Hamburg. Banken buhlen um neue Kunden. Und bieten hohe Prämien an. Wir zeigen, wie man bei einem Wechsel ordentlich dazu verdienen kann.

Es klingt nach viel Geld, und zwar geschenkt: Bis zu 7500 Euro bietet die Deutsche Bank, wenn Kunden mit ihrem Wertpapierdepot zu dem Institut wechseln. Commerzbank und Targobank locken mit ähnlichen Aktionen.

Nach mehr oder weniger durchwachsenen Geschäftsjahren tun die Banken im Moment alles, um die Aufmerksamkeit neuer potenzieller Kunden zu gewinnen. „Die Depotwechselprämie wird von den Kunden gut angenommen“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank.

Banken werben mit Gutschriften

Bei der Commerzbank gibt man sich ähnlich zufrieden: Die temporären Aktionen zur Neukundengewinnung seien bundesweit ein Erfolg, sagt Thomas Kleyboldt von der Commerzbank. Das Geldhaus möchte bis 2020 insgesamt zwei Millionen Neukunden gewinnen. Die Hälfte davon sei bereits erreicht, heißt es.

Für die Eröffnung eines Girokontos wirbt die Commerzbank mit 100 Euro Gutschrift. Die Postbank lockt die Kunden hingegen mit hohen Zinsen. 1,4 Prozent für vier Monate gibt es für neues Geld, das bei dem Institut eingezahlt wird.

Kunden mit Wertpapiers sollen gelockt werden

Davon profitieren auch Bestandskunden. Noch höher fallen die Zinsen mit zwei Prozent für sechs Monate aus, wenn zugleich die Hälfte der Anlagesumme in einen Investmentfonds investiert wird.

Dass vor allem Kunden mit Wertpapieren in ihren Depots gelockt werden, ist klar kalkuliert. Denn davon versprechen sich die Banken noch ein gutes Geschäft. Spargelder sind nur eine Belastung für die Geldinstitute, weil sie dafür Strafzinsen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen müssen. Dagegen versprechen Depots noch Einnahmen. Nicht nur für die Verwahrung der Wertpapiere verlangen die Banken Gebühren. Die Geldinstitute hoffen auch auf neue Transaktionen, die ebenfalls Kosten für den Kunden verursachen – und Einnahmen für die Banken.

Sonderzinsen gibt es oft nur wenige Monate

Doch was taugen die Lockangebote der Banken? „Die Verbraucher sollten sich von den Werbebotschaften nicht blenden lassen“, sagt Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn um 7500 Euro Prämie von der Deutschen Bank zu erhalten, müsse der Kunde Aktien, Anleihen oder Investmentfonds im Wert von 1,5 Millionen Euro in ein Depot der Bank übertragen. Wer nur 50.000 Euro hat, bekommt 250 Euro. Es ist die geringste Summe von allen drei Banken.

Auch bei höheren Depotwerten schneiden Commerzbank und Targobank mit ihren Wechselprämien besser ab. Solche Prämien gelten als sonstige Einkünfte und müssen vom Kunden versteuert werden, wenn sie 256 Euro im Jahr überschreiten.

Passt das Depot zum Kunden?

„Außerdem muss man sich damit beschäftigen, welche Kosten künftig anfallen und ob das neue Depot zum Kunden passt“, sagt Doris Kappes von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das sei im Prinzip nicht anders als bei einem Telefon- oder Internettarif. Alle Banken bieten mehrere Depotmodelle an.

Günstig ist das Klassik-Depot der Targobank, da keine Gebühren fällig werden, wenn ein Online-Postfach genutzt wird. Das günstigste Depot bei der Deutschen Bank kostet mindestens knapp 20 Euro im Jahr. „Es richtet sich an Anleger, die nur gelegentlich mit Wertpapieren handeln“, sagt eine Sprecherin des Geldinstituts.

Zinsangebote genau überprüfen

„Bei den Zinsangeboten setzen die Banken darauf, dass die Kunden ihre Gelder nicht wieder abziehen, wenn der Sonderzins ausläuft“, sagt Kerstin Becker-Eiselen. Die Verzinsung der Postbank von 1,4 Prozent für neues Geld gibt es nur von Anfang April bis Ende Juli 2019. Danach dürften die Zinsen wieder auf das übliche Niveau von 0,01 Prozent sinken.

Besser sei ein Konto, das dauerhaft noch akzeptable Zinsen zahlt, wenn man das Geld länger entbehren kann, so Becker-Eiselen.

So gibt es für ein Jahr bei der französischen Bank Crédit Agricole noch 1,01 Prozent Zinsen. Das macht bei 75.000 Euro, dem Maximalbetrag für das Postbankangebot, rund 757 Euro Zinsen im Jahr. Die Postbank zahlt nur 350 Euro.