Pyeongchang. Südkorea setzt bei der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele auf Nachhaltigkeit und einen harten Sparkurs – anders als Sotschi.

Journalisten bauen ihre Übertragungstechnik auf, die ersten der knapp 3000 erwarteten Athleten aus 95 Staaten sind ins Olympiadorf eingezogen, ebenso die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und auch der Sportgerichtshof CAS hat zusammen mit der Dopingkontrolle seine Büros bezogen. Es ist an der Zeit, dass sich Pyeongchang langsam mit Menschen füllt.

Am kommenden Freitag wird das olympische Feuer in den Ort getragen und Südkoreas erste Winterspiele können beginnen. Trotzdem wirkt die Austragungsstätte mit ihren gerade einmal 35.000 Einwohnern in den Tagen vor der Eröffnung seltsam verwaist. Die spärlich gesäten Geschäfte sind allesamt geschlossen. Nur wenige neue Restaurants sind entstanden, noble Hotels sucht man vergebens. Kaum vorstellbar, dass hier in wenigen Tagen das wichtigste Event des Wintersports stattfinden wird.

Sieben von 13 Spielstätten wurden neu gebaut

Es war eine bewusste Entscheidung der Organisatoren, im Vorfeld der Spiele in Südkorea keinen allzu großen Aufwand zu betreiben. Die Ausgaben sollen gering bleiben. Den IOC-Funktionären steckt schließlich noch Sotschi in den Knochen. Die Winterspiele in dem russischen Badeort vor vier Jahren waren mit umgerechnet mehr als 40 Milliarden Euro die teuersten Spiele der Sportgeschichte. Einen Großteil davon gab Russland zwar für Straßen, Schienen und einen nagelneuen Flughafen aus.

René Spies über Olympia, Medaillen und ein Kopfkissen

weitere Videos

    Doch auch die rund 5,5 Milliarden Euro, die für die Errichtung der Stadien und Trainingsanlagen anfielen, übertrafen alles Bisherige. Die meisten Anlagen verkommen nun. Ein solches Debakel will Pyeongchang von vornherein vermeiden. Ein Farbstrich über die existierende Sprungschanze hier, die Verlängerung einer Skipiste da – von den 13 benötigten Sportanlagen sind nur sieben neu erschaffen worden. Südkoreas Regierung hatte stets betont, dass sie für allzu hohe Verluste nicht aufkommen wird.

    Der Ort Pyeongchang wirkt wenig glamourös

    Pyeongchang, ein verschlafenes Nest in den Bergen, und Gangneung, eine Zweihunderttausend-Einwohner-Stadt am japanischen Meer, sind jetzt olympisch. Während in Pyeongchang die Wettkampfstätten der alpinen und nordischen Außensportarten sowie das Olympia-Dorf, in dem die meisten Athleten unterkommen sollen, verortet sind, finden im benachbarten Küstenort die Hallendisziplinen wie Eiskunstlauf, Hockey, Eisschnelllauf und Curling statt. Die Eishallen sollen nach den Spielen weiterverwendet werden.

    Zur Unterbringung der Zuschauer soll neben den spärlich gesäten Hotels um Pyeongchang und Gangneung noch das benachbarte Skiressort Yongpyong herhalten. Eine Anlage, die einer christlichen Sekte gehört. Ansonsten wirkt der Ort Pyeongchang selbst – abgesehen vielleicht von den frisch geteerten Straßen – wenig glamourös. Der Ort solle authentisch bleiben, sagen die Veranstalter.

    Olympia-Stadion hat ein Zehntel von dem in Sotschi gekostet

    Auch dem Olympia-Stadion, in dem ausschließlich die Eröffnungs- und Abschlussfeier stattfinden werden, wurde der Spargürtel angelegt. Mit Gesamtkosten von 70 Millionen Euro hat das Stadion gerade einmal ein Zehntel von dem in Sotschi gekostet. 700 Millionen Euro musste die Russische Föderation für den Bau bezahlen. So viel wie die Regierung der Provinz Gangwon-do, in der die Austragungsorte liegen, insgesamt für alle sportlichen Belange ausgeben will.

    Als sich Südkorea um die Spiele bewarb, waren unter fünf Milliarden veranschlagt. Durch den Bau neuer Straßen, einer Hochgeschwindigkeitsstrecke und eines neuen Terminals an Südkoreas Hauptflughafen Incheon haben sich die Gesamtkosten mit rund zehn Milliarden Euro nun zwar verdoppelt. Im Gegensatz zu den Sportstätten in Sotschi soll es nach den Spielen aber keine Ruinen geben. Das Olympia-Stadion soll hinterher zur Wiederverwertung in seine Einzelteile zerlegt werden. Dafür gebe es bereits Abnehmer, beteuern die Veranstalter.

    Skisport wird nach den Spielen nicht massiv zunehmen

    Die Sparsamkeit hat auch ihren Preis. Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet, ein Dach über das Olympia-Stadion zu spannen. Dort ist es jetzt eiskalt. Bei einem Konzert im Dezember mussten sieben Zuschauer das Stadion wegen Unterkühlung verlassen. Andere hatten sich um die Heizungen in den Toiletten versammelt. Im Februar ist es in der Region noch kälter. Für die nächsten Tage sind minus 15 Grad vorausgesagt. Nun wollen die Organisatoren das Stadion eilig mit Heizstrahlern nachrüsten. Und sie wollen bei der Eröffnungsfeier Decken und heiße Getränke ausgeben.

    Für mehr reicht es nicht. Die Provinzregierung erhofft sich zwar einen Tourismusschub für die abgehängte und strukturschwache Region. Aber sie gibt sich realistisch: Der Skisport wird hier nach den Spielen nicht massiv zunehmen. Die Winter sind in Südkorea zwar eisig und lang, doch häufig auch sehr trocken. Derzeit liegt in Pyeongchang nur wenig Schnee.