Hamburg/Peking. Facebook wird in China geblockt. Mark Zuckerberg versucht daher nun, auf anderem Wege Fuß zu fassen: Mit einer Innovationsplattform.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg wird beim Thema China schmallippig. „Wir werden dort geblockt“, sagte er vergangene Woche, als er auf das Reich der Mitte angesprochen wurde. „Es ist hart, nicht im bevölkerungsreichsten Land der Welt vertreten zu sein, wenn man die Menschen näher zusammenbringen will.“

2009 zogen die Chinesen Facebook den Stecker. Damals kam es in der nordwestchinesischen Unruheprovinz Xinjiang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der dort lebenden muslimischen Bevölkerungsgruppe der Uiguren, die sich angeblich via Facebook vernetzt hatte.

Nun unternimmt Zuckerberg einen Versuch, in China wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen: Facebook hat eine Lizenz erworben, um in der Millionenstadt Hangzhou, in der auch der chinesische Internet-Riese Alibaba seinen Sitz hat, ein Büro zu eröffnen.

„Wir wollen in der chinesischen Provinz Zhejiang eine Innovationsplattform aufbauen, um dort Entwickler, innovative Unternehmen und Start-ups zu unterstützen“, sagt ein Facebook-Sprecher auf Anfrage. „Wir haben so etwas schon in anderen Ländern getan, etwa in Frankreich, Brasilien, Indien und Südkorea.“

Facebook stellt 30 Millionen Dollar zur Verfügung

In China stellt der Konzern aus dem kalifornischen Menlo Park dafür 30 Millionen Dollar zur Verfügung. Betreiber der geplanten Plattform soll Facebook Hongkong werden. Anders als im chinesischen Kernland ist das soziale Netzwerk in der einstigen britischen Kronkolonie nicht verboten.

Es ist nicht Zuckerbergs erster Versuch, die chinesischen Machthaber milde zu stimmen. 2016 ließ sich der Konzerngründer, dessen Gattin chinesische Wurzeln hat, fotografieren, wie er lächelnd über den Tienanmen-Platz in Peking joggte.

Damals soll er nach Informationen der „New York Times“ den Chinesen eine Software angeboten haben, mit der sie Inhalte auf Facebook nach Belieben hätten zensieren können. Gebracht hat das nichts. Seit vergangenem Jahr stört Peking auch den Messenger-Dienst WhatsApp, den Zuckerbergs Konzern 2014 übernommen hat.

Auch Twitter, Instagram und YouTube sind gesperrt

Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass die geplante Innovationsplattform der erste Schritt zu einer Legalisierung von Facebook in China ist. Auch andere Plattformen wie Twitter, Instagram und YouTube haben die Chinesen gesperrt. Selbst einfache Suchanfragen über Google sind in China nicht möglich. Unter dem derzeitigen Staats- und Parteichef Xi Jinping wurde die Zensur nochmals verschärft.

Mit Zensur allein ist der harte Kurs Pekings gegen ausländische Hightech-Konzerne aber nicht zu erklären. Indem es westliche Internet-Riesen aussperrt, schottet China den eigenen Markt ab, auf dem sich chinesische Konzerne in Ermangelung ernstzunehmender Konkurrenten hervorragend entwickeln konnten.

Heute nehmen es Digital-Firmen wie Baidu, Tencent oder Alibaba spielend mit den Googles und Facebooks dieser Welt auf. Längst expandieren die Konzerne, auf die man in Peking sehr stolz ist, ins Ausland. „Dieses Ins­trument wird sich die chinesische Führung nicht nehmen lassen“, sagt der Pekinger IT-Experte Li Xiangshu. „Da kann sich Zuckerberg noch so sehr anbiedern.“