Berlin. Eine Auswertung der Arbeitsagenturen zeigt: Auch Leiharbeiter verdienen noch immer relativ wenig. Frauen sind oft besonders betroffen.

Wer in Spielhallen, Restaurants oder in einem Friseursalon arbeitet, verdient besonders oft nur einen Niedriglohn – und zwar auch dann, wenn er einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob hat. Das geht aus einer neuen Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Konkret erhalten Beschäftigte in Casinos und Wettbüros einen mittleren Lohn von rund 1700 Euro brutto pro Monat. Damit verdienen fast 72 Prozent von ihnen unterhalb der Niedriglohnschwelle von derzeit 2100 Euro im Monat. Die Gehälter von Arbeitnehmern in der Gastronomie liegen nach Angabe der Arbeitsagentur zu gut 70 Prozent unter dieser Schwelle. Bei Mitarbeitern von Friseursalons, Wäschereien oder auch Bestattungsunternehmen sind es noch zwei Drittel der Beschäftigten, die weniger verdienen. Insgesamt arbeiten in den genannten Wirtschaftsbereichen 515.000 Menschen. Rund 350.000 von ihnen verdienen weniger als 2100 Euro.

Die Linke hat die Auswertung angefordert

„Viel zu viele Beschäftigte werden mit Niedriglöhnen abgespeist“, kritisiert die Linke-Arbeitsmarktpolitikerin Sabine Zimmermann, die die Auswertung der Bundesagentur angefordert hatte. „Die neue Bundesregierung ist in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für gute Arbeit zu schaffen und gegen Niedriglöhne vorzugehen“, so Zimmermann. Der Mindestlohn müsse auf zwölf Euro erhöht und Leiharbeit abgeschafft werden. Tarifverträge müssten leichter für allgemeinverbindlich erklärt werden können. „Niedrigen Löhnen folgen immer niedrige Renten“, sagt Zimmermann. Altersarmut sei so programmiert.

Der Maßstab für die Auswertung der Arbeitsagentur ist die sogenannte Niedriglohnschwelle. In Ostdeutschland liegt sie bei 1673 Euro, im Westen bei 2176 Euro. Diese Werte werden ausgehend vom mittleren Einkommen aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten berechnet. Wer weniger als zwei Drittel dieses mittleren Einkommens verdient, gilt als Niedriglöhner. Basis für die Berechnung sind Bruttolöhne.

Im Bereich der Leiharbeit ist das Problem besonders ausgeprägt

Der Anteil der Beschäftigten, die zu derart niedrigen Gehältern arbeiten, ist nur in wenigen Branchen besonders hoch. Dazu zählt außer den erwähnten auch die Leiharbeit, wo von 722.000 Beschäftigten noch 470.000 unterhalb der Niedriglohnschwelle arbeiten. Das sind rund zwei Drittel. Im Bereich des Gebäudeservice (300.000 Beschäftigte) ist es immer noch etwa die Hälfte.

Zum Vergleich: In der Telekommunikationsbranche arbeiten fünf Prozent der Beschäftigten unterhalb dieser Lohnschwelle, im Bereich der Energieversorgung sind es nur 1,7 Prozent. Die Werte beziehen sich auf den letzten verfügbaren Stichtag 31. Dezember 2016.

Frauen oft von Niedriglöhnen betroffen

Und auch das zeigt die Auswertung der Bundesagentur für Arbeit: Frauen sind besonders stark von Niedriglöhnen betroffen. So arbeiten 77 Prozent der Frauen in der Gastronomie zu einem Niedriglohn, bei Männern waren es 65 Prozent. Im Bereich der Leiharbeit ist das Verhältnis der Geschlechter dagegen mit jeweils zwei Dritteln ausgeglichen.