Berlin. Ryanair lässt am Streiktag Ersatzpiloten fliegen. Gewerkschafter werten den Ausstand als Erfolg. Am 5. Januar soll es Gespräche geben.

Für einen historischen Tag in der neueren Luftfahrtgeschichte, zumindest in der von Ryanair, lief es am Freitagmorgen erstaunlich normal: Der irische Billigflieger wurde erstmals in seiner Geschichte bestreikt – und alle Maschinen hoben ab. Ryanair verkündete denn auch geradezu trotzig, alles liefe normal. Die Pilotengewerkschaft VC wertete den Streik als Erfolg, obwohl alle Reisenden an ihre Ziele kamen und keine Maschine am Boden blieb. Aber darum ging es offenbar auch nicht.

Ryanair hatte noch in der Nacht Ersatzpiloten an zehn deutsche Standorte gebracht, um den Flugbetrieb sicherzustellen. So konnten alle 36 Flüge in der Streikzeit zwischen 5 und 9 Uhr morgens abheben, neun Flüge starteten verspätet. Die Verspätung wollte das Unternehmen im Laufe des Tages wieder hereinholen.

Ryanair entschuldigte sich bei den Kunden

Die Flugzeuge sind in der Regel nur maximal 30 Minuten an einem Flughafen am Boden, bevor sie wieder abheben. Ist der erste Flug verzögert, zieht sich das durch den gesamten Flugplan, je nach Strecken auch im Ausland. Ryanair entschuldigte sich bei ihren Kunden. Bereits am Donnerstag hatte sie den Streik als ungerechtfertigt und unnötig bezeichnet.

Die Gewerkschaft war mit dem Ausstand dennoch zufrieden. Ryanair habe nur mit hohem Aufwand Piloten beschaffen können, die an anderer Stelle dann gefehlt hätten, sagte VC-Sprecher Markus Wahl. VC hatte die in Deutschland festangestellten Piloten Ryanairs zum Streik aufgefordert – etwa die Hälfte der 400 Piloten. „Der Druck, den die Piloten erzeugen wollten, ist definitiv beim Ryanair-Management angekommen“, sagte Wahl.

Bisher hatte sich die Gesellschaft Gesprächen immer verschlossen

Die Gewerkschaft will mit Ryanair einen Tarifvertrag für die deutschen Piloten abschließen. Darin sollen Gehalt, Weiterbezahlung im Krankheitsfall und Arbeitszeiten geregelt werden. Verhandlungstermin ist der 5. Januar 2018.

Ryanair hat sich Gewerkschaften bisher immer verschlossen und stattdessen mit Pilotenvertretern an den jeweiligen Standorten des Unternehmens verhandelt. Erst unter dem Druck der vergangenen Tage lenkte Konzernchef Michael O’Leary ein. VC hat sich mit Gewerkschaften in anderen Ländern, etwa Irland und Italien abgesprochen. Ryanair beschäftigt nach eigenen Angaben 4200 Piloten, 54 Prozent davon direkt.