Portland. Trump nannte ihn „Hurensohn“, Nike nennt ihn „inspirierend“: Colin Kaepernick ist Teil der neuen Kampagne des Sportartikelherstellers.

Wegen ihm liegen viele Spieler, Fans und Verantwortliche der US-amerikanischen Football-Liga NFL seit Monaten im Clinch mit US-Präsident Donald Trump – und nun stellt ihn Nike in die erste Reihe seiner Werbe-Gesichter: Der frühere Football-Quarterback Colin Kaepernick, der vor gut zwei Jahren die Nationalhymnen-Proteste im US-Sport ausgelöst hatte, ist Teil der neuesten „Just Do It“-Werbekampagne des amerikanischen Sportartikelherstellers.

Wie der US-Sportsender ESPN am Montag (Ortszeit) berichtete, ist der 30-Jährige einer von mehreren Athleten, mit denen Nike das 30. Jubiläum des Markenmottos „Just Do It“ feiern wird.

Neben Kaepernick werben Serena Williams und LeBron James

Kaepernick, der zuletzt 2016 für die San Francisco 49ers in der amerikanischen Profi-Liga NFL spielte, postete ein Foto der neuen Werbekampagne auf seinen sozialen Kanälen.

Das Foto zeigt eine Nahaufnahme von Kaepernicks Gesicht mit dem Werbeschriftzug: „Glaube an etwas, auch wenn das heißen sollte, alles andere zu opfern“ – insofern passend, als dass Kaepernick für seine Proteste zwar viel Lob und Unterstützung, aber seitdem keinen Job in der NFL mehr erhielt.

Zuletzt erzielte der 30-Jährige einen Etappensieg gegen die Liga-Bosse. Wegen der systematischen Ausgrenzung hatte er Beschwerde eingelegt, die Liga wollte die Angelegenheit im Schnellverfahren beenden. Doch der eingesetzte Schlichter spielte nicht mit, nun wird es wohl zu Anhörungen kommen.

Nike kalkulierte nicht nur mit Lob

Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid knien vor einem Spiel ihrer San Francisco 49ers bei der Nationalhymne nieder und protestieren damit gegen Polizeigewalt gegen schwarze US-Amerikaner.
Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid knien vor einem Spiel ihrer San Francisco 49ers bei der Nationalhymne nieder und protestieren damit gegen Polizeigewalt gegen schwarze US-Amerikaner. © dpa | Marcio Jose Sanchez

Die NFL wird das lästige Thema nicht los, der Hymnenstreit spaltet das Land – so wie Trump. Daher ist es umso erstaunlicher, dass Nike auf Kaepernick setzt. Nicht nur, weil die Verpflichtung als solche schon einem politisches Statement gleichkommt. Sondern auch, weil der Konzern ganz genau weiß, dass er sich damit nicht nur Lob einhandelt.

In Online-Netzwerken formierte sich Widerstand gegen die Entscheidung des Konzerns. Unter dem Twitter-Hashtag #NikeBoycott verbreiteten Nutzer Fotos, wie sie Schuhe und Kleidungsstücke des US-Sportartikelherstellers zerreißen und verbrennen. Andere lobten Nike für das Engagement.

Neben dem ehemaligen NFL-Spieler sind unter anderem auch Odell Beckham Jr. (American Football), Serena Williams (Tennis) und LeBron James (Basketball) Teil der „Just Do It“-Kampagne. Kaepernick wird seit 2011 von Nike gesponsert.

Nike nennt Kaepernick „inspirierend“

„Wir glauben, Colin ist einer der inspirierendsten Sportler seiner Generation, der die Plattform Sport dazu nutzte, um die Welt zu verbessern“, sagte Gino Fisanotti, der nordamerikanische Marken-Vizepräsident für Nike, dem Sender ESPN.

Im August 2016 begann mit Kaepernick die Welle an Protesten von NFL-Profis, die sich durch ihren Kniefall oder erhobene Fäuste gegen Polizeibrutalität und Rassen-Ungleichheiten aussprechen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete knieende Spieler vergangenes Jahr als „Hurensöhne“ und forderte in Richtung Kaepernick: „Schafft den Hurensohn sofort vom Feld.“ Seitdem hat er seine Kritik an der Liga und den protestierenden Spielern mehrfach erneuert.

Die Nike-Aktien gerieten wegen der Verpflichtung Kaepernicks unter Druck. Sie rutschten im vorbörslichen US-Geschäft am Dienstag um 2,1 Prozent ab. (ba/dpa/rtr/sid)