Köln. Eine Studie zeigt, dass London 140-mal wohlhabender ist als Regionen in Bulgarien. Auch in Deutschland gibt es enorme Unterschiede.

Seit Langem bemüht sich die Europäische Union, die Lebensverhältnisse innerhalb der Staatengemeinschaft anzugleichen. Trotzdem ist der Wohlstand noch immer beachtlich ungleich über den Kontinent verteilt.

Wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, gibt es in der EU nicht nur zwischen den Mitgliedsländern deutliche Wohlstandsunterschiede, auch innerhalb der Staaten ist das regionale Gefälle gemessen an der Wirtschaftskraft groß. Ausgewertet wurde das erzielte Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner in über 1000 EU-Regionen im Jahr 2014.

Nach Angaben des IW ist die britische Region Camden & City of London mit einem Bruttoinlandsprodukt von fast 411.000 Euro je Einwohner beinahe 140-mal so wohlhabend wie die ärmsten bulgarischen Regionen Pernik, Silistra und Sliven. Dort wurden 2014 pro Kopf gerade einmal 3000 Euro erwirtschaftet. Die Großregion London ist damit mit Abstand die stärkste Wirtschaftskraft im EU-Raum.

Wolfsburg belegt Rang drei im EU-Vergleich

Auch in den 400 Regionen in Deutschland gibt es enorme Unterschiede: Während in der Autostadt Wolfsburg 137.000 Euro pro Kopf erwirtschaftet wurden, kommt die Südpfalz lediglich auf 15.000 Euro. Wolfsburg belegt damit Rang drei im EU-Vergleich und ist Spitzenreiter in Deutschland, gefolgt vom Siemens-Standort München und der Audi-Stadt Ingolstadt.

„Die Wirtschaftsstruktur von Niedersachsen ist maßgeblich durch den innovativen Industriestandort Wolfsburg geprägt“, sagt IW-Experte Matthias Diermeier. Insbesondere Regionen im Süden und Osten des Flächenlandes könnten dabei nicht mithalten.

Berlin ist die Ausnahme unter den Hauptstädten

Generell liegen die Hauptstädte der Staaten meist im Spitzenfeld – mit einer Ausnahme: Berlin ist die einzige EU-Hauptstadt, deren Pro-Kopf-Wirtschaftskraft mit 34.000 Euro unter dem landesweiten Durchschnitt liegt. Ein wesentlicher Grund dafür sei das „atypische Regionalmuster“ hierzulande, sagt Diermeier. Durch die Automobil- und die Metall- und Elektrobranche sei eine ganze Reihe von Wirtschaftszentren entstanden, beispielsweise in Ingolstadt, Schweinfurt und Erlangen.