Berlin/München . Dutzende Unternehmen werfen Lkw-Herstellern illegale Preisabsprachen vor und verlangen Schadenersatz. Neu sind die Vorwürfe aber nicht.

Es ist eine der größten Kartellklagen in der Geschichte der Bundesrepublik. Mehrere Lkw-Hersteller sollen in den vergangenen Jahren illegal Preise abgesprochen haben – nun drohen ihnen empfindliche Strafzahlungen.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ wollen Dutzende Großkunden, darunter die Deutsche Bahn, die Bundeswehr und 40 weitere betroffene Firmen, in den kommenden Tagen Klage einreichen. Die Vorwürfe richten sich gegen die Unternehmensgruppen DAF, Daimler, Iveco, MAN und Volvo/Renault.

Eingereicht werden soll die Klage beim Landgericht München. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ geht es um den Kauf von 35.000 Fahrzeugen mit einem Einkaufsvolumen von zwei Milliarden Euro. Die Kaufpreise könnten Kartellexperten zufolge bis zu 20 Prozent zu hoch angesetzt worden sein. Abgesprochen haben sollen sich die am Kartell beteiligten Firmen während großer Lkw-Messen.

Die EU-Kommission weiß seit 2011 von den Absprachen

Neu sind die Vorwürfe gegen die betroffenen Unternehmen allerdings nicht. Die EU-Kommission hatte bereits im Jahr 2011 von den Absprachen erfahren und startete ein Kartellverfahren, Büros mehrerer Firmen wurden durchsucht. Daimler wurde daraufhin zu mehr als einer Milliarde Euro an Strafen verurteilt, auch Volvo/Renault, Iveco und DAF mussten zahlen.

Doch der Fall ist damit nicht beendet, wie sich nun zeigt. Ziel der aktuellen Klage sei es nun, die mögliche Verjährung von Ansprüchen abzuwenden, heißt es von den Firmen.

Offen ist noch, wie hoch die Forderungen auf Schadenersatz ausfallen sollen. Kartellexperten würden das dem Bericht zufolge zurzeit noch prüfen. Daimler kündigte laut dem Bericht an, die Forderungen sorgfältig prüfen zu wollen. Unberechtigten Ansprüchen werde man entschieden entegegentreten.

Europa ist riesiger Markt für Lkw

Für die mit den Vorwürfen konfrontierten Unternehmen geht es um viel: Europa ist ein großer Markt, etwa 30 Millionen Lkws sind auf europäischen Straßen unterwegs. Zu den größten Kunden der Lkw-Hersteller in Deutschland zählen die Bundeswehr und die Bahn-Speditionstochter Schenker. Deutsche Bahn und Bundeswehr haben ein gemeinsames großes Fuhrpark-Unternehmen und haben zusammen Fahrzeuge gekauft.

Die Bahn reicht nicht nur Klage für sich selbst ein, sondern vertritt auch mehrere andere Firmen, die ihre Ansprüche an den Konzern abgetreten haben. Dazu gehören unter anderem Betreibergesellschaften der deutschen Flughäfen sowie große Handels- und Logistikfirmen. Ein Grund dafür: Nur wenige deutsche Konzerne bekämpfen Kartelle aufwendiger als die Bahn. (nsa)

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