Berlin. Rund 1,1 Milliarden Euro bescherte ihnen ein Tag Ende Mai dieses Jahres. Als der bayerische Autohersteller BMW seine Aktionäre für das bestens gelaufene Geschäftsjahr 2017 belohnte, ging ein großer Teil der Dividende an die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten. Die Milliardäre wurden damit noch ein bisschen reicher. So reich, dass das „Manager Magazin“ die beiden BMW-Großaktionäre in seiner aktuellen Ausgabe auf der Liste der reichsten Deutschen an die Spitze setzte. Das Magazin schätzt das Vermögen der Geschwister, denen 47 Prozent der Aktien des Autobauers gehören, auf rund 34 Milliarden Euro.
Das ertragreiche Aktienpaket verdanken sie ihrem Vater Herbert Quandt, der 1960 bei BMW eingestiegen war. Das Engagement bei dem damals in einer tiefen Krise steckenden Unternehmen erweist sich bis heute als lohnende Entscheidung. BMW kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von fast 99 Milliarden Euro, einen Gewinn von 8,7 Milliarden Euro und ist damit einer der größten Autohersteller weltweit. Zudem hat das Unternehmen bis heute im Skandal um millionenfach manipulierte Dieselmotoren eine weiße Weste.
„Bilanz“ sieht Lidl-Gründer Schwarz auf Platz eins
Insgesamt dürfte es den Schätzungen zufolge erstmals 200 Milliardäre, Einzelpersonen oder Familien, in Deutschland geben. Das wären 13 mehr als vor einem Jahr. In den vergangenen acht Jahren habe sich die Zahl der besonders Vermögenden fast verdoppelt.
Der Anstieg ist vor allem auf die derzeit gut laufende Konjunktur mit allen ihren Erscheinungen zurückzuführen: Steigende Immobilienpreise, Unternehmensbewertungen und -gewinne sowie hohe Aktienkurse machten die meisten Reichen noch reicher. Aktienvermögen hat das Magazin mit Schlusskursen vom 14. September berechnet – an diesem Tag hatte sich der deutsche Leitindex Dax gerade von seinem Jahrestiefststand etwas erholt.
Mit der Milliarden-Dividende setzten sich die BMW-Großaktionäre auf der Liste der 1001 reichsten Deutschen, die das „Manager Magazin“ jährlich veröffentlicht, knapp vor die Familie Reimann – im Vorjahr hatte die aus Mannheim stammende Unternehmerdynastie noch das Ranking angeführt. Sie konnte ihr Vermögen von geschätzten 33 Milliarden Euro aber offenbar nicht weiter mehren. Die Reimanns haben einen der größten Kaffeekonzerne der Welt geschaffen, den US-Limonadenkonzern Dr Pepper Snapple dazugekauft und alles zusammen an die New Yorker Börse gebracht.
Hinter Lidl-Gründer Schwarz folgen die Aldi-Familien
Auf Platz drei der reichsten Deutschen sieht das Magazin den Lidl-Gründer Dieter Schwarz. Das Vermögen des Unternehmers, zu dessen Imperium neben dem Discounter auch die Kette Kaufland gehört, wird auf 25 Milliarden Euro geschätzt. Er soll innerhalb eines Jahres um drei Milliarden Euro reicher geworden sein.
Die Summe liegt jedoch deutlich unter dem Wert, den zuvor das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ vermutet hatte. Es bezifferte Schwarz’ Vermögen im August mit 39,5 Milliarden Euro. Das Wirtschaftsblatt sah den Handelsgiganten aus dem baden-württembergischen Neckarsulm damit als reichsten Deutschen. Und ihm folgten in der Auswertung weder die BMW-Erben noch die Reimanns, sondern seine direkten Rivalen: die Familien Karl Albrecht und Heister (Aldi Süd) mit geschätzten 25,5 Milliarden Euro Vermögen.
Das „Manager Magazin“ wiederum verortet die Familien Albrecht und Heister mit 21,8 Milliarden Euro (+0,3 Milliarden Euro) auf Platz vier. Direkt dahinter folgen die Familien Theo Albrecht jr. und Babette Albrecht (Aldi Nord) mit einem vermuteten Vermögen von 17,5 Milliarden Euro, das um 500 Millionen Euro geschrumpft sein soll.
Autozulieferer Schaeffler verlor fünf Milliarden Euro
Zu den Top Ten zählt das Wirtschaftsmagazin auch Georg Schaeffler und seine Mutter Maria-Elisabeth, Eigentümer des gleichnamigen Autozulieferers und Continental-Großaktionäre. Deren Besitztümer sollen binnen Jahresfrist wegen schlechter Geschäftsentwicklung und sinkenden Aktienkursen in der Spitzengruppe am stärksten an Wert verloren haben: um fünf Milliarden auf nunmehr 17 Milliarden Euro.
Direkt dahinter folgt auf Rang 7 der größte Gewinner, die Familie Heinz Hermann Thiele, die hinter dem Unternehmen Knorr-Bremse steht. Im Zuge des bevorstehenden Börsengangs des Bremsenherstellers wurde das Unternehmen zuletzt deutlich höher bewertet als noch vor einem Jahr: Das Vermögen der Familie soll um 5,4 Milliarden auf aktuell 15 Milliarden Euro angewachsen sein. (mit dpa)
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