie der gesamte Online-Modemarkt“, sagte Rubin Ritter. Vorbild für seinen Vorstandskollegen David Schröder ist der Erfolg von Netflix und Spotify, welche die Film- und Musikbranche durcheinandergewirbelt haben. „Wir wollen die erste Anlaufstelle für Mode werden“, erklärte Schröder. Anleger ließen sich von dem Optimismus anstecken. Die im MDax gelistete Aktie legte zeitweise um fast 20 Prozent zu.

Aktuell hat Zalando mehr als 26 Millionen Kunden. Allein im vierten Quartal 2018 kamen 1,3 Millionen hinzu. Um sie bei der Stange zu halten, will der Konzern, der seinen Vorstand jetzt von drei auf fünf Mitglieder erweitert, kräftig investieren und rund 300 Millionen Euro in Logistik und Technologie stecken.

Kunden werden mit Zalando Plus schneller beliefert

Zudem fließt Geld in den Ausbau des Mitgliederprogramms Zalando Plus, das sich an Amazon Prime orientiert. Gegen eine Jahresgebühr von 50 Euro werden Kunden zum Beispiel schneller beliefert. Mitglieder gäben zwei- bis dreimal mehr aus als andere Kunden, sagte Vorstand Robert Gentz. Darum werde das Programm auf die Schweiz und Italien ausgeweitet. Zalando ist in 17 Ländern aktiv und verkauft auch Kosmetika.

Künftig will Zalando noch mehr verschiedene Produkte und Stile anbieten. Dazu werde die Plattform für mehr unabhängige Händler geöffnet, die ihre Kleidung auf eigenen Markenseiten anbieten, sagte Ritter. Zalando kassiert dann eine Umsatzbeteiligung von den Shops. Der Umsatzanteil dieses Partnerprogramms, so Ritter, werde bis 2023/ 2024 auf etwa 40 Prozent steigen. (mit rtr)