Frankfurt/Main. Wer vor fünf Jahren 1000 Dollar in die Kryptowährung investierte, ist nun zwei Millionen reicher. Experten raten dennoch vom Kauf ab.

Die Geschichte ist eigentlich zu fantastisch, um wahr zu sein: Ein Anleger, der vor fünf Jahren 1000 Dollar in Bitcoins investierte, ist heute mehr als nur Millionär. Am Mittwoch sprang der Kurs an manchen Börsen deutlich über 10.000 Dollar. Später viel der Kurs jedoch wieder unter diese Marke. Es gibt durchaus einige, vor allem junge Menschen, die zum Start der Digitalwährung euphorisiert waren und fleißig investiert haben.

Bitcoins existieren nicht als Münze oder Scheine, wie andere Währungen, sondern nur als eine Art digitale Recheneinheit. Investoren kaufen die digitale Währung über eine der zahlreichen Bitcoin-Börsen im Internet. Auch steht keine Zentralbank im Hintergrund, die die Bitcoins herausgibt. Bitcoins werden rund um den Globus von Computern errechnet – das sogenannte Mining. Hierfür müssen hochkomplexe, mathematische Formeln berechnet werden. Je mehr Bitcoins im Umlauf sind, desto aufwendiger wird der Prozess des Minings. Etwa alle vier Jahre halbiert sich die Menge an Bitcoins, die errechnet wird – bis die maximale Menge von 21 Millionen Stück erreicht ist. Damit wollten der oder die Erfinder eine Inflation verhindern. Aktuell sind etwa 17 Millionen Bitcoins im Wert von derzeit rund 182 Milliarden Dollar entstanden.

Bezahlen kann man in der Realität äußerst selten mit Bitcoins

Vereinzelt bieten Restaurants oder Pizzerien die Möglichkeit an, mit der Technologie zu bezahlen. Alle Transaktionen, die jemals mit Bitcoins vorgenommen wurden, werden abgespeichert und sind öffentlich einsehbar. Damit ist auch klar, wer überhaupt Bitcoins besitzt und mit ihnen Geschäfte machen kann. Mit Hilfe von Verschlüsselungstechniken stellt die Gemeinschaft sicher, dass auch wirklich nur die Eigentümer Transaktionen mit Bitcoins vornehmen können.

Die jüngste Kursexplosion des Bitcoin hat mehrere Ursachen. Zum einen wird die digitale Währung in asiatischen Ländern immer beliebter. Japan beispielsweise ist eine Hochburg der überwiegend jungen Bitcoin-Gemeinschaft. In anderen Ländern wie Venezuela, wo die einheimische Währung rapide an Wert verloren hat, dient der Bitcoin als eine stabile, in diesen Tagen sogar lukrative Alternative.

Anonyme Transaktionen sind ein Vorteil bei Cyberkriminalität

Und schließlich spielt der Bitcoin auch in kriminellen Milieus eine Rolle – denn die Transaktionen sind durch keine Vermittler wie Banken dokumentiert. Und weil die Teilnehmer der Transaktionen anonym sind, spielen Bitcoins gerade im Bereich der Cyberkriminalität eine wichtige Rolle. Erpressungsgelder nach dem Einfall von Trojanern in fremde Systeme sollen oft in Form von Bitcoins bezahlt werden.

Der Bitcoin

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    Doch in den vergangenen Wochen kam noch eine andere Entwicklung hinzu: Beobachtern zufolge sind Großinvestoren wie Hedgefonds ebenfalls auf den Zug aufgesprungen. Schließlich haben sie und andere Anleger Grund zu der Annahme, dass diese Entwicklung weitergeht. So heißt es, die renommierte amerikanische Börse CEM plane Wertpapiere für Bitcoins aufzulegen – möglicherweise noch in diesem Jahr. Das würde es Investoren wiederum leichter machen, bei der Digitalwährung auf steigende oder fallende Kurse zu wetten. Und schließlich wird der Wert des Bitcoin auch von dem billigen Geld der Notenbanken getragen, denn bei den niedrigen Zinsen suchen Investoren nach Anlagemöglichkeiten.

    Parallele zur Tulpenmanie in den Niederlanden im 17. Jahrhundert

    „Es geht um sehr viel Geld, das im Markt ist. Diese Liquidität muss angelegt werden, und deswegen ist es nicht völlig auszuschließen, dass dies noch etwas anhält“, meint Oliver Roth, Chefbörsenhändler beim Wertpapierhandelshaus Oddo Seydler.

    Obwohl sich mit der Krypowährung viel Geld verdienen lässt, warnt die Bundesbank vor dem Kauf. „Bitcoin ist kein Geld, sondern ein Spekulationsobjekt“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele vor wenigen Tagen. Mangels Wertbasis sei der Preis für Bitcoin „praktisch beliebig bis hin zum Totalverlust“. Experten sind sich uneins darüber, wann der Hype zu Ende gehen könnte.

    „Ich betrachte das Ganze mit einer gewissen Fassungslosigkeit“, sagt etwa Aktienhändler Stefan Scharfetter von der Baader Bank. „Das hat schon etwas Blasenartiges“. Manch ein Beobachter zieht Parallelen zur Tulpenmanie in den Niederlanden im 17. Jahrhundert. Dort standen Tulpenzwiebeln innerhalb kürzester Zeit sehr hoch im Kurs. Allerdings platzte dieser Traum und ging als erste Börsenblase in die Geschichte ein. „Bitcoin ist die Tulpenzwiebel der Finanzmärkte im 21. Jahrhundert“, sagt denn auch Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Deka-Bank.