Hamburg. Beide sind erfahrene Führungskräfte und bestens vernetzt in der Wirtschaft Hamburgs und Norddeutschlands: Matthias Wittenburg war bis 2016 als Vorstandsmitglied der HSH Nordbank zuständig für Unternehmenskunden und Kapitalmärkte. Hans-Jörg Schmidt-Trenz wirkte bis Mai 2017 mehr als 21 Jahre lang als Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Nun tun sich die beiden zusammen, um eine Geschäftsidee von Wittenburg zum Erfolg zu führen: Die Hamburger Firma Companylinks soll mittels einer Datenbank künftig Verkäufer und potenzielle Käufer von mittelständischen Unternehmen zusammenbringen. Wittenburg ist der geschäftsführende Gesellschafter von Companylinks, Schmidt-Trenz ist als Partner beteiligt.
Der Gründer sieht für eine solche Dienstleistung großen Bedarf: „Die Zahl der Unternehmensverkäufe in Deutschland ist seit 2010 kontinuierlich gestiegen, und die staatliche Förderbank KfW schätzt, dass bis 2022 mehr als 500.000 Firmen einen Nachfolger suchen“, sagt Wittenburg. Zwar ist Companylinks längst nicht der einzige Anbieter auf diesem Gebiet. Entsprechende Datenbanken stellen unter anderem die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG (Matchmaker), das Handelsblatt (Deutsche Unternehmerbörse), die KfW (Nexxt-Change) sowie verschiedene Start-ups zur Verfügung.
Wittenburg zeigt sich selbstbewusst
Doch mit Blick auf die Konkurrenz zeigt sich Wittenburg selbstbewusst: „Es gibt aus unserer Sicht für dieses Thema bisher keine Plattform, die wirklich Relevanz im Markt hätte.“ Den Wettbewerbern mangele es entweder an der erforderlichen Größe, an der Unabhängigkeit, an der persönlichen Betreuung oder an der Vertraulichkeit der Verkaufsangebote. „Companylinks konzentriert sich auf Firmen mit einem Wert von mindestens drei Millionen Euro, der Schwerpunkt dürfte bei Beträgen im unteren zweistelligen Millionenbereich liegen“, sagt der Ex-Banker. „Wir beabsichtigen, in kurzer Zeit die führende Matching-Plattform für Unternehmensnachfolgen und -beteiligungen dieser Größenordnung in Deutschland zu sein.“ Schon jetzt befänden sich „mehr als 1200 geprüfte Kaufgesuche“ in der Datenbank. Bis Jahresende sollen es 3000 bis 5000 sein.
Dabei sind diese Daten – anders als zum Beispiel beim Konkurrenzangebot Nexxt-Change – nicht öffentlich einsehbar. „Das ist wichtig, denn verkaufswillige Unternehmer sorgen sich um ihre Reputation, sie möchten Mitarbeiter und Kunden nicht im Vorfeld von Verkaufsgesprächen beunruhigen“, sagt Schmidt-Trenz. „Würde man eine Chiffre-Anzeige mit dem Verkaufsangebot in eine öffentlich zugängliche Datenbank einstellen, wüssten Branchenkenner, um welchen Betrieb es sich handelt.“
Auswertung durch Experten
Das Companylinks-Prinzip unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der Funktionsweise von Internet-Partnerbörsen. Zwar findet zunächst – wie bei diesen – ein automatischer Abgleich zwischen Angeboten und Gesuchen statt. In einer zweiten Stufe erfolgt dann aber eine „persönliche Auswertung“ der Resultate durch „erfahrene Experten“. Auf die kann Wittenburg aufgrund einer anderen Geschäftstätigkeit bereits zurückgreifen: Schon 2017 gründete er eine Firma, die Unternehmer bei der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung sowie dem Kauf und Verkauf von Beteiligungen berät.
Um die Klienten von Companylinks kümmert sich nach seinen Angaben ein Team von 15 bis 20 Personen mit guten Kontakten unter anderem zu Steuerberatern, denen Unternehmer mit Verkaufsabsichten bekannt sind. Wittenburg selbst verfügt angesichts seiner langjährigen Tätigkeit im Investmentbanking über Verbindungen zu vielen Finanzinvestoren: „Wir kennen jeden Verkäufer und jeden Käufer.“
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Und so erklärt Wittenburg das Geschäftsmodell von Companylinks: „Der Verkäufer zahlt eine Gebühr von bis zu einem Prozent des Transaktionswerts, aber nur wenn ein Abschluss zustande kommt.“ Für das Jahr 2020 strebe man eine Verkaufstransaktion pro Tag an.
Schmidt-Trenz verweist auf den volkswirtschaftlichen Nutzen der Unternehmensnachfolger-Vermittlung: „Das Segment des Mittelstands, auf das wir uns fokussieren – also Firmen mit 30 bis mehr als 200 Mitarbeitern – ist beschäftigungspolitisch von außergewöhnlicher Bedeutung für Deutschland.“ Kann kein Nachfolger gefunden werden, droht schließlich eine Insolvenz.
„Ergänzung“ zu der etablierten Firmenbörse
Auf den ersten Blick wirkt es so, als trete Schmidt-Trenz mit seiner neuen Aktivität in Konkurrenz zu seinem früheren Arbeitgeber, denn die Handelskammer Hamburg gehört zu den Partnern von Nexxt-Change. Schmidt-Trenz sieht Companylinks jedoch als „Ergänzung“ zu der etablierten Firmenbörse, in der „fast ausschließlich sehr kleine Betriebe“ zum Verkauf angeboten würden. „Schon durch meine Berufserfahrung haben wir eine Nähe zu den Kammern und Verbänden“, sagt Schmidt-Trenz. Die Handelskammer, als deren Hauptgeschäftsführer er nach einem Streit um sein Gehalt mit dem neuen Kammerpräsidium ausgeschieden war, äußerte sich nicht dazu.
Am Dienstagabend präsentierten Wittenburg und Schmidt-Trenz ihre neue Firma auf einer Auftaktveranstaltung im Bootshaus Bobby Reich vor rund 180 Gästen, darunter „führende Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft“. Eingeladen war auch Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Er fand lobende Worte zu dem Geschäftsmodell: „Mit Blick auf die immensen Herausforderungen, vor denen Zehntausende Unternehmen bei uns in Sachen Nachfolge stehen, begrüße ich als Wirtschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg das Konzept von Companylinks sehr und wünsche viel Erfolg für die Zukunft.“
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