Berlin. Bis Jahresende sollten die EZB-Anleihenkäufe auslaufen, sagt Jens Weidmann. Für den Bundesbankpräsidenten seien sie ein Notinstrument.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich für eine Beendigung der umstrittenen Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank bis zum Jahresende ausgesprochen. „Die Anleihekäufe werden zwar noch bis mindestens September weitergehen, das hat der EZB-Rat so beschlossen.

Die Märkte rechnen aber damit, dass die Ankäufe nicht über das Jahresende hinaus fortgeführt werden“, sagte Weidmann unserer Redaktion und der französischen Zeitung Ouest-France. „Ich prognostiziere keine EZB-Ratsentscheidungen, halte es aber für vernünftig, bald für Klarheit zu sorgen und ein Enddatum anzukündigen.“

Weidmann bekräftigte seine Kritik an diesen geldpolitischen Maßnahmen: „Für mich sind und bleiben Staatsanleihekäufe ein Notfallinstrument, um eine drohende Deflation abzuwenden.“ Er bezweifle nicht, dass die Käufe wirkten. „Aber ich sorge mich um die Nebenwirkungen. So ist das Eurosystem der größte Gläubiger der Staaten geworden, das verwischt die Grenze zwischen Geld- und Finanzpolitik“, warnte der Bundesbankpräsident, der qua Amt Mitglied im EZB-Rat ist.

Weidmann ist bereit, selbst EZB-Präsident zu werden

Weidmann hat Bereitschaft erkennen lassen, im nächsten Jahr den Italiener Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) zu beerben. „Ich denke, jedes Mitglied im EZB-Rat sollte den Gestaltungswillen mitbringen, auch in einer anderen Rolle an der Geldpolitik mitzuwirken“, sagte Weidmann unserer Redaktion auf die Frage, ob er für das Amt bereitstehe. Weidmann ist qua Amt Mitglied im EZB-Rat und gilt als Kritiker der lockeren Geldpolitik von Draghi.

Weidmann bedauerte in dem Interview, dass die Nachfolge-Diskussion so früh begonnen habe. „Es geht jetzt nicht mehr darum, auf die Krise zu reagieren, sondern die Geldpolitik wieder zurück in vertrauteres Terrain zu führen und die geldpolitische Strategie für die Zukunft abzustecken“, sagte er zu den Aufgaben eines neuen EZB-Präsidenten. Auf die Frage, ob er sich auch für die Probleme der südlichen Euro-Länder stark mache, betonte er: „Unser Mandat heißt: Preisstabilität für den Euroraum als Ganzes. Die Aufgabe des EZB-Rats ist somit nicht, Politik für einzelne Länder zu machen. Das ist auch keine Marotte von mir, das Mandat des Eurosystems ist in den europäischen Verträgen so definiert.“ (FMG)