Hamburg. Lange blieben Gas-Verbraucher von Preiserhöhungen verschont. Nun wird es bei vielen Anbietern teurer – im Schnitt um rund 8 Prozent.

In diesem Winter müssen sich Verbraucher warm anziehen, wenn sie mit einer Gasheizung die eigenen vier Wände kuschelig warm halten wollen. Denn mindestens 1,8 Millionen Haushalten in Deutschland wird wohl eine höhere Gasrechnung ins Haus flattern.

Das haben die Verbraucherportale Check24 und Verivox durch Umfragen bei Gasversorgern herausgefunden. Bislang haben 244 Versorger die Preise erhöht oder angekündigt, dies zum Jahreswechsel tun zu wollen, meldet Check24.

Steigerungen belaufen sich auf 8,4 Prozent

Demnach belaufen sich die Steigerungen auf 8,4 Prozent im Durchschnitt. Für einen Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das eine um 111 Euro höhere Gasrechnung. Die gleiche Tendenz stellt auch Verivox fest, beide Portale unterscheiden sich in ihren Prognosen nur im Detail.

Wer sparen will, muss 2019 deutlich sparsamer mit Gas sein – es wird teurer.
Wer sparen will, muss 2019 deutlich sparsamer mit Gas sein – es wird teurer. © Getty Images | Fentino

Verivox gibt an, 224 von 710 Grundversorgern ausgemacht zu haben, die ihre Preise im Dezember oder Januar erhöhen wollen. Die Steigerungen gibt das Portal mit 7,7 Prozent durchschnittlich an. „Die Einkaufpreise für Erdgas sind zuletzt stark gestiegen“, sagt der Energieexperte von Verivox, Mathias Köster-Niechziol.

Lang anhaltende Dürre ist verantwortlich

In der Tat haben die Preise für Erdgas-Importe stark angezogen. Das stellt auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fest. In den vergangenen zwei Jahren belaufen sich nach dessen Berechnung die Preisanstiege auf rund 40 Prozent. Ähnlich sieht es das Statistische Bundesamt, das ein Auge auf die Börsenpreise für Gas- und andere Energieträger hat.

Als Ursache geben viele Unternehmen aus der Energiebranche in diesem Jahr auch die lang anhaltende Dürre an. Durch das Niedrigwasser in großen Flüssen wie dem Rhein können die Schiffe nur noch begrenzt ihre Ladung schippern. So sei etwa das Verschiffen von Kohle zurückgegangen, wodurch mehr Energie aus Gas gewonnen wurde. Das wiederum habe die Nachfrage und damit den Preis hochgetrieben.

Weniger Anbieter – höhere Preise?

Was in Bezug auf Gas stimmen mag, halten einige Beobachter allerdings mit Blick auf andere Energieformen für weniger triftig. So hat auch die Mineralölwirtschaft die gestiegenen Benzinpreise in Verbindung gebracht mit der vorherrschenden Trockenheit. „Ich glaube, einer der wichtigsten Gründe für die Preissteigerungen ist, dass wir es mit einem Markt mit wenigen Anbietern zu tun haben“, sagt Martin Lück, Chefvolkswirt für den deutschsprachigen Raum beim Vermögensverwalter Blackrock.

„Mit der Dürre in Deutschland hat man einen wunderbaren Grund gefunden, die Preise hoch zu halten – obwohl es eigentlich dafür keine Rechtfertigung gibt.“

Ölpreis ist auf Jahrestief gesunken

In der Tat machen die Transportkosten im Fall der Benzinpreise nur einen Bruchteil aus. Rund zwei Drittel des Preises für ein Liter Benzin oder Diesel gehen als Steuer an den Staat. Im Restbetrag sind dann alle Kosten der Kraftstoffproduktion und der Gewinn für die Anbieter enthalten. Unlängst hat auch der ADAC die hohen Preise an den Tankstellen als nicht nachvollziehbar kritisiert.

Zudem ist seit Oktober der Ölpreis an den Weltmärkten um rund 20 Prozent gefallen. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent war am Freitag mit 61,52 Dollar (54 Euro) so billig wie noch nie in diesem Jahr. Und schließlich ist die zeitliche Abfolge der Preisanstiege an den Tankstellen fragwürdig. Denn die Dürre-Probleme in der Schifffahrt gibt es bereits seit Monaten, der Preisanstieg an den Zapfsäulen erst in den vergangenen Wochen kam daher für viele Beobachter überraschend.