Berlin. Springers Boulevardblatt „Bild“ durchbricht die Schallmauer von einem Euro. Und: Es gibt ein Rätselraten um den „Handelsblatt“-Etat.

Das waren noch Zeiten: Als die „Bild“-Zeitung 1952 erstmals erschien, kostete sie zehn Pfennig. Der Preis blieb 13 lange Jahre stabil, ehe für das Boulevardblatt ab 1965 15 Pfennig verlangt wurden. Die Zyklen, in denen Tageszeitungen heute ihre Preise erhöhen, sind da doch um einiges kürzer.

Das gilt auch und gerade für „Bild“. Ab Montag nimmt das Boulevardblatt, das vom Medienhaus Axel Springer herausgegeben wird, einen Preis ins Visier, der bisher als Schallmauer galt: Es wird dann in einigen Städten der alten Bundesländer genau einen Euro kosten. Wie Springer auf Anfrage bestätigt, handelt es sich dabei um die Ausgaben in Hamburg, Hannover, Frankfurt am Main, Stuttgart und Köln-Aachen, die bisher 90 Cent kosten. In Leipzig steigt der Preis von 75 auf 80 Cent. In Berlin ist „Bild“ weiterhin für 90 Cent zu haben. Eine bundesweite Preiserhöhung gibt es dafür bei der „Bild am Sonntag“. Sie kostet ab dem 4. März 2,10 Euro statt wie bisher 1,95 Euro.

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Das steckt hinter dem „Gerstberger-Faktor“

Axel Gerstberger ist Hausmeister bei der Nachrichtenagentur dpa. Mit journalistischer Arbeit hat der 52-Jährige eigentlich nichts zu tun. Eigentlich, denn die stellvertretende dpa-Chefredakteurin Antje Homburger schwört auf den „Gerstberger-Faktor“, wie sie am Montag auf einer Konferenz ihres Hauses für Chefredakteure verschiedener Medien verkündete.

Der Begriff ist bei dpa seit einem Jahr zum geflügelten Wort für ganz normale, geerdete Fragen geworden. Damals besuchte Alexander Dobrindt die Redaktion. Die Politikredakteure wollten von dem CSU-Mann wissen, wer neuer Chef der CSU-Landesgruppe wird und was Horst Seehofer so will. Nur der zufällig anwesende Gerstberger kam auf die Idee, dem damaligen Verkehrsminister eine einfache Frage zur Autobahn-Maut zu stellen.

Dieses Problem hat aber nicht nur dpa: Hochspezialisierte Redakteure übersehen mitunter scheinbar simple Fragen, die dem ganz normalen Leser auf den Nägeln brennen. Dank des Gerstberger-Faktors melden sich bei Besprechungen nun zuerst die Redakteure zu Wort, die in dem Feld, über das gerade gesprochen wird, keine Spezialisten sind. Erst danach sind die Fachredakteure dran.

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„Handelsblatt“-Etat gibt Rätsel auf

Drei Wochen sind vergangen, seit die Handelsblatt Media Group die Trennung von ihrem Geschäftsführer Gabor Steingart bekannt gab. Er hatte stets schützend seine Hand über die Redaktion des „Handelsblatts“ gehalten und sie vor größeren Einsparungen verschont. Manch einer fürchtet, dass nun härtere Zeiten anbrechen. Und tatsächlich heißt es in Verlagskreisen, der Redaktionsetat für das laufende Jahr würde um etwa eine Million Euro gekürzt.

Demnach will man die Kürzungen dadurch auffangen, dass frei werdende Stellen nicht neu besetzt werden. Wie mehrere Quellen übereinstimmend berichten, sei das Budget des „Handelsblatts“ trotz der Kürzungen nominell höher als im Vorjahr. Dies liege jedoch daran, dass der Etat des englischsprachigen Ablegers „Handelsblatt Global“ nun mit dem Budget des deutschsprachigen Mutterblatts zusammengelegt worden sei.

Die Verlagsgruppe bestätigt, „dass die Redaktionen von ,Handelsblatt‘ und ,Handelsblatt Global‘ stärker zusammengeführt werden sollen“. Zu Stellenstreichungen werde dieser Schritt nicht führen. Das Budget des „Handelsblatts“ sei „höher als jemals zuvor“.

Die Frage, ob der Etat des deutschsprachigen „Handelsblatts“ ohne Berücksichtigung der Mittel für „Handelsblatt Global“ im Vergleich zum Vorjahr tatsächlich um eine Million Euro gekürzt worden ist, will die Gruppe nicht beantworten. Eine Verlagssprecherin teilt mit, dass man „zur genauen Größe, der internen Abgrenzung und Einzelpositionen“ des Etats „grundsätzlich keine Stellung“ nehme. Mit anderen Worten: Die Gruppe mag Etatkürzungen beim deutschsprachigen „Handelsblatt“ weder bestätigen noch dementieren.