Frankfurt/Main. Das Finanzministerium führt Gespräche mit Deutschen Bank und Commerzbank. In der Branche gibt es weiter Gerüchte über eine Fusion.

Über ein Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbank wird seit Monaten spekuliert. Genaues ist bisher nicht bekannt, allerdings deutet einiges daraufhin, dass die Bundesregierung im Hintergrund solch eine Fusion auslotet.

So gibt es nach Informationen der „FAZ“ enge Kontakte aus der Regierung zu beiden Instituten und zum US-Finanzinvestor Cerberus, der an beiden Banken beteiligt ist. Zumindest soll das Bundesfinanzministerium entsprechend auf eine Anfrage des Grünen-Bundestags­abgeordneten Gerhard Zickenheiner geantwortet haben. Aber was bedeuten solche Kontakte konkret?

Unklar ist unter Bankexperten die Rolle des Finanzinvestors. Er hält an der Deutschen Bank gut drei, an der Commerzbank gut fünf Prozent. Allerdings besitzt das nach dem Höllenhund der griechischen Sage benannte Investmenthaus auch Anteile an einigen anderen europäischen Banken und hat vor knapp einem Jahr gemeinsam mit dem Investor JC Flowers die ehemalige Landesbank HSH Nordbank, jetzt Hamburg Commercial Bank, übernommen.

Beide Banken müssen IT modernisieren

Dass auch die Bundesregierung, namentlich Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, mit dem Investor im Gespräch ist, lässt Spekulationen aufkommen, die Bundesregierung treibe eine deutsche oder gar eine grenzüberschreitende Fusion voran. Kukies war bis zu seiner Berufung durch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, hat also einen guten Draht in die Branche.

Die Skyline von Frankfurt am Main.
Die Skyline von Frankfurt am Main. © iStockphoto | TBE

Eine Fusion ist für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing derzeit kein Thema, das hat er erst wieder beim Weltwirtschaftsforum in Davos bestätigt. Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke wehrt ab, wenn er darauf angesprochen wird. Beide verweisen gern auf die „Hausaufgaben“ des jeweils anderen. Tatsächlich müssen beide Banken ihre IT modernisieren und große Summen in die Digitalisierung investieren.

Die Beschäftigten stehen einem solchen Vorhaben ohnehin kritisch gegenüber. Erst vor wenigen Tagen sagte Jan Duscheck, der für Verdi im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, das sei kein Szenario, das sich die Gewerkschaft wünsche, weil es wahrscheinlich mit einem erheblichen Arbeitsplatzabbau verbunden sei. Zu viele Geschäftsbereiche der beiden Häuser überlappen sich, was allerdings auch den Charme einer Fusion ausmacht: Es gibt hohes Sparpotenzial.

Bund dürfte Fusion stärker vorantreiben

An den Spekulationen sei „offensichtlich etwas dran“, glaubt Markus Rießelmann von Independent Research. „Wahrscheinlich gewährt man den beiden Banken noch ein Jahr Zeit zur Umstrukturierung.“ Sollte vor allem die Deutsche Bank dann keine Wende im Investmentbanking geschafft haben, dürfte die Bundesregierung wohl eine Fusion stärker vorantreiben. Beteiligt ist sie seit der Teilverstaatlichung im Zuge der Finanzkrise 2009 nur an der Commerzbank.

Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, sagt: „Immer dann, wenn der Staat angefangen hat, sich wirtschaftlich zu bestätigen oder in der Wirtschaft herumzufuhrwerken, sind die Dinge meistens schiefgegangen. Nur weil man Bundesfinanzminister ist, ist man nicht gleichzeitig auch ein guter Stratege am Unternehmensmarkt.“