Berlin. Eine Umfrage zeigt, wie sich Unternehmen mit der Digitalisierung verändern. 40 Prozent der Betriebsräte bewerten den Wandel positiv.

Arbeitsaufträge, Abstimmungen und Entscheidungen erfolgen per E-Mail. Statt zu reisen, treffen sich die Kollegen per Videoschaltung zu Konferenzen. Smartphones und Tablets sind selbstverständliche Berufsbegleiter. Roboter gehören in vielen Industriezweigen zu verlässlichen Helfern. Kaum ein Unternehmen kommt mehr ohne Computer aus. Die Digitalisierung in deutschen Betrieben ist längst Alltag.

98 Prozent der Unternehmen nutzen das Internet, 88 Prozent Diensthandys und ein Drittel Social Media wie Facebook. Ein Fünftel der Betriebe setzt bereits Roboter ein – in der Industrie sind es sogar 30 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 2600 Betriebsräten, die in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern in Deutschland tätig sind. Die Studie wurde vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erstellt.

15 Prozent erwarten eher negative Auswirkungen

Danach stehen 40 Prozent aller Betriebsräte dem digitalen Wandel positiv gegenüber – nur 15 Prozent erwarten eher negative Auswirkungen. „Roboter können nicht nur in der Produktion, sondern auch im Gesundheitssektor körperlich schwere und monotone Arbeiten erleichtern und verbessern“, nennt WSI-Forscherin Elke Ahlers ein Ergebnis der Befragung. In 14 Prozent der Betriebe unterstützen Roboter die Beschäftigten bei der Arbeit, in sechs Prozent ersetzen sie den Menschen. Ein Trend, der in Zukunft noch deutlich zunehmen wird. Der Maschinenbauverband VDMA geht davon aus, dass in den Werkshallen dieser Welt bis 2020 mehr als drei Millionen Industrieroboter stehen.

Das Internet hat zudem die Basis für neue Freiheiten geschaffen und die räumliche und zeitliche Flexibilität der Arbeit überhaupt erst möglich gemacht. Die freiere Wahl von Zeit und Ort könnte im Idealfall zu einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben führen, meint Ahlers. „Dies ist ein enormer Fortschritt für die Beschäftigten“, sagt die Sozialwissenschaftlerin. Allerdings sehe die Realität in den Unternehmen noch anders aus, berichten die Betriebsräte. Derzeit bieten nur 13 Prozent der Firmen ihren Beschäftigten an, im Homeoffice zu arbeiten.

Abbau von Jobs durch die Digitalisierung

Es gibt aber auch Nachteile und Ängste. So sehen die Betriebsräte insbesondere Banken und Versicherungen als einen großen Verlierer der Digitalisierung. In jedem dritten Unternehmen der Finanzwirtschaft habe der Einsatz von Computersystemen in den Jahren zwischen 2011 und 2016 zum Jobabbau geführt. In der Industrie und in der Kommunikationsbranche berichten 23 Prozent über Personalabbau, im Handel 18 Prozent.

Über alle Branchen hinweg seien aber nur in 16 Prozent der Betriebe durch den Einsatz neuer Technologien Jobs weggefallen. 36 Prozent der Firmen verzeichneten dagegen sogar einen Stellenzuwachs. Allerdings könne dies auch eine Folge der guten Konjunktur gewesen sein, mutmaßt Elke Ahlers.

Datenschutz in Betriebsvereinbarungen festschreiben

In gut jedem dritten Betrieb (36 Prozent) habe der technische Fortschritt zu Versetzungen von Mitarbeitern geführt, in 19 Prozent der Firmen wurden Aufgaben an andere Dienstleister ausgelagert. 87 Prozent der Betriebsräte der Finanzdienstleister berichten zudem, dass die Arbeitsintensität in der Branche zugenommen habe. Dabei sei es keineswegs so, dass für die Mitarbeiter nur die interessanten Aufgaben übrig blieben. Vielmehr habe in 61 Prozent der Betriebe der Anteil der standardisierten Tätigkeiten sogar zugenommen.

Bei den meisten Unternehmen (64 Prozent) gibt es Regelungen zur Nutzung des Internets. Auch der E-Mail-Verkehr ist in 54 Prozent der Betriebe geregelt. Die Mehrheit der Betriebsräte versucht, Regeln zur Arbeitszeit, zum Gesundheits- und Datenschutz in Betriebsvereinbarungen festzuschreiben.