Berlin . Die Innenstädte konkurrieren mit dem Onlinehandel um die Gunst der Bummler. Ostdeutsche Städte sind beliebter als westdeutsche Städte.

Zum Bummeln in die Stadt: Das macht den Deutschen anscheinend nur mäßig Spaß. Bei einer Befragung durch das Kölner Marktforschungsinstitut IFH vergaben die fast 60.000 Befragten den deutschen Innenstädten eine 3+ als Durchschnittsnote. Ostdeutsche Städte sind beliebter als westdeutsche Städte.

Untersucht wurden Faktoren wie Ambiente, Erreichbarkeit, Parkmöglichkeiten und Ladenöffnungszeiten. Auch zu Angeboten innerhalb der Innenstadt wie Freizeiteinrichtungen und Ladenöffnungszeiten wurden die Passanten befragt.

Trier kann als einzige westdeutsche Stadt überzeugen

In ganz Deutschland sind die Passanten nur mäßig begeistert von den Innenstädten. Ostdeutsche Städte scheinen dagegen eine Besonderheit darzustellen und Passanten immer noch zum Shopping vor Ort begeistern zu können.

Das IFH hat Städte nach Einwohnerzahlen in fünf verschiedene Kategorien unterteilt. Vier dieser fünf Kategorien konnten ostdeutsche Städte gewinnen. Die einzige Ausnahme bildet Trier in der Kategorie der 100.000 bis 200.000 Einwohner-Städte.

Trier, hier mit der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt, konnte als einzige westdeutsche Stadt eine Kategorie der beliebtesten Innenstädte gewinnen.
Trier, hier mit der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt, konnte als einzige westdeutsche Stadt eine Kategorie der beliebtesten Innenstädte gewinnen. © dpa | Fredrik von Erichsen

Leipzig behält Spitzenplatz

Grundsätzlich positiv schnitten die Metropolen mit über einer halben Million Einwohnern ab. Diese Großstädte erhielten alle mindestens eine 2-. Am beliebtesten ist Leipzig. Die sächsische Stadt hatte das Ranking auch bei der letzten Erhebung 2016 bereits angeführt.

Eine Größenklasse darunter, in der Kategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohner, konnte die thüringische Hauptstadt Erfurt die Passanten am meisten überzeugen. Bei den kleineren Städten konnten zwei Küstenorte aus Mecklenburg-Vorpommern die Gunst der Bummler gewinnen.

Stralsund siegte in der Kategorie mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern. Bis zu 50.000 Einwohnern setzte sich die UNESCO-Welterbestadt Wismar durch.

Beliebte Küstenstadt: Stralsund, hier mit Anglern vor dem Ozeaneum, der St. Marienkirche und der St. Jakobikirche, ist die beliebteste Stadt in der Kategorie 50.000 bis 100.000 Einwohner.
Beliebte Küstenstadt: Stralsund, hier mit Anglern vor dem Ozeaneum, der St. Marienkirche und der St. Jakobikirche, ist die beliebteste Stadt in der Kategorie 50.000 bis 100.000 Einwohner. © dpa | Stefan Sauer

Deutsche Städte treten auf der Stelle

Von einer Veröffentlichung der Städte, die besonders schlecht abschnitten, sah das IFH ab, da die Teilnahme an der Studie freiwillig sei.

Auch bei der letzten Befragung 2016 sprang in der Gesamtwertung nur eine 3+ für die deutschen Städte heraus, ebenso zwei Jahre zuvor.

Dass die Städte auf der Stelle treten, hält IFH-Geschäftsführer Boris Hedde für problematisch: „Eine „Drei plus“ reicht auf Dauer nicht, um in Zeiten des Strukturwandels konkurrenzfähig zu sein“, sagte Hedde der Deutschen Presse-Agentur. Seine Schlussfolgerung: „Viele Standorte, die kein klares Profil haben, werden das nicht überleben.“

Parksituation wird kritisch bewertet

Am kritischsten äußerten sich die Befragten zu der Parksituation in den Innenstädten. Wichtig ist ihnen, dass sie vorher im Internet nachschauen können, ob die Geschäfte in der Stadt geöffnet und die gesuchten Produkte vorrätig haben.

Den Ausschlag, ob man in die eigene Fußgängerzone oder ins große Shoppingcenter in der nächsten Stadt fährt, machen laut der Studie vor allem die Auswahl und das Flair aus.

„Wer mit einer historischen Altstadt oder einer in Jahrhunderten gewachsenen Stadtsilhouette punkten kann, hat es immer einfacher“, meint Hedde.

Online-Handel greift Innenstädten die Kunden ab

Aber auch Städte, die diese historischen Faktoren nicht haben, können beim Verbraucher punkten – „wenn sie Events und gastronomische Erlebnisse bieten und das Einkaufen für die Kunden so bequem wie möglich machen.“

Die deutschen Innenstädte müssen auch um die Gunst der Kunden buhlen – denn das Internet wird immer beliebter. Jeder dritte unter 25-Jährige gab in der Studie an, seltener in die Stadt zu fahren als früher. Insgesamt besuchen 20 Prozent der Deutschen die Innenstädte weniger als in Zeiten vor dem Online-Shopping. (tki/dpa)