Nürnberg/Berlin. Viele Beschäftigte leisten regelmäßig Überstunden, 2016 493 Millionen unbezahlt. Insgesamt liegt die Zahl sogar noch weitaus höher.

Beschäftigte in Deutschland haben im Jahr 2016 nach Regierungsangaben mehr als 493 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet. 2012 habe die Zahl allerdings noch um knapp 70 Millionen höher gelegen, berichtete das Bundesarbeitsministerium in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag.

152 Millionen unbezahlte Überstunden seien dabei 2016 von Frauen geleistet worden, 341 Millionen von Männern, hieß es unter Berufung auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes.

Auf Kritik stößt die große Zahl von Überstunden bei der Linkspartei. „Überstunden schaden uns allen“, sagte die Abgeordnete Jutta Krellmann der „Bild“-Zeitung, die über die Entwicklung zuerst berichtet hatte. „Die einen arbeiten bis zum Umfallen, die anderen haben keine oder zu wenig Arbeit.“

Tatsächliche Zahl der Überstunden könnte weitaus höher liegen

Insgesamt lag die Zahl der Überstunden 2016 bei 828 Millionen – und damit ebenfalls deutlich niedriger als im Jahr 2012. Rund 335 Millionen davon wurden extra entlohnt. Das Ministerium selbst schließt allerdings nicht aus, dass die Zahl der Überstunden größer ist: „Durch die freiwillige Beantwortung der Frage (nach den Überstunden) ist ... von einer Untererfassung der Überstunden auszugehen“, heißt es in der Ministeriums-Antwort.

Darauf deuten auch Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hin. Die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat auf der Basis des sogenannten Sozioökonomischen Panels – einer jährlichen Befragung von 20.000 Beschäftigten – für 2016 die Zahl von 947 Millionen unbezahlten Überstunden ermittelt.

Erfassung sei methodisch schwierig

Die Erfassung von unbezahlten Überstunden sei methodisch schwierig, da jeder Befragte etwas anderes darunter verstehe, sagte IAB-Experte Enzo Weber. Viel hänge auch von der jeweiligen Fragestellung ab. (dpa)