Berlin. Laut einer neuen Umfrage erwarten Unternehmer von der neuen Regierung vor allem, dass kleine und mittlere Unternehmen entlastet werden.

Die Unternehmer in Deutschland erwarten von der neuen Bundesregierung vor allem eine Steuerreform. Sie soll besonders kleine und mittlere Unternehmen entlasten, wie aus einer repräsentativen Umfrage des Ipsos-Instituts für die Commerzbank hervorgeht, die dieser Zeitung vorliegt. 85 Prozent der Befragten wünschen sich demnach eine Steuerreform. 81 Prozent der Befragten mahnen an, das Bildungssystem zu verbessern und drei Viertel fordern weniger Bürokratie. 66 Prozent verlangen, die Regierung müsse sicherstellen, dass es genug Fachkräfte gebe.

Ipsos befragte 3210 Unternehmerkunden aller Banken. Die Befragten setzen jährlich weniger als 15 Millionen Euro um. Dazu gehören vor allem Freiberufler wie Ärzte und Anwälte, Handwerker und Gewerbetreibende – darunter kleinere Einzelhändler.

Sorge vor zu schlechter Altersvorsorge ist größer geworden

Vor allem das Thema Bildung liegt den Unternehmern am Herzen. Ein Grund ist der drohende Fachkräftemangel, den 37 Prozent der Befragten als größtes Risiko in Deutschland ansehen. Bei einer vergleichbaren Umfrage 2016 waren es allerdings noch 44 Prozent. Gestiegen ist die Sorge, nicht genug Geld fürs Alter zurücklegen zu können. Fast jeder Vierte (26 Prozent) sieht diese Gefahr, ein Jahr zuvor war es noch mehr als jeder sechste (16 Prozent). Das hat auch mit dem Niedrigzinsumfeld zu tun.

Angst, nicht genug Aufträge zu bekommen, treibt nur noch jeden fünften Unternehmer, ein Jahr zuvor war es noch jeder vierte. Denn die Geschäfte laufen gut. 40 Prozent der Befragten konnten 2017 mehr Aufträge verzeichnen als im Jahr zuvor. 2016 waren es 38 Prozent. Schlechtere Geschäfte machte nur jeder zehnte, nach knapp jedem siebten ein Jahr zuvor.

Viele Unternehmer blicken optimistisch aufs neue Jahr

Entsprechend optimistisch blicken die Unternehmer auf das kommende Jahr. 42 Prozent erwarten, dass sich die Wirtschaftslage in Deutschland weiter verbessern wird, nur 14 Prozent erwarten eher schlechtere Geschäfte. Keine Aussagen gibt die Umfrage allerdings dazu, welche Folgen es hat, dass es so lange dauert, eine neue Regierung zu bilden. Die Umfrage lief von Mitte Juli bis Ende August – deutlich vor der Bundestagswahl Ende September.

Einen Hinweis darauf, dass die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zumindest in Deutschland eher ins Leere läuft, gibt die Umfrage auch. Finanzierten 2016 noch 18 Prozent der Unternehmer Investitionen über einen Kredit, sind es 2017 nur 16 Prozent. Stattdessen setzen 48 (Vorjahr: 46) Prozent der Befragten vor allem Geld aus dem laufenden Geschäftsbetrieb ein – was offenbar günstiger ist, als Kredite aufzunehmen. Die EZB versucht mit ihrer Politik des billigen Geldes, Banken dazu zu bewegen, mehr Kredite auszugeben, um die Wirtschaft anzukurbeln – ein Problem, das es so in Deutschland nicht gibt.