Berlin. Geldwäsche-Vorwürfe, ein Finanzier im Knast und ein toter Anwalt: Das Münchner Unternehmen Constantin Medien kommt nicht zur Ruhe.

Die Geschichte liest sich wie ein spannender Krimi. In der Schweiz sind die Zeitungen voll davon. Kein Wunder: Schließlich sind drei Protagonisten der Story Eidgenossen.

In ihrem Zentrum steht aber mit der Constantin Medien auch ein traditionsreiches deutsches Unternehmen. Zur Constantin gehört die Constantin Film, die Kassenschlager wie „Fack ju Göhte“, „Der Untergang“, „Das Parfum“ oder „Der Schuh des Manitu“ produzierte. Auch der TV-Sender Sport 1 ist in ihrem Besitz. Und dann gibt es da noch die äußerst ertragreiche Sportrechteagentur Team, die für die Uefa weltweit die Rechte an der Champions League und an der Europa League vermarktet.

Treuhänder Studhalter sitzt hinter Gittern

Bis vor einem halben Jahr waren Dieter Hahn, einst engster Vertrauter des 2011 gestorbenen Medienunternehmers Leo Kirch, und der Basler Kaufmann Bernhard Burgener Hauptgesellschafter der Constantin Medien. Einen Machtkampf zwischen den beiden entschied der Schweizer im August 2017 für sich. Da ihm aber die Mittel fehlten, um die Anteilsmehrheit an dem Medienkonzern allein zu übernehmen, holte Burgener den Luzerner Unternehmer und Treuhänder Alexander Studhalter an Bord. Der gilt in der Schweiz als schillernde Figur, weil er in Diensten des dubiosen russischen Oligarchen Suleiman Kerimow stehen soll.

Am 12. Januar wurde Studhalter in Nizza festgenommen. Die französischen Behörden verdächtigen ihn der Geldwäsche und des Steuerbetrugs. Konkret geht es um mehrere Villen des Schweizers an der Cote d’Azur, die Kerimow gehören sollen. Studhalter bestreitet die Vorwürfe vehement. Dennoch sitzt er auch nach mehreren Haftprüfungsterminen hinter Gittern.

Mehrere Prozesse anhängig

Schweizer Zeitungen fragen sich nun, ob die 84 Millionen Euro, mit denen Studhalter bei Constantin eingestiegen ist, nicht ebenfalls von Kerimow stammen könnten. Auch dies bestreitet der Unternehmer. Ein Sprecher Burgeners sagt auf Anfrage, Studhalter habe „ein ausreichendes Privatvermögen mit einem Bericht einer renommierten Revisionsgesellschaft nachgewiesen“.

Die Vorwürfe kommen zur Unzeit. Zwar halten Burgener und Studhalter seit Mitte Januar die Anteilsmehrheit an der Constantin. Aber noch ist die Kuh nicht vom Eis: Im Zuge des Machtkampfs mit Hahn sind nach wie vor mehrere Prozesse anhängig. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) könnte sich den Deal noch einmal anschauen wollen.

Constantin-Tochter Team könnte Uefa als Kunden verlieren

Und dann ist da noch die Uefa, der eminent wichtige Mandant der Constantin-Tochter Team. Der Fußballverband , der sich in der Vergangenheit mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sah, die ihrem einstigen Präsidenten Michel Platini zum Verhängnis wurden, ist unter dessen Nachfolger Aleksander Ceferin um ein Saubermann-Image bemüht. Ein Geschäftspartner, der mit so unschönen Dingen wie Geldwäsche in Verbindung gebracht wird, wäre das Letzte, was die Uefa braucht.

Angeblich kann sie jederzeit den Vertrag mit der Team beenden: Seit Frühjahr 2017 ist Burgener Präsident und Gesellschafter des FC Basel. Wie es in Medienkreisen heißt, enthält der Kontrakt mit der Uefa aber einen Passus, der es Team-Offiziellen untersagt, Anteile an einem Fußballklub zu halten. Burgener hatte 2010 selbst gesagt: „Solange wir mit unserer Agentur Team die Champions League und weitere Formate vermarkten, übernehme ich keine Funktion in einem Verein.“

Anwalt soll Opfer einer Beziehungstat geworden sein

Das Thema sei „vor der Beteiligungsübernahme“ mit der Uefa „abgeklärt worden“, sagt Burgeners Sprecher. Dabei hat wohl Martin Wagner geholfen, der Verwaltungsratspräsident der Team war und ein exzellentes Verhältnis zum Verband hatte. Doch vergangenen Sonntag wurde der Anwalt erschossen. Er soll Opfer einer Beziehungstat geworden sein. Der Finanzier im Knast, der Troubleshooter tot – auf Burgener und die Constantin Medien könnten schwere Zeiten zukommen.