Bielefeld. Unruhige Zeiten bei Gerry Weber: Der Modehersteller hat Insolvenz angemeldet. Für die Tochter Hallhuber sieht es aber ganz gut aus.

Das Geschäft der Modemarke Hallhuber, die zum insolventen Modehersteller Gerry Weber gehört, soll vorerst weitergehen. Derzeit verhandelt Gerry Weber mit einem Investor über eine sogenannte Brückenfinanzierung der Unternehmenstochter. Weitere Angaben zum Investor machte das Unternehmen nicht.

Gerry Weber hatte im vergangenen Monat beim Amtsgericht Bielefeld Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen war zunächst nur die Muttergesellschaft mit den Marken Taifun und Samoon. Bei Gerry Weber arbeiten etwa 580 Menschen.

Ziel des Insolvenzverfahrens ist es demnach, „das Unternehmen im Zuge der laufenden Restrukturierung zu sanieren“.

Unternehmen hat Schulden

Vorangegangen waren Gespräche mit Banken und Gläubigern über eine mögliche Zukunft – diese scheiterten aber. Der Modekonzern schuldet nach Informationen des Branchenfachblatts „Textilwirtschaft“ Schuldschein-Gläubigern rund 218 Millionen Euro.

Für die Tochtergesellschaft – inklusive Hallhuber – wurden keine Insolvenzanträge gestellt. Der Vorstand bliebe mit sämtlichen Befugnissen und Pflichten im Amt und stellt den Geschäftsbetrieb sicher, hieß es bereits zum Zeitpunkt der Insolvenz-Mitteilung.

Onlinehandel belastet klassische Ketten

Der Modehändler kämpft an vielen Fronten. Unter anderem leidet er am Siegeszug des Onlinehandels im Modemarkt. Im E-Commerce ist das Unternehmen bislang nur schwach positioniert. Außerdem haben die Marken des Konzerns an Attraktivität verloren.

Gleichzeitig ist der Wettbewerb durch Konkurrenten wie H&M oder die Inditex-Tochter Zara härter geworden. Zudem erweiterte Primark den Markt der Billig-Anbieter enorm.

Zu viele Läden eröffnet, Umstrukturierungen schlugen fehl

Managementfehler verschärften die Situation. So übernahm sich Gerry Weber mit der Eröffnung zu vieler eigener Läden. Versuche, mit Personalabbau, Ladenschließungen und Umstrukturierungen gegenzusteuern, kamen erst spät.

Das für den gesamten deutschen Textilhandel schwierige Jahr 2018 mit seinem nicht enden wollenden heißen Sommer, der die Kunden aus den Fußgängerzonen vertrieb, verschärfte die Situation für Gerry Weber dann noch einmal.

Viele Probleme in der Branche

Auch andere Hersteller kämpfen mit solchen Problemen. Esprit und Tom Tailor etwa schreiben rote Zahlen. Die Deutschen geben seit Jahren konstant gleich viel Geld für Kleidung aus, allerdings investieren sie es eben auch im Internet.

„Es ist ein gnadenloser Ausleseprozess“, urteilte kürzlich Peter Frank von der Münchner Handelsberatung BBE.

Doch das ist nicht alles. „Dem Modemarkt fehlt es an tiefgreifenden Innovationen“, klagte kürzlich das Fachblatt „Textilwirtschaft“. Mode an sich und auch der stationäre Modekauf hätten an Strahlkraft verloren. Stattdessen gäben die Verbraucher ihr Geld lieber für neue Smartphones, gutes Essen oder einen Kurztrip nach Paris aus. (sdo/aba/dpa)