Frankfurt/Main. Der Verkauf der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki Airline an die Lufthansa steht vor dem Aus. Nun droht der Firma die Insolvenz.

Die Lufthansa hat mit erheblichem Gegenwind zu rechnen bei der Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin. Offenbar hat die EU-Wettbewerbsbehörde Bedenken gegen den Verkauf der österreichischen Ferienflieger-Tochter Niki. Der Deal droht komplett zu scheitern. Das berichteten am Mittwoch mit der Sache vertraute Personen. Dem Vernehmen nach reiste Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch nach Brüssel, um mit EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zu sprechen.

Die Lufthansa lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte zu den Spekulationen, die Untersuchung dauere an, man könne ein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt nicht vorwegnehmen. Dieses Ergebnis will die Kommission am kommenden Donnerstag verkünden. Es gibt zwei Alternativen: Entweder genehmigt die Kommission das Geschäft – oder sie steigt in eine vertiefte Prüfung ein, die bis zu 90 Tage dauern kann. Letzteres könnte das Aus für den gesamten Air-Berlin-Deal bedeuten.

Eurowings könnte nach Übernahme im Urlaubsverkehr wachsen

Niki gilt als das Filetstück unter den Teilen, die die Lufthansa von der insolventen Air Berlin übernehmen will. Aktuell wird sie mit Geldern der Lufthansa vor der Insolvenz bewahrt. Insgesamt geht es um 81 Flugzeuge mit den zugehörigen Slots, also den Start- und Landerechten – unter anderem von Niki und der kleinen Airline LG Walter. Lufthansa will dafür 210 Millionen Euro zahlen.

Die Airline ist auch deshalb attraktiv, weil sie als österreichische Fluggesellschaft zu anderen Tarifbedingungen fliegt als die deutschen Fluggesellschaften. Mit Auflagen hatte Lufthansa zwar gerechnet, offenbar aber betrafen die bisher nur die Abgabe einzelner Slots an Flughäfen wie Berlin, Düsseldorf, Wien oder Zürich. Sollte die EU-Kommission sich damit nicht zufriedengeben und in eine vertiefte Prüfung einsteigen, dann würde das wohl die Zahlungsunfähigkeit für Niki bedeuten. „Lufthansa stützt im Moment noch Niki“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Es lohne sich, Kapital in das Unternehmen zu geben, weil die Lufthansa-Tochter Eurowings nach der Übernahme im Urlaubsverkehr wachsen könnte.

Niki Lauda will erneut für seine Fluglinie bieten

Doch Lufthansa muss täglich einen Millionenbetrag zuschießen, sagt ein Insider. Denn die Buchungslage ist offenbar schlecht, nur günstige Sitze werden verkauft. Im Falle einer vertieften Prüfung aber würde die Lufthansa wohl diese Zahlungen einstellen, damit wäre Niki insolvent und die Slots fielen zurück. Denn: 90 Tage mit weiteren Zahlungen und unsicherem Ausgang wären für die Lufthansa nicht sinnvoll.

Air Berliner demonstrieren in der Hauptstadt

weitere Videos

    Eine Hoffnung gibt es in diesem Szenario allerdings noch für Niki: Am Mittwoch meldete sich der Gründer der Airline, der frühere Rennfahrer Niki Lauda. Er erneuerte sein Angebot für die Fluglinie. „Wir sind gesprächsbereit. Die sich abzeichnende Entscheidung in Brüssel kommt mir gelegen“, sagte Lauda dem „Handelsblatt“. Allerdings müsste auch ein Bieter bei Rückzug der Lufthansa sofort frisches Geld an Niki überweisen, damit sie nicht in die Insolvenz rutscht.

    Übernahme gemeinsam mit unterlegenen Bietern

    Die Lufthansa muss nun unter Umständen neu rechnen: Ohne die Air-Berlin-Teile würde sie langsamer wachsen. Die Übernahme allein der LG Walter würde auch wenig Sinn ergeben. Für sie müsse man womöglich nochmals ein neues, separates Bieterverfahren beginnen. Möglicherweise kann die Lufthansa sich mit der Kommission darauf einigen, mit anderen, unterlegenen Bietern zusammen die Niki zu übernehmen.

    Für die Kunden und die Reiseveranstalter wäre das von Vorteil, meint Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Denn so blieben die Flugzeuge in der Luft, das Angebot größer – und die Preise günstiger. Sollte der Air-Berlin-Deal ganz platzen, müsste die Lufthansa für die Slots auf dem freien Markt bieten. Die Slots fielen zwar zurück, doch als Bestandskunde an den Flughäfen erhielte Lufthansa wieder einen guten Teil davon. Ausreichend Flugzeuge hat die Kranichlinie für Eurowings in ihrem Fuhrpark.