Berlin. 238.000 Mercedes müssen in Deutschland in die Werkstatt. Wir klären die wichtigsten Fragen zum Rückruf und dessen Folgen für Daimler.

Nach Volkswagen steckt jetzt auch Daimler tief im Abgasskandal. Der Konzern muss mehrere Hunderttausend Fahrzeuge zurückrufen – die zweithöchste Zahl nach dem VW-Konzern. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum den Rückruf.

Worum geht es?

In mehreren Mercedes-Modellen mit Dieselmotor sind nach Ansicht des Ktraftfahrtbundesamtes (KBA) illegale Abschalteinrichtungen eingesetzt, weshalb die Autos zu viele Stickoxide ausstoßen. Daimler muss deshalb 238.000 Autos in Deutschland zurückrufen und die Motosoftware aktualisieren. Europaweit sind 774.000 Autos betroffen.

Welche Fahrzeuge sind betroffen?

Es geht um Fahrzeuge, die die Norm Euro 6 erfüllen, die seit 2014 gilt. Die beanstandete Software steckt in Dieselmotoren der Modelle C 220d und GLC 220d.

Wann geht es los?

Wann umgerüstet wird, ist noch unklar. Zunächst muss das KBA den Rückruf anordnen. Am Montag hieß es „unverzüglich“, was im Laufe der Woche bedeutet. Der Autohersteller muss dem KBA dann erklären, wie er den Mangel beseitigen will. Die Behörde muss dem zustimmen. Erst dann werden die Halter betroffener Fahrzeuge informiert.

Was wird gemacht?

Daimler-Chef Dieter Zetsche
Daimler-Chef Dieter Zetsche © Robert Hradil

Um die illegale Abschalteinrichtung zu beseitigen, wird die Software, die den Motor steuert, aktualisiert. Daimler schreibt jeden Kunden an und bittet ihn, einen Werkstatt-Termin zu vereinbaren. „Der Halter eines von einem Rückruf betroffenen Fahrzeugs sollte immer umgehend nach Erhalt der ­Information seinen nächstgelegenen Servicepartner kontaktieren, um einen Termin für die Überprüfung seines Fahrzeugs zu vereinbaren“, heißt es bei Daimler. Sollte der Kunde nicht reagieren, wird er erinnert.

Was passiert, wenn ein Halter den Rückruf ignoriert?

Sollte ein Halter das Update verweigern, kann die zuständige Behörde in letzter Konsequenz die Zulassung für das Fahrzeug entziehen.

Wie lange dauert die Reparatur?

Daimler zufolge wird das Update voraussichtlich etwa eine Stunde dauern. „Es ist für den Kunden selbstverständlich kostenlos.“

Fährt mein Auto nach dem Update genauso wie vorher?

Schwer zu sagen, solange nicht klar ist, wie das Update aussieht. Daimler jedenfalls ist zuversichtlich: „Wir erwarten bei Leistung, zertifiziertem Verbrauch, Geräuschverhalten und Zuverlässigkeit keine relevanten Veränderungen durch das Software-Update.“

Wenn mein Auto betroffen ist – darf ich es bis zum Update fahren?

Ja.

Schadet der Skandal der Marke?

„Es ist eine Imagebelastung für Daimler. Nachhaltig wird es der Marke ­wahrscheinlich nicht schaden“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. „Hier muss man schauen, wie sich der Fall weiterentwickelt. Die Kunden vergessen relativ schnell.“ Schlecht für Daimler sei, dass mit dem Skandal Ingenieurskapazitäten für Themen der Vergangenheit gebunden würden, anstatt diese für die Entwicklung der Zukunftsthemen einzusetzen.

Was sagen Verbraucherschützer?

Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverband, fordert: „Ein Rückruf von Fahrzeugen muss mit einer Entschädigung, einem Angebot der Wiedergutmachung, einhergehen.“

Was fordern Verbraucherschützer?

Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, beklagt eine Salamitaktik der Politik gegenüber den Autoherstellern, statt klare Konsequenzen zu ziehen. Er sieht vor allem den Bundesverkehrsminister in der Pflicht und fordert: „Ein Rückruf von Fahrzeugen muss mit einer Entschädigung, also einem Angebot der Wiedergutmachung, einhergehen. Das gilt für alle Hersteller, die uns schmutzige für saubere Autos verkaufen!“

Wenn ich jetzt ein neues Fahrzeug kaufen will, welche Diesel-Autos sind noch sauber?

Als sauber gelten Fahrzeuge, die die neueste Abgasnorm Euro 6d-Temp vom 1. September 2017 erfüllen. Dabei werden die Abgasgrenzwerte auch im realen Straßenbetrieb eingehalten. Der ADAC hat im Netz eine Liste mit verfügbaren Modellen veröffentlicht.