Düsseldorf. Die Stahlkocher von Thyssenkrupp stimmen neuem Tarifvertrag zu. Der Konzern kommt der Fusion mit dem Konkurrenten Tata ein Stück näher.

Thyssenkrupp ist seinem Ziel, die Stahlwerke aus dem Konzern herauszulösen, einen großen Schritt näher gekommen. Die Beschäftigten aller Standorte haben dem Tarifvertrag „Zukunft Stahl“ zugestimmt, der in Kraft tritt, wenn es zur Fusion mit dem indischen Konkurrenten Tata kommt. Damit ist der monatelang erbittert geführte Konflikt mit der Arbeitnehmerseite vorerst beigelegt.

Die Stahl-Ehe mit Tata ist das zen­trale Element der Zukunftsstrategie von Konzernchef Heinrich Hiesinger. Mit der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem Thyssenkrupp und Tata zunächst je 50 Prozent halten sollen, würde der Stahl und damit die Keimzelle des Traditionskonzerns nicht mehr zum Kerngeschäft gehören. Weil Betriebsrat und IG Metall Werksschließungen und den Wegfall Tausender Stellen befürchteten, stemmten sie sich gegen die Fusion und drohten mit einer Ablehnung im Aufsichtsrat.

Harte Auseinandersetzung mit dem Management

Letztlich rangen sie dem Vorstand kurz vor Weihnachtensehr weitreichende Garantien für Standorte und Beschäftigteab. Sie wären bis Mitte 2026 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt, wenn die Fusion zustande kommt. Diesem Tarifvertrag gaben die Stahlkocher nun breiteste Zustimmung – 92 Prozent der rund 21.000 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel sagten dazu Ja. Die Beteiligung lag bei 71,3 Prozent, sagte der IG-Metall-Vertreter und stellvertretende Aufsichtsratschef Markus Grolms in Düsseldorf. „Das ist ein überwältigendes Ergebnis.“

Detlef Wetzel, Stahl-Aufsichtsrat und früherer IG-Metall-Chef, nannte das Ergebnis bei der Verkündung in Düsseldorf „spektakulär“. Es habe in den vergangenen anderthalb Jahren eine harte Auseinandersetzung mit dem Management gegeben. „Wir haben einen Schutzschirm für den Fall einer Fusion.“ Diesen würden sich sicher auch die Arbeitnehmervertreter von Tata in den Niederlanden und in Großbritannien ansehen.

Die Zustimmung gilt dem Tarifvertrag

Thyssenkrupp und Tata wollen durch eine Fusion der Geschäfte aus diesen drei Ländern den zweitgrößten Stahlkonzern in Europa nach ArcelorMittal schmieden. Am Stammsitz in Duisburg sagte Gewerkschafter Thomas Kennel: „Wenn wir überall einen solchen Tarifvertrag hätten, sähe die Republik anders aus.“ Die Gewerkschaft betonte, die Zustimmung gelte dem Tarifvertrag, nicht der Fusion selbst.

Wie das neue Stahl-Unternehmen Thyssenkrupp Tata Steel langfristig tragfähig bleibe, „muss der Vorstand uns erst in einem Businessplan belegen“, sagte Markus Grolms. Thyssenkrupp Tata müsse mit genügend Kapital ausgestattet werden, um auch eine größere Stahlkrise überstehen zu können.