Berlin. Hans-Walter Peters rechnet für das Jahr mit moderatem Wachstum und sinkender Arbeitslosigkeit. Nur für Sparer wird es wieder bitter.

2018 hat die deutsche Wirtschaft und manch Unternehmen ordentlich mitgenommen. Strafzölle, Unsicherheiten, geopolitische Spannungen beeinflussten das Geschehen — mit Folgen für Exporte und Gewinne, Zinsen und Aktienkurse. Was bringt das Jahr 2019? Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes und persönlich haftender Gesellschafter der Berenberg-Bank in Hamburg, gibt einen Überblick.

Konjunktur

Die von den USA ausgehenden Handelskonflikte hätten schon 2018 Bremsspuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen, sagt Peters. Der äußerst kräftige Aufschwung habe in dem Jahr einen deutlichen Dämpfer erhalten. „Für 2019 bin ich dennoch verhalten hoffnungsvoll.“

Die negativen Folgen der US-Handelspolitik würden sich bemerkbar machen; auf der anderen Seite sollte sich die Wirtschaft in vielen Schwellenländern aber wieder fangen. Für Deutschland rechnet der Bankenpräsident mit einem Wachstum von rund 1,5 Prozent, aus seiner Sicht nur ein mäßiger Wert. „Als Schulnote wäre dies ein ,Befriedigend’.“

Wirtschaftspolitik

Der Bankenpräsident ist wenig optimistisch für den Jahresanfang. „Die nächsten Monate können ruppig werden. Kurzfristig sehe ich keine Entspannung des Handelskonfliktes mit den USA.“ Deutschland und die EU müssten dennoch besonnen reagieren und überzeugende Antworten finden.

Ganz wichtig aus Peters’ Sicht: „Ein Abdriften in eine protektionistische Spirale – an deren Ende alle verlieren würden – muss auf jeden Fall verhindert werden.“ Doch es gibt einen Lichtblick: „Weil die Handelspolitik der USA nach und nach auch die US-Wirtschaft belastet, setze ich aber auf die Vernunft aller Verhandlungspartner.“

Arbeitsmarkt

Hier gibt es für 2019 gute Nachrichten. Dank der robusten Binnennachfrage hätten die globalen Handelskonflikte zum Glück keine gravierenden Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt, sagt Peters. „Das Beschäftigungswachstum setzt sich fort und wird neue historische Höchststände erreichen.“

Aber: Unter anderem wegen des Fachkräftemangels werde der Zuwachs eine etwas geringere Taktzahl haben als in den vergangenen Jahren.

Der Bankenpräsident schätzt, dass die Zahl der Arbeitslosen 2019 „im Durchschnitt auf rund 2,2 Millionen sinken“ könnte. „Das wäre eine weitere Erfolgsmeldung.“ 2018 gab es im Schnitt 2,35 Millionen Arbeitslose in Deutschland.

Finanzmärkte

Anleger müssen sich dem Bankenpräsidenten zufolge auf weiter unruhige Zeiten einstellen: „Die politischen Unsicherheiten werden auch in der nächsten Zeit das Geschehen an den Finanzmärkten bestimmen. Es ist daher weiterhin auch mit stärkeren Ausschlägen zu rechnen.“

Gemessen an den wirtschaftlichen Fundamentaldaten hält er den Deutschen Aktienindex Dax aber nach den letzten Kurskorrekturen nicht mehr für hoch bewertet. Er notierte zum Jahresende bei 10.558,96 Punkten, nach 14 Prozent Verlust in den letzten drei Monaten des Jahres 2018. Im Gesamtjahr waren es sogar mehr als 18 Prozent.

Peters ist optimistisch für 2019: „Bei einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung könnte der Dax im nächsten Jahr wieder an Boden gewinnen.“ Starke Nerven seien für Aktienanleger aber hilfreich, gerade mit Blick auf die Unsicherheiten – von den Handelskonflikten über den Brexit bis hin zur Finanzpolitik in Italien.

Zinsen

Auch für klassische Sparer hat der Bankenpräsident schlechte Nachrichten, sie werden weiterhin nur wenig für ihr Erspartes bekommen: „Das Zinsumfeld dürfte sich 2019 nur wenig verändern.“ Schuld ist aus Peters Sicht die Europäische Zentralbank.

„Die EZB ignoriert nach wie vor sämtliche Mahnungen von allen Seiten und schiebt den Ausstieg aus den Negativzinsen auf die lange Bank. Das ist aus meiner Sicht falsch.“

Bankenmarkt

2018 war für die deutschen Banken kein gutes Jahr. Allein die Aktienkurse der großen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank fielen dramatisch, das Geschäft schwächelte. Und es wird sich sobald nichts ändern: „Für die Banken bleibt 2019 herausfordernd“, erwartet Peters.

„Niedrigzinsen, Regulierung und notwendige Investitionen in die Digitalisierung haben ihren Preis.“ Starke Banken seien aber von zentraler Bedeutung für eine starke Wirtschaft.

„Deshalb ist es wichtig, dass wir 2019 weiter daran arbeiten unserer Banken international wettbewerbsfähig zu machen.“ Für Bankenpräsident Peters gehört dazu zum Beispiel ein Regulierungs-Check. „Schwachstellen, Widersprüche und offenkundige Übertreibungen der Regulierung müssen reduziert werden, ohne dass deswegen an der Stabilität Abstriche gemacht werden.“

Der Verband und der Manager

Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes.
Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Der Bundesverband deutscher Banken vertritt mehr als 200 private Banken in Deutschland. Mitglieder sind auch mehrere Fintechs. Die Institute haben nach Bilanzsumme einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Beim Privatkundengeschäft ist es rund ein Drittel. Seit April 2016 ist Hans-Walter Peters Präsident des Bankenverbands. Vorgänger war Herbert Fitschen, damals einer der Co-Chefs der Deutschen Bank.

Peters kommt von der Privatbank Berenberg aus Hamburg. Der 63-Jährige arbeitet seit 1994 im Geldhaus, seit 2016 als Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter. Peters stammt aus Soltau, ist verheiratet und hat zwei Kinder. In der Freizeit spielt er gern Golf.