Karstadt und Kaufhof wollen mit Fusion Online-Handel trotzen
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Von Dominik Bath und Frank Meßing
Berlin/Essen. Karstadt und Kaufhof werden künftig eins. Die Zusammenlegung soll sie konkurrenzfähiger machen. 5000 Mitarbeiter müssen wohl gehen.
Die beiden Warenhausketten Karstadt und Kaufhof stehen vor der Fusion. Im Umfeld beider Konzerne hieß es am Donnerstag, dass die Banken grünes Licht gegeben hätten. Der Vertrag solle in der kommenden Woche unterschrieben werden. Nach jahrelangem Anlauf können die beiden Traditionsketten, die unter erheblichem Wettbewerbsdruck durch den Online-Handel stehen, sich nun also zusammenschließen.
Unter der Regie von Karstadt-Chef Stephan Fanderl soll Europas zweitgrößter Warenhauskonzern mit mehr als 30.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von fünf Milliarden Euro entstehen. In dem Joint Venture soll der Karstadt-Mutterkonzern Signa mit knapp 51 Prozent die Führung übernehmen. Vertreter des Kaufhof-Mutterkonzerns HBC Europe ziehen in den Aufsichtsrat ein.
Vor allem Mitarbeiter von Kaufhof betroffen
Mit der Zusammenlegung der beiden Kaufhausketten wird es offenbar auch zum Kahlschlag kommen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Vor allem die Mitarbeiter von Kaufhof trifft es hart: Der Zeitung zufolge sollen dort 5000 der rund 20.000 Stellen wegfallen. Der Mutterkonzern HBC Europe wollte die Zahl nicht bestätigen. Bei Karstadt sind derzeit noch rund 15.000 Menschen beschäftigt.
Was eine mögliche Fusion für die Warenhäuser beider Ketten in Berlin bedeuten könnte, war am Donnerstag noch nicht abzusehen. Kaufhof betreibt in der Hauptstadt drei Häuser und beschäftigt etwa 900 Mitarbeiter. Karstadt hat in Berlin rund 1100 Beschäftigte. Sieben Filialen gibt es derzeit in der Stadt, zwei weitere Standorte in Tegel und den Neuköllner Gropius-Passagen sollen noch in diesem Jahr eröffnen.
Nach Angaben des Einzelhandelsverbands in Berlin hätten alle Häuser gute Chancen, auch nach einer Fusion weiter zu bestehen. „Karstadt ist vor allem im Westen vertreten, Kaufhof im Osten. Es gibt keine Standorte in direkter Nachbarschaft. Ich glaube, dass alle Filialen gute Zukunftsaussichten haben“, sagte Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, der unserer Redaktion.
Scharfe Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Galeria Kaufhof, Uwe Hoepfl, zeigte sich empört über das Vorgehen der beiden Konzerne. „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftigten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5000 Stellen gestrichen werden sollen“, erklärte er. Kaufhof habe bereits im letzten Jahr fast 1300 Stellen gestrichen.
„Wie wollen wir eine sichere Zukunft für das Unternehmen planen, wenn es immer weniger Menschen auf der Verkaufsfläche gibt?“ Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi übte scharfe Kritik: Sowohl die Gewerkschaft wie auch die Betriebsräte beider Unternehmen seien bisher über die Zukunft der Beschäftigten im Unklaren gelassen worden, erklärte Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger.
Die Kaufhäuser unserer Kindheit
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Karstadt inzwischen wieder mit Überschuss
Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson’s Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner René Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhausketten. Die Idee einer deutschen „Warenhaus AG“ aus Kaufhof und Karstadt steht seit Jahren im Raum: Benko hat mehrfach vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten stets abgeschmettert.
HBC hat Kaufhof vor drei Jahren übernommen. Benko hingegen hat Karstadt nach der Übernahme 2014 mit Hilfe des Handelsexperten Fanderl saniert. Dieser setzte auf Sparkurs, lichtete den Markendschungel im Sortiment und verordnete Karstadt eine lokale Ausrichtung. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Karstadt einen Überschuss von 1,4 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein Minus von 7,5 Millionen Euro. (mit rtr/dpa)
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