Berlin. Das Emirat Katar steigt überraschend aus dem Ölförder-Kartell Opec aus. Wer auf niedrigere Öl- und Benzinpreise hofft, wird enttäuscht.

Die Nachricht überraschte: Das superreiche Emirat Katar am Persischen Golf steigt im kommenden Januar aus dem Ölförder-Kartell Opec aus. Das sieht auf den ersten Blick wie eine Schwächung der mächtigen Öl-Lobby aus. Das wiederum gäbe Anlass zur Hoffnung auf niedrigere Öl- und Benzinpreise.

Leider trifft das nicht zu. Katar, wo 2022 die Fußballweltmeisterschaft stattfindet, ist als Ölförderland zu klein.

Viel wichtiger ist der Schulterschluss zwischen Russland und Saudi-Arabien – beim G20-Gipfel in Buenos Aires haben sich Kremlchef Wladimir Putin und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman demonstrativ abgeklatscht. Die beiden größten Förderstaaten haben am Wochenende ihren Pakt zur Kontrolle des Ölmarkts verlängert.

Rohölpreise könnten steigen

Damit dürfte der Weg für eine Senkung der Produktion der wichtigsten Ölförderstaaten der Welt frei sein, um das Überangebot zu reduzieren. Die Opec-Staaten kommen Ende der Woche mit anderen wichtigen Förderländern zusammen, um über die Reaktion auf den Ölpreisverfall der vergangenen Wochen zu beraten.

Kanada hatte bereits angekündigt, seine Fördermenge zu drosseln. Die Logik des Marktes ist eindeutig: Wird das Angebot weltweit verknappt, steigen die Preise.

Mit den Szenarien der Verknappung sind die Weichen für eine Steigerung der Rohölpreise gestellt. Die Benzin- und Heizölpreise dürften bald nachziehen. Die Ölpreise haben bereits am Montag auf die aktuellen Entwicklungen reagiert.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 62,33 US-Dollar. Das sind 2,87 Dollar oder rund fünf Prozent mehr als zum Wochenausklang am Freitagabend. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 2,70 Dollar auf 53,63 Dollar. Damit stoppten beide Ölsorten erst einmal die seit Anfang Oktober anhaltende Talfahrt.

Katar unterstreicht unabhängigen Kurs

Hinter Katars Ausstieg aus der Opec stecken zwei Gründe. Der Zwergstaat mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt will sich künftig auf die Produktion von Gas konzentrieren. Das Emirat ist bereits heute mit einem Marktanteil von 30 Prozent der größte Flüssiggas-Produzent der Welt.

Bis spätestens 2024 soll die Gasförderung von jährlich 77 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen erhöht werden. Das Gas stammt aus dem South-Pars-Feld im Persischen Golf. Katar teilt es sich mit dem Iran.

Mit der Solo-Nummer unterstreicht Katar zudem seinen unabhängigen außenpolitischen Kurs. Im vergangenen Jahr hatten Saudi-Arabien sowie seine Verbündeten Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) eine Blockade gegen Katar verhängt. Sie werfen dem Land zu enge Kontakte zum Iran sowie die Förderung von Terrorismus vor. Das sunnitische Saudi-Arabien betrachtet den schiitischen Iran als Erzfeind.