Berlin. Frauen verdienen weniger als Männer – und zahlen bei einzelnen Produkten mehr. Wie verbreitet ist diese Verkaufspraxis in Deutschland?

Frauen zahlen vor allem bei Dienstleistungen teils deutlich mehr als Männer. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellte am Mittwoch in Berlin eine Studie vor, wonach Frauen insbesondere beim Friseur und der Textilreinigung tiefer in die Tasche greifen müssen.

Ein Kurzhaarschnitt kostet demnach in 89 Prozent der Friseur-Salons mehr als ein Männer-Kurzhaarschnitt, teils ist er sogar doppelt so teuer. Außerdem verlangen 32 Prozent der Reinigungsbetriebe für die Reinigung einer Damen-Bluse weitaus mehr als für ein Herren-Hemd.

Für die Studie untersuchten die Autoren 369 Dienstleister mit 381 Dienstleistungen. Danach sind 50 Prozent der Dienstleistungen für Frauen im Schnitt 13,80 Euro teurer als für Männer. Allerdings gibt es Diskriminierung auch andersherum: Rund neun Prozent der untersuchten Dienstleistungen bieten spezielle Angebote für Männer, die dann im Schnitt 7,50 Euro teurer sind als vergleichbare Angebote für Frauen.

Verstoß gegen Diskriminierungsverbot

„Wenn eine Person allein wegen ihres Geschlechts mehr zahlen muss, dann verstößt das im Grundsatz gegen das Diskriminierungsverbot“, erklärte die Diskriminierungsbeauftragte des Bundes, Christine Lüders. Sie rät dem Dienstleistungsgewerbe, die Preisgestaltung künftig nach Leistungsart und nicht pauschal nach Geschlecht zu differenzieren. Die Branchenverbände forderte sie auf, eine Selbstverpflichtung auf den Weg zu bringen und Musterpreislisten zu erarbeiten.

Auch bei Produkten gibt es Preisunterschiede, allerdings sind diese laut Lüders wesentlich seltener. Von 1682 ermittelten Produkten, die trotz weitgehend identischer Eigenschaften gezielt Männer oder Frauen ansprechen, hätten nur 3,7 Prozent einen Preisunterschied gezeigt. (epd)