Frankfurt/Main. Der Bitcoin-Kurs schwankt immer wieder extrem. Damit hat die Kryptowährung etwas mit Südseeinseln und Tulpenzwiebeln gemeinsam.

Es gibt sie – die Pioniere, die zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Riecher haben und investieren, wo andere nur Wüste oder verstaubte Garagen sehen. Unter den Wüsten fanden die Glücklichen mitunter schwarzes Gold, aus einer Garage erwuchs der US-Internetgigant Google. Einer, der einen gewissen Riecher bewiesen hat, ist der deutschstämmige Internet-Investor Peter Thiel. Er hat den Bezahldienst Paypal mitgegründet, er hat sein Geld früh in Firmen wie Facebook oder Airbnb gesteckt – und es so zum Milliardär geschafft.

Und seine Erfolgsstory hält offenbar an. Dem „Wall Street Journal“ zufolge hat einer seiner Fonds für 15 bis 20 Millionen Dollar (bis 16,6 Millionen Euro) Bitcoins gekauft – zu einem Zeitpunkt, als die digitale Währung weit entfernt stand von ihrem aktuellen Wert von rund 17.000 Dollar. Der Erfolg von Menschen wie Thiel ist Teil der Erklärung, weswegen – trotz aller Warnungen – viele Menschen nicht loslassen können vom digitalen Goldrausch des 21. Jahrhunderts.

Experte erklärt: Warum Menschen wirtschaftliche Risiken eingehen

„Der soziale Vergleich spielt hier eine wichtige Rolle“, sagt Joachim Goldberg. Der Verhaltensökonom untersucht unter anderem, was Menschen dazu bringt, ökonomische Risiken einzugehen. „Geschichten von Erfolgen machen die Runde unter Nachbarn, Niederlagen werden verschwiegen“, sagt er. „Und Digitalwährungen wie Bitcoin verheißen zudem schnellen Reichtum, ohne dass man etwas über Digitalwährungen wissen müsste.“

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    Was natürlich nicht richtig ist. Kritiker wenden ein, hinter dem Bitcoin stehe kein realer Wert. Sie vergleichen den Hype um die digitalen Währungen mit der Tulpenblase im 17. Jahrhundert in den Niederlanden. Diese Tulpenmanie gilt als einer der ersten Börsencrashs in der Geschichte. Die Blumen waren heiß begehrt und Terminkontrakte auf künftige Tulpen wurden an der Börse gehandelt. Das zog Spekulanten an. Der Preis entkoppelte sich von den realen Zwiebeln und stieg in schwindelerregende Höhen, bis der Absturz kam.

    Bitcoin-Entwicklung mit Südsee-Blase vergleichbar

    Goldberg zieht eine andere Parallele zur derzeitigen Manie um die digitalen Währungen. Er vergleicht sie mit der Südsee-Blase. Anfang des 18. Jahrhunderts versprachen Südsee-Inseln mit ihren exotischen Waren und Rohstoffen märchenhafte Gewinne. Handelsgesellschaften gaben Aktien heraus, deren Wert explodierte. „Keiner wusste genau, was die machten, aber alle wollten mitmachen und profitieren – das ist bei den digitalen Währungen heute ähnlich“, sagt Goldberg.

    An Warnungen vor einer Blase der digitalen Währungen jedenfalls mangelt es nicht. Der berühmte Investor Warren Buffet nennt Währungen wie Bitcoin „Betrug“. Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor dem Platzen der Bitcoin-Blase. Und Joseph Stiglitz, ebenfalls Ökonom und Nobelpreisträger, fordert sogar ein Bitcoin-Verbot. Das hat die US-Bank Merrill Lynch gerade konzernintern ausgesprochen. Sie verbietet ihren rund 17.000 Beratern, bitcoinbezogen zu investieren und Kundenanfragen nur mit einem bestimmten Bitcoin-Fonds auszuführen.

    Voraussagen kaum möglich

    Steht nun ein Absturz des Bitcoin bevor? Unklar. Es gibt Skeptiker und es gibt Prognosen, die von einem deutlichen Anstieg der Kurse ausgehen. Fest steht: Der Bitcoin-Kurs schwankt unglaublich stark. War er im vergangenen Jahr von knapp 1000 auf zeitweise 20.000 Dollar gestiegen, folgte im Dezember ein heftiger Absturz. Mittlerweile hat sich der Bitcoin wieder auf rund 17.000 Dollar verteuert.

    Man muss nicht ins Silicon Valley reisen, um Bitcoin-Profiteure wie den deutschen Internetmilliardär Thiel zu finden. Hendrik Leber arbeitet für Acatis, eine bodenständige Vermögensberatung in Frankfurt/Main. Für seine Fondsgesellschaft hat auch er einige Millionen Euro in Bitcoin investiert – ebenfalls zu einem Zeitpunkt, als der Kurs bedeutend niedriger war als heute. Und er will dieses Geld auch dort lassen, wo es ist: in verschiedenen Digitalwährungen. „Das sind für mich Langzeit-Investments“, sagt Leber. Er denke nicht daran, jetzt zu verkaufen. Er ist einer von denjenigen, die noch an deutliche Steigerungen von Bitcoin und ähnlichen Digitalwährungen glauben. Bisher gibt ihm seine Investition Recht.