Berlin. In Deutschland gibt es große regionale Unterschiede bei Löhnen und Gehältern. Eine neue Studie liefert konkrete Zahlen. Die Übersicht.

Wo in Deutschland lässt sich das meiste Geld verdienen? In welchem Bundesland verdienen Beschäftigte besonders wenig? Und welche Landeshauptstädte liegen bei den Gehältern vorn?

Antworten liefert der Gehaltsatlas 2019: Für die Studie hat das Vergleichsportal Gehalt.de mehr als 492.000 Gehaltsangaben aus den vergangenen zwölf Monaten analysiert. Und das sind die Ergebnisse der Studie:

Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg liegen ganz vorn

  • Hessen ist auch in diesem Jahr das Bundesland mit den höchsten Gehältern in ganz Deutschland. Das Einkommensniveau für Beschäftigte liegt dort 14,1 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Damit hat Hessen seinen Vorsprung im Vergleich zum Vorjahr um weitere 1,4 Prozentpunkte ausgebaut.
  • Auf dem zweiten Platz liegt Baden-Württemberg. Dort liegt das Einkommensniveau 8,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
  • In Hamburg, das im Gehaltsranking Platz 3 belegt, liegt dieser Wert bei 5,9 Prozent.
  • Bayern ist diesmal im Ranking auf den vierten Platz gerutscht. Dort verdienen Angestellte 5,1 Prozent mehr Gehalt als im Rest der Republik.
  • Nordrhein-Westfalen belegt den fünften Platz – knapp vor Rheinland-Pfalz.
  • Die niedrigsten Gehälter bekommen Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern. Sie liegen dort 24 Prozent unter dem Durchschnitt.
  • In Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind es jeweils 21 Prozent weniger Lohn.

„Nennenswert in Hessen sind die Finanzhochburg Frankfurt sowie die sehr ausgeprägte Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche“, erklärt Philip Bierbach, der Geschäftsführer von Gehalt.de. „In beiden Sektoren verdienen Fach- und Führungskräfte Top-Gehälter.“

Das beste Pflaster für Berufseinsteiger

Auch für akademische Berufseinsteiger und Menschen mit abgeschlossener Ausbildung ist Hessen das attraktivste Bundesland. Dort starten Akademiker mit einem Bruttojahresgehalt von durchschnittlich 52.657 Euro in ihre Karrieren. Junge Beschäftigte in Lehrberufen verdienen in Hessen im Schnitt 35.117 Euro.

In der Kategorie Berufseinstieg ist wieder Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht. Dort beziehen Akademiker in den ersten Berufsjahren ein Durchschnittsgehalt von 35.057 Euro – also weniger als jemand mit Berufsausbildung in Hessen.

Dazu heißt es in der Studie: „Mecklenburg-Vorpommern ist geprägt vom Tourismus entlang der Ostseeküste sowie von einer starken Landwirtschaft. Hohe Gehälter werden in diesen Branchen jedoch nicht gezahlt.“

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    Das sind die attraktivsten Städte

    • Das Ranking der Landeshauptstädte führt Stuttgart an. Dort liegen die Gehälter 24,8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. „Stuttgart bietet sehr attraktive Perspektiven für Fach- und Führungskräfte“, so Philip Bierbach. „Die Stadt ist berühmt für ihre Luft- und Raumfahrt- sowie Automobilbranche.“
    • Knapp hinter Stuttgart auf Platz 2 liegt die bayerische Landeshauptstadt: In München liegen die Gehälter 24,4 Prozent über dem Schnitt.
    • Mit etwas Abstand folgt auf Platz 3 Düsseldorf mit 17,7 Prozent über dem Schnitt.
    • Die Landeshauptstädte mit den niedrigsten Löhnen sind alle in Ostdeutschland: In Erfurt liegen die Löhne 15,6 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, in Potsdam 15,8 Prozent und in Schwerin 21,7 Prozent.

    Berlin ist Spitzenreiter im Osten

    Berlin erreicht mit 94,5 Prozent im Vergleich zu den übrigen östlichen Bundesländern ein hohes Gehaltsniveau. Beschäftigte beziehen dort ein durchschnittliches Einkommen in Höhe von 42.525 Euro. In allen restlichen neuen Bundesländern verdienen Arbeitnehmer im Schnitt weniger als 37.000 Euro.

    Gehälter im Osten steigen langsam

    Trotz immer noch hoher Unterschiede kommen sich Osten und Westen bei den Löhnen näher. Das zeigt der Blick auf die Gehaltsentwicklung: 2017 lag die Lohndifferenz noch bei 25,2 Prozent. Laut der aktuellen Studie von Gehalt.de ist dieser Abstand nun auf 23,9 Prozent geschrumpft.

    Den größten Sprung der ostdeutschen Länder hat Sachsen-Anhalt gemacht – mit einem Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gehälter in Brandenburg sind um 2,7 Prozent gestiegen und die in Mecklenburg-Vorpommern um 2,4 Prozent.

    „Die Gehälter im Osten und Westen gleichen sich an, wenn auch langsam“, erklärt Philip Bierbach. „Die sinkende Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern und die steigende Attraktivität von Städten wie Berlin, Dresden und Leipzig tragen zu einer positiven Gehaltsentwicklung bei.

    Wo der Gender Pay Gap am höchsten ist

    Die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern, der sogenannte Gender Pay Gap, verringert sich weiter – wenn auch langsam. Am niedrigsten lag der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern in Mecklenburg-Vorpommern mit 16,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 2,7 Prozent weniger.

    Den höchsten Gender Pay Gap gibt es in Baden-Württemberg. Dort klaffen die Gehälter von Frauen und Männern um 26,5 Prozent auseinander. „Einkommensstarke Bundesländer wie Bayern oder Baden-Württemberg weisen in der Regel auch eine hohe Entgeltlücke auf, da die Gehaltsschere hier insgesamt stärker auseinander geht“, sagt Philip Bierbach.

    (Anmerkung: Es handelt sich um die unbereinigte Entgeltlücke, bei der relevante Faktoren wie Berufserfahrung, Alter, Region oder Unternehmensgröße unberücksichtigt bleiben.) (küp)

    Zahlen, bitte: Zu Besuch beim Chefstatistiker Deutschlands

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