Berlin. Die Allianz beendet bis 2040 das Geschäft mit Policen für Kraftwerke und Bergbau. Damit verzichtet sie auf Prämien im Millionenhöhe.

Die Allianz, eines der größten Versicherungsunternehmen weltweit, verabschiedet sich von der Kohle. Ab sofort wolle man keine neuen Kohlekraftwerke und Bergbauminen mehr versichern, erklärte der Konzern am Freitag. Bis 2040 sollen sämtliche Versicherungen für Kohlefirmen und Kapitalbeteiligungen an ihnen auslaufen. Die Kritiker-Organisation Urgewald bewertet das „als positiven Schritt“.

Die Entscheidung der Allianz reiht sich ein in ähnliche Beschlüsse anderer Versicherungen, Investoren und Banken. Braun- und Steinkohle zu fördern und zu verstromen, wird zunehmend als Risiko für das Klima, aber auch die eigene Geschäftsentwicklung betrachtet.

Die Allianz habe ein Interesse daran, die Transformation der Energiewirtschaft zu begleiten und den Ausstoß von Kohlendioxid weltweit zu reduzieren, erklärte Vorstandschef Oliver Bäte. Die Schäden durch Naturkatastrophen, die der Klimawandel verursacht, können für Versicherungen wie die Allianz zu hohen Kosten führen.

Experten nehmen Allianz-Ankündigung ernst

Wenn der Konzern neue Kohlekraftwerke nicht mehr gegen Unfälle und Schäden versichert, könne das unter anderem Anlagen in Polen, Marokko, Ägypten, Indien und Indonesien betreffen, sagte eine Sprecherin. Pro Jahr verzichte das Münchner Unternehmen damit auf Prämien im „mittleren zweistelligen Millionen-Bereich“.

Die konkreten Auswirkungen aber sind noch unklar. Ob die Allianz etwa die geplante Erweiterung des Braunkohle-Kraftwerks von RWE in Nieder­außem bei Köln versichern würde oder nicht, wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Ein Sprecher des Betreibers twitterte: „Die angekündigten Maßnahmen betreffen RWE nicht. Das hat uns die Allianz bestätigt.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der vermeintliche Widerspruch ist vielleicht keiner. Möglicherweise kann das Kraftwerk bestimmte Versicherungen nicht mehr erhalten, RWE als gesamtes Unternehmen jedoch schon. „Das zeigt, wo die Lücken liegen im neuen Allianz-Konzept“, sagte Urgewald-Sprecher Moritz Schröder. Auch der Zeitraum für den Ausstieg bis 2040 sei sehr lang. Trotzdem glauben die Kritiker grundsätzlich, dass der Finanzkonzern seine Ankündigung ernst meine. „Wir haben es schwarz auf weiß“, so Schröder.

Vattenfall ist von dem Beschluss nicht betroffen, da es seine Kraftwerke nicht bei der Allianz versichert habe, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Auf den Konzern kommen schwierige Verfahren zu

Vor drei Jahren bereits beschloss die Allianz, kein Kapital mehr in Unternehmen anzulegen, die über 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohlebergbau oder Energiegewinnung durch Kohle erwirtschaften. Nun soll die Grenze bis 2023 auf 25 Prozent sinken, bis 2028 auf 20 Prozent. 2040 soll ganz Schluss sein. Diese Zusage bezieht sich aber nur auf Versichertengelder, nicht auf Kapital, das im Auftrag Dritter verwaltet wird. Bis 2040 will die Allianz alle „Kohlerisiken“ in der „Schaden- und Unfallversicherung“ ausschließen.

Um das zu realisieren, stehen dem Konzern schwierige Verfahren bevor. In den kommenden 22 Jahren will man sich von allen Geschäftsmodellen distanzieren, die mit Braun- und Steinkohle zu tun haben – das gilt auch für die Chemie- und Automobilbranche. Der Anteil der Wertschöpfung auf der Basis von Kohle lässt sich bislang nur schwer bestimmen. Zusammen mit den Vereinten Nationen versucht die Versicherung deshalb, neue Messverfahren zu etablieren. Jedes Unternehmen soll einen „Energieausweis“ bekommen.

Auch die Versicherungen Axa und Zurich haben ihre Kohle-Engagements eingeschränkt. Die Bundesregierung startet demnächst ihre Kommission, um ein Enddatum für die Förderung und Verstromung festzulegen.