Berlin. Mehr als zwei Milliarden Reisende bei der Deutschen Bahn. Der Staatskonzern erhöht den Umsatz, doch der Gewinn ist eher enttäuschend.

Stürme, Baustellenprobleme und Zugausfälle habe nicht nur Reisenden längere Fahrt- und Wartezeiten beschert, sondern auch in der Bilanz der Deutschen Bahn ihre Spuren hinterlassen. Der Staatskonzern hat nach Informationen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats 2017 sein selbst gestecktes Gewinnziel verpasst, während bei Umsatz und Passagierzahlen neue Rekorde erzielt wurden. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen habe 2,15 Milliarden Euro betragen, hieß es. Das seien rund 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Allerdings hatte der Bahnvorstand im vergangenen Sommer noch ein Betriebsergebnis von mindestens 2,2 Milliarden Euro angekündigt. Und auch für dieses Jahr plant die Bahn eher vorsichtiger: So wird für 2018 ein Betriebsgewinn von 2,25 Milliarden Euro statt der bisher geplanten 2,5 Milliarden Euro angestrebt. Grundsätzlich können sich die Zahlen aber sehen lassen. Der Konzern hat seinen Umsatz um 5,2 Prozent auf 42,7 Milliarden Euro steigern können – ein Rekordwert. Auch bei den Passagierzahlen wurde mit 2,05 Milliarden Reisenden ein neuer Höchststand erreicht. Der Konzern beförderte im Fernverkehr 30 Millionen Reisende mehr als im Vorjahr.

Sturmschäden belasteten Konzerngewinn mit 70 bis 80 Millionen Euro

Dazu hat wohl auch die neue Schnellstrecke zwischen Berlin und München beigetragen, auf der die Passagierzahlen nach Startschwierigkeiten im ersten Monat verdoppelt werden konnten. Die Strecke ist seit Dezember 2017 freigegeben. Die Bahn wollte die Zahlen nicht kommentieren und verwies auf ihre Jahresbilanz am 22. März. Die Bahn ist im vergangenen Jahr vor allem durch mehrere heftige Stürme wie „Paul“, „Xavier“ und „Herwart“ gebeutelt worden. Ihre Schäden belasteten den Konzerngewinn mit 70 bis 80 Millionen Euro, sagte vor Kurzem Vorstandschef Richard Lutz. Und in diesem Jahr ging es mit „Friederike“ gleich weiter.

Bahn sperrt Strecken wegen Sturm – muss das sein?

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    Mitte Januar wurde der Fernverkehr für gut einen Tag komplett eingestellt. Umso erstaunlicher ist, dass die Züge trotzdem vergleichsweise pünktlich waren. So kamen 82 Prozent der rund 20.000 Fahrten im Fernverkehr im Januar pünktlich ans Ziel – also mit bis zu fünf Minuten Verspätung. 92,3 Prozent waren maximal 15 Minuten zu spät. Die Bahn strebt mittelfristig an, dass 85 Prozent aller Fernzüge pünktlich sein sollen. Im Nahverkehr erreichten 95,1 Prozent aller Züge ihr Ziel pünktlich, mit maximal 15 Minuten Verspätung kamen 99,1 Nahverkehrszüge und S-Bahnen zum Zielbahnhof.

    Flixbus will Bahn Kunden mit günstigen Tickets abwerben

    Die Pünktlichkeit zu verbessern haben sich bereits viele Bahnchefs zur Aufgabe gestellt. Zwei wichtige Bausteine dazu sind für Lutz die Modernisierung der Infrastruktur sowie die zunehmende Digitalisierung der Strecken. Der Vorstand hat dazu dem Konzern in diesem Jahr das bislang größte Investitionsprogramm von insgesamt 9,3 Milliarden Euro verordnet – 800 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dies wird den Verkehr jedoch vorübergehend verzögern, weil die Bahn ihre Bauarbeiten unter „rollendem Rad“ , also bei laufendem Betrieb von täglich rund 40.000 Zugfahrten absolviert. Noch bessere Kunden-Informationen sowie das Buchen von Tickets von Tür zu Tür sind dank neuer Möglichkeiten der Digitalisierung derzeit zudem in Arbeit.

    Denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Der Fernbusanbieter Flixbus will der Bahn künftig auch auf der Schiene Kunden mit günstigen Tickets abwerben: Vom 24. März an starten die ersten Flixtrains – zunächst zwischen Hamburg und Köln sowie Berlin und Stuttgart. Im ersten Jahr soll eine Million Kunden gewonnen werden. Weitere Strecken sollen folgen. (mit rtr)