Düsseldorf. Nach der Übernahme von Unitymedia hat Vodafone das deutsche Kabelnetz in der Hand. Zwölf Milliarden Euro Investitionen sind geplant.

Die Nummer eins und zwei auf dem lukrativen deutschen Telekommunikations- und Fernsehmarkt liefern sich seit Jahren ein erbittertes Rennen. Jetzt ist Vodafone einen großen Schritt vorangekommen, zum Marktführer Telekom aufzuschließen.

Mit dem Kauf des Kölner Anbieters Unitymedia wird Vodafone nahezu alleiniger Betreiber des deutschen Kabelnetzes, mit dem die Düsseldorfer auch das superschnelle Internet in Haushalte und Unternehmen bringen wollen. Vodafone will bis 2022 rund 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse bauen und dafür in den nächsten vier Jahren zwölf Milliarden Euro investieren. Damit will Vodafone die Ziele der Bundesregierung übertreffen.

Während Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter am Mittwoch strahlte und von einem „guten Tag für Deutschland“ sprach, polterte sein Rivale Tim Höttges im Bonner Telekom-Tower gegen die „Wettbewerbsverzerrung“ und kündigte an: „Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein.“

Kartellbehörden müssen noch zustimmen

Die Rolle der Telekom im Poker um das deutsche Kabelnetz ist fast schon tragisch. Um das Jahr 2000 herum drängte die EU-Kommission den ehemaligen Staatskonzern, sein Kabelnetz zu verkaufen, um Wettbewerb zu ermöglichen. Die Wahlmöglichkeit für Kunden schrumpfte danach aber immer mehr. Nachdem Vodafone 2014 Kabel Deutschland übernommen hatte, konnte der Düsseldorfer Konzern das Kabelnetz in allen Bundesländern außer NRW, Baden-Württemberg und Hessen betreiben. Dort hatte bislang Unitymedia die Regie. Stimmen die Kartellbehörden zu, kann Vodafone die Lücke Mitte 2019 schließen.

Unitymedia bringt nach eigenen Angaben 7,2 Millionen Kunden mit in die Ehe. Nach der Fusion wird das Gemeinschaftsunternehmen nach Vodafone-Angaben auf 13 Milliarden Euro Umsatz kommen. Zu dem Moloch werden dann 31 Millionen Mobilfunkkunden, sieben Millionen Breitbandanschlüsse und 14 Millionen Haushalte mit Kabelfernsehen gehören.

46 Prozent sehen TV via Satellit

Ametsreiter wies am Mittwoch Vorwürfe zurück, der Wettbewerb könne unter dem Zusammenschluss leiden. Einer Studie des Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) zufolge verfügt die Telekom bundesweit über 75 Prozent aller Kundenanschlüsse. Vodafone und Unitymedia kommen danach auf nur 21 Prozent.

Nach Einschätzung von Vodafone-Rechtsvorstand Christoph Clément ist auch ein Fernsehmonopol nicht zu befürchten. „Mit 46 Prozent ist Satellit seit langem die meist verbreitete Infrastruktur. Vodafone und Unitymedia kämen mit einem vereinten Kabelnetz auf einen Marktanteil von 37 Prozent“, sagte er.

Hoffnung auf sinkende Preise

„Starker Wettbewerb gegen die Telekom ist für uns als Verbraucherschützer wünschenswert“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller. Thomas Bradler, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW, hofft, dass mit der Stärkung von Vodafone auch die Preise ins Rutschen geraten.

Was auf die Kunden der beiden bislang getrennten Unternehmen zukommt, ist noch nicht absehbar. „Wir glauben an Synergieeffekte und rechnen mit sehr leistbaren Preisen für die Kunden“, sagte Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter. Offenbar ist noch nicht entschieden, ob der Name Unitymedia überleben wird.