Bochum. Der Designer Jan Kath verkauft seine Teppiche auch an Prominente wie Bill Clinton. Er stattet auch Edelboutiquen und Luxushotels aus.

Seine Galerie liegt in den lichtdurchfluteten Hallen einer ehemaligen Maschinenfabrik in Bochum. Zwischen alten Stahlträgern und Kränen präsentiert der Teppichdesigner Jan Kath seine Luxuskollektionen, für die sich auch Rockstars und Königshäuser interessieren. Über seine Werke spricht der 45-Jährige mit dieser Redaktion.

Manche Ihrer Teppiche sehen aus, als habe jemand Farbe oder Säure über sie gekippt. Es gibt scheinbare Macken oder Spuren von Abnutzung. Doch mit Quadratmeterpreisen von 1000 bis 2600 Euro sind Ihre Teppiche der pure Luxus. Wie passt das zusammen?

Jan Kath: Ich spiele mit traditionellen Designs, ich verändere sie, gebe sie aber nicht gänzlich auf. Bestimmte Werte bleiben, andere werden von Neuem überlagert. Tradition ist etwas ganz Wichtiges, sie ruht in uns. Letztlich geht es um Ästhetik. Ich möchte, dass meine Teppiche gefallen.

Ihre Eltern waren Teppichhändler. War für Sie von Anfang an klar, dass Sie etwas mit diesem Geschäft zu tun haben wollten?

Kath: Nein, im Gegenteil. Nach meinem Zivildienst wollte ich erstmal raus aus dem Ruhrgebiet. Ich habe den Rucksack gepackt und bin fast zwei Jahre lang in Indien und Nepal unterwegs gewesen. Dort habe ich alles gemacht, nur nichts mit Teppichen. Dann ist mir in Kathmandu ein Mann über den Weg gelaufen, der früher Teppichlieferant meiner Eltern war. Später habe ich dann in einer Mischung aus Leichtsinn und Übermut seine Fabrik übernommen.

Zu Ihren Kunden gehören der frühere US-Präsident Bill Clinton oder Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Für die Hochzeit von Fürst Albert und Charlene in Monaco haben Sie den roten Teppich geliefert. Sie statten Edelboutiquen und Luxushotels aus. Lässt sich das von Bochum aus organisieren?

Kath: Ich bin ja nicht nur in Bochum, aber sehr oft. Im Schnitt verbringe ich jeweils ein Drittel meiner Zeit auf Reisen, an meinem zweiten Wohnsitz in Nord-Thailand und eben in Bochum-Ehrenfeld, wo sich neben unserer Verwaltung und unserem Kreativzentrum auch ein Showroom befindet. Wenn es um den Kontakt zu prominenten Kunden geht, sind auch oft Großhändler, Architekten und Designer mit im Spiel.

Hand aufs Herz: Waren Teppiche für Sie in jungen Jahren ein Spießer-Produkt?

Kath: Jedenfalls waren Teppiche vor 15 oder 20 Jahren extrem out. In durchgestylten Wohnungen gab es sie praktisch nicht. Deshalb sage ich heute: Wir haben ein totes Produkt wiederbelebt.

Wie rechtfertigen Sie Ihre hohen Preise?

Kath: Alle unsere Teppiche entstehen in Handarbeit – meist in kleinen Manufakturen in Nepal. Das Knüpfen eines zweieinhalb mal drei Meter großen Teppichs dauert drei bis vier Monate. Der Teppich ist ein Kulturgut. Es ist mein Anspruch, heute eine Antiquität von morgen zu schaffen. Der eine oder andere Teppich von mir ist auch schon in Auktionen aufgetaucht und hat Preise wie Neuware erzielt. Ich möchte Fußspuren in der Industrie hinterlassen.

Was meinen Sie damit?

Kath: Mein Traum wäre es, eine Periode zu prägen, ähnlich vielleicht wie es Teppichmeister aus Persien im 17. Jahrhundert geschafft haben.

Können Sie sich gegen Kopien schützen?

Kath: Das ist schwierig. Es muss nur ein Bruchteil des Designs verändert werden, damit die Kopie legal ist. Legitim wird das Vorgehen dadurch aber nicht. Wir können also nur reagieren, indem wir kreativer, schneller und besser sind.