Berlin. Der Energiehunger der großen Tech-Konzerne wächst stetig. Apple und Google haben jetzt den Umstieg auf erneuerbare Energien geschafft.

In der allgemeinen Wahrnehmung gelten viele Hightech-Unternehmen eher als grün: Denn statt rauchender Schlote, die man typischerweise mit Schwerindustrie wie der Stahl-Herstellung verbindet, wirken viele Internetkonzerne mit ihren gläsernen Büros geradezu emissionsfrei. Das stimmt natürlich nicht, denn die IT-Industrie hat einen gigantischen Energiehunger – und der wächst beständig.

Wie groß der Bedarf ist, kann man etwa im „Click Clean“-Report von Greenpeace nachvollziehen, der im Januar 2017 erschienen ist. Bereits 2012 habe der weltweite Strombedarf von Datencentern knapp unter 300 Terrawattstunden pro Jahr gelegen – und damit knapp zwei Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Bis 2030, so rechnet eine dort zitierte Studie vor, könnte der Bedarf drei bis zehnmal so hoch liegen. Der Energiebedarf allein für Datencenter könnte also bis zu 13 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen.

Ob die Energie für Datencenter, aber auch für die Herstellung neuer Notebooks, Smartphones und Tablets also aus Braunkohle, aus Sonnen- oder Windenergie gewonnen wird, ist durchaus eine relevante Größe für den Klimawandel.

Eine Solaranlage von Apple in der Nähe seines Datencenters in Maiden im US-Bundesstaat North Carolina.
Eine Solaranlage von Apple in der Nähe seines Datencenters in Maiden im US-Bundesstaat North Carolina. © imago/Xinhua | imago stock&people

Das haben die Unternehmen längst begriffen, denn früher oder später dürfte auch diese Form der Nachhaltigkeit Kunden bei der Wahl des Anbieters beeinflussen. Erst vergangene Woche verkündete Google, dass das Unternehmen 2017 mehr grünen Strom gekauft habe als verbraucht wurde – insgesamt über drei Gigawatt. Der Strom stamme von eigens für Google errichteten Wind- und Solaranlagen, die ihre Energie ins Netz speisen.

Apple will bald 1,4 Gigawatt Öko-Strom erzeugen

Am Montagabend verkündete Apple ebenfalls den kompletten Umstieg auf grünen Strom. „Als Teil seiner Zusage, dem Klimawandel zu begegnen und eine gesündere Umwelt zu schaffen“, so Apple in einer Pressemitteilung, würden alle Apple-Einrichtungen in 43 Ländern rund um den Globus jetzt vollständig von erneuerbaren Energien betrieben.

Derzeit erzeuge das Unternehmen in 25 verschiedenen Windkraft- und Sonnenenergieanlagen 626 Megawatt Strom. Nach der Fertigstellung weiterer 15 Anlagen werde die Kapazität auf rund 1,4 Gigawatt ansteigen, so Apple weiter.

Damit ist das Unternehmen allerdings noch ein gutes Stück von seinem eigentlichen Ziel entfernt, die gesamte Lieferkette nachhaltig zu gestalten. Schließlich entsteht bei Apple ein erheblicher Teil des Energiebedarfs nicht beim Unternehmen selbst, sondern bei den Zulieferern.

Apple will auch seine Zulieferer zu grünem Strom bringen

Bereits heute hätten sich 23 Unternehmen Apple gegenüber verpflichtet, die Energie zur Erzeugung von Teilen für Apple-Produkte komplett aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Bis 2020 plant Apple gemeinsam mit seinen Zulieferern so, insgesamt vier Gigawatt grünen Strom selbst zu erzeugen und auch zu verbrauchen.

Bislang sind Google und Apple in dieser Disziplin Vorreiter: Beim Blick in den aktuellen Greenpeace-Report kann unter den großen Namen nur noch Facebook ebenfalls die Bestnote in Sachen Energie-Nachhaltigkeit für sich verbuchen.

Bei Amazon etwa wurde der Strom zu Beginn vergangenen Jahres noch zu mehr als der Hälfte aus Kohle- und Atomstrom gewonnen. Doch der Online-Händler und Server-Dienstleister hat seitdem mächtig aufgeholt und sich längst ebenfalls dem Ziel verschrieben, seine Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Bereits im vergangenen Herbst schrieb das Branchenblatt Bloomberg, dass Amazon 18 Wind- und Solaranlagen betreibe und sich weitere 35 in Entwicklung befinden.

Der Wettstreit um den Umweltschutz ist also längst entbrannt – eine Entwicklung, der sich wohl viele andere Branchen ebenfalls nicht entziehen können.

So wurde Amazon zum Welt-Konzern

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