Berlin. Deutsche Bahn will in den nächsten Jahren jährlich 15.000 Mitarbeiter einstellen. Konzern sucht vor allem IT-Kräfte und Lokführer.

Smartphone oder Tablet? Die Beschäftigten haben die Wahl. Die Deutsche Bahn (DB) will alle ihre Mitarbeiter in Deutschland bis Ende 2019 mit mobilen Endgeräten ausstatten. „Der digitale Wandel in unserem Unternehmen gelingt nur, wenn wir die Mitarbeiter für die neue Arbeitswelt befähigen“, begründet der neue DB-Personalvorstand, Martin Seiler, die Aktion.

In den Genuss kommen konkret rund 59.000 Angestellte, die derzeit beruflich noch nicht digital erreichbar sind. Auch die 2500 neuen Azubis erhalten mit dem Start ihrer Ausbildung im September ein Tablet.

Personalvorstand Seiler setzt auf Digitalisierung

Von der digitalen Erreichbarkeit profitieren alle, ist Seiler überzeugt. „Kunden, Mitarbeiter und Unternehmen.“ Durch den Zugriff auf Smartphones könnten zum Beispiel Servicekräfte Defekte von Zugtoiletten oder in Boardbistros direkt an die Werke zur Reparatur anmelden. Aber auch Reiseabrechnungen ließen sich papierlos und unbürokratischer erledigen.

Seiler ist seit Jahresbeginn für die weltweit 326.000 Beschäftigten der Bahn zuständig – davon für rund 200.000 in Deutschland. Der Personalexperte, der zuvor bei der Telekom, Post und Gewerkschaft Verdi beschäftigt war, setzt auf Qualifizierung und Digitalisierung.

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    Deutsche Bahn sucht für dieses Jahr 19.000 Mitarbeiter

    Denn die Herausforderungen in dem Staatskonzern bei der Personalsuche sind groß. In den nächsten zehn bis zwölf Jahren verliert das Unternehmen allein durch die Altersstruktur etwa die Hälfte seiner Belegschaft, von den 30.000 Beamten gehen 20.000 in Pension. Das Durchschnittsalter im Konzern liegt bei 46 Jahren.

    „Wir werden mittelfristig in den nächsten vier Jahren jährlich im Schnitt 15.000 Mitarbeiter einstellen“, prognostiziert Seiler. „Das ist die Dimension einer Kleinstadt.“ Konkrete Zahlen würden jeweils zum Jahresende für das darauffolgende Jahr festgelegt. So sucht die Bahn für dieses Jahr 19.000 Mitarbeiter, wovon bereits 10.000 einen Vertrag unterschrieben hätten.

    Pro Jahr bewerben sich bei der Bahn rund 250.000 Menschen

    „Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen“, sagt Seiler. Auf dem Arbeitsmarkt sei es längst nicht mehr so einfach, gutes Personal und Fachkräfte zu bekommen. Besonders Lokführer und Gleisarbeiter sind stark gefragt, ebenso IT-Kräfte, um die sich fast alle Branchen bemühen. Die Bahn sucht etwa 1000. Hinzu kommen regionale Unterschiede – besonders in Gebieten mit niedrigerer Arbeitslosigkeit sind Bewerber knapp.

    Pro Jahr bewerben sich bei der Bahn rund 250.000 Menschen um einen Job. „Die Bahn ist als Arbeitgeber attraktiv“, wertet der Vorstand diese hohe Nachfrage. Geschätzt würden nicht nur die Tätigkeiten, sondern auch die pünktliche Zahlung des Gehalts, was offenbar keineswegs immer selbstverständlich sei. Zudem seien 95 Prozent aller Positionen bei der Bahn unbefristet.

    Konzern sucht nach Studienabbrechern und ehemaligen Soldaten

    Dass der Konzern künftig eher mehr als weniger Mitarbeiter brauche, liege im Wachstum und digitalen Ausbau des Konzerns begründet, sagt Seiler.

    Bei der Personalsuche geht die Bahn dabei zunehmend neue Wege. So werden gezielt Studienabbrecher, ehemalige Soldaten und über 50-Jährige angesprochen. Die rund 50 Ausbildungsberufe werden überprüft und um moderne Anforderungen ergänzt. So gibt es in diesem Jahr erstmals die Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann.

    Teilhabe wird immer wichtiger für Zufriedenheit im Job

    Zur Personalführung gehöre es auch, Mitarbeiter mitsprechen zu lassen, sie beispielsweise bei der Dienstplangestaltung einzubinden, sagt Seiler. Oder bei Tariferhöhungen: 52 Prozent der Beschäftigten entschieden sich zuletzt für mehr Urlaub statt einer Gehaltserhöhung von 2,6 Prozent. Die Teilhabe werde immer wichtiger für die Zufriedenheit im Job, ist Seiler überzeugt, der auf Bahnreisen und Besuchen in Betrieben gerne die Meinung der Beschäftigten einholt.

    Zugleich verrät er: „Wir haben ein Prinzip in der Personalplanung: im Zweifel einer mehr.“ Es werde lieber ein Mitarbeiter mehr eingesetzt und eingestellt als einer zu wenig. Dass dies in der Praxis nicht immer so klappt, erfahren Kunden spätestens dann, wenn sie mal wieder in einer langen Warteschlange am Ticketschalter stehen.