Düsseldorf. Den 21.000 Kaufhof-Beschäftigten drohen schwere Einbußen beim Gehalt und eine Verlängerung der Arbeitszeit. Der Eigentümer will sparen.

  • Der Warenhauskonzern plant Einschnitte bei Löhnen und Gehältern
  • Das Unternehmen will sich eine „wirtschaftliche Atempause“ verschaffen
  • Erste Hinweise auf Probleme hatte es schon vorher gegeben

Der Warenhauskonzern Kaufhof steckt in der Krise: Die Geschäfte laufen nicht so wie von den neuen kanadischen Eigentümern erhofft. Deshalb will der Handelsriese nun Einschnitte bei Löhnen und Gehältern der etwa 21.000 Mitarbeiter durchsetzen.

Das Unternehmen habe mit der Gewerkschaft Verdi Gespräche aufgenommen, um einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung abzuschließen, teilte Kaufhof-Chef Wolfgang Link am Dienstag mit. Ziel sei es, dem Unternehmen eine „wirtschaftliche Atempause“ zu verschaffen, bis die angestoßenen Wachstumsmaßnahmen Wirkung zeigten.

Beschäftigten drohen massive Einschnitte

Der Kaufhof-Arbeitsdirektor Peter Herlitzius betonte: „Wir sind uns bewusst, dass ein neuer Tarifvertrag für unsere Mitarbeiter Einschnitte bedeutet.“ Der Schritt sei jedoch unvermeidlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und damit Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Details zu den angestrebten Einschnitten nannte das Unternehmen nicht.

Zuvor hatte bereits die „Süddeutsche Zeitung“ über die Pläne des Warenhauskonzerns beichtet. Nach Informationen der Zeitung strebt Kaufhof eine Kürzung der Löhne und Gehälter von drei bis fünf Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszeit durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an. Nach dpa-Informationen gab es bereits am Montag einen ersten Kontakt des Unternehmens mit Verdi-Chef Frank Bsirske.

Management begründet Einschnitte mit schlechten Geschäften

Kaufhof-Chef Link begründete die Notwendigkeit der Einschnitte mit dem dramatischen Strukturwandel im Einzelhandel. Marktanteile wanderten ins Internet ab. Innenstädte würden weniger stark frequentiert und die Gewinnspannen gingen zurück. Daran müsse sich der Kaufhof wie der gesamte Markt anpassen. Er bekräftigte gleichzeitig jedoch die Entschlossenheit des Managements und des kanadischen Kaufhof-Eigentümers HBC, Kaufhof von einem traditionellen Warenhaus in einen modernen, auch im Internetzeitalter erfolgreichen Anbieter umzubauen.

Die Kaufhäuser unserer Kindheit

Viele Kaufhäuser haben besonderen Charme. Trotzdem stecken sie seit Jahren in der Krise, mussten Filialen schließen oder ganz aufgeben. Noch im Geschäft ist die deutsche Warenhauskette Galeria Kaufhof. Vor 135 Jahren gegründet ist sie in Europa eine der führenden ihrer Branche.
Viele Kaufhäuser haben besonderen Charme. Trotzdem stecken sie seit Jahren in der Krise, mussten Filialen schließen oder ganz aufgeben. Noch im Geschäft ist die deutsche Warenhauskette Galeria Kaufhof. Vor 135 Jahren gegründet ist sie in Europa eine der führenden ihrer Branche. © PR Kaufhof | PR Kaufhof
Die Kaufhof-Geschichte reicht bis zum Jahr 1879 zurück, als Leonhard Tietz in Stralsund ein kleines Geschäft mit nur 25 m² Verkaufsfläche für Garne, Knöpfe, Stoffe und Wollwaren eröffnete. Seine Geschäftsgrundsätze – Festpreise, Barzahlung und Rückgaberecht – waren damals ein Novum. In den folgenden Jahrzehnten wuchs und wuchs das Unternehmen.
Die Kaufhof-Geschichte reicht bis zum Jahr 1879 zurück, als Leonhard Tietz in Stralsund ein kleines Geschäft mit nur 25 m² Verkaufsfläche für Garne, Knöpfe, Stoffe und Wollwaren eröffnete. Seine Geschäftsgrundsätze – Festpreise, Barzahlung und Rückgaberecht – waren damals ein Novum. In den folgenden Jahrzehnten wuchs und wuchs das Unternehmen. © PR Kaufhof | PR Kaufhof
Zum 1. Oktober 2008 wurde die Kaufhof Warenhaus AG in die Galeria Kaufhof GmbH umgewandelt, die über diverse Eigenmarken verfügt. Am 5. Juli 2018 sollen Banken einer Fusion des Warenhauskonzerns mit einem anderen großen Konzern zugestimmt haben.
Zum 1. Oktober 2008 wurde die Kaufhof Warenhaus AG in die Galeria Kaufhof GmbH umgewandelt, die über diverse Eigenmarken verfügt. Am 5. Juli 2018 sollen Banken einer Fusion des Warenhauskonzerns mit einem anderen großen Konzern zugestimmt haben. © PR Kaufhof | PR Kaufhof
Die Karstadt Warenhaus GmbH mit Sitz in Essen ist ebenfalls eine deutsche Warenhauskette. Sie fusionierte im September mit Kaufhof. Die Fusion mit Kaufhof soll besiegelt sein.
Die Karstadt Warenhaus GmbH mit Sitz in Essen ist ebenfalls eine deutsche Warenhauskette. Sie fusionierte im September mit Kaufhof. Die Fusion mit Kaufhof soll besiegelt sein. © imago | Waldmüller
Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“.
Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“. © imago stock&people | Martin Vogt
Gedenktafeln erinnern an die Gründung des Karstadtkonzerns.
Gedenktafeln erinnern an die Gründung des Karstadtkonzerns. © imago stock&people | Norbert Fellechner
Sie sind am Karstadt Stammhaus in Wismar angebracht.
Sie sind am Karstadt Stammhaus in Wismar angebracht. © imago stock&people | Arnulf Hettrich
1929 eröffnete Karstadt in Berlin-Kreuzberg am Hermannplatz eines der damals größten Warenhäuser der Welt.
1929 eröffnete Karstadt in Berlin-Kreuzberg am Hermannplatz eines der damals größten Warenhäuser der Welt. © picture alliance / arkivi | dpa Picture-Alliance /
Auf neun Stockwerken mit insgesamt rund 72.000 Quadratmetern Nutzfläche (das KaDeWe besaß damals weniger als 30.000 Quadratmeter) waren anfangs rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt.
Auf neun Stockwerken mit insgesamt rund 72.000 Quadratmetern Nutzfläche (das KaDeWe besaß damals weniger als 30.000 Quadratmeter) waren anfangs rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt. © picture alliance / arkivi | dpa Picture-Alliance /
Auf dem 4000 Quadratmeter großen Dachgarten konnte man sich vom Einkaufen erholen, die Stadt von oben bewundern und sich bewirten lassen. Das Warenhaus war eine stadtbekannte Attraktion.
Auf dem 4000 Quadratmeter großen Dachgarten konnte man sich vom Einkaufen erholen, die Stadt von oben bewundern und sich bewirten lassen. Das Warenhaus war eine stadtbekannte Attraktion. © picture alliance / arkivi | dpa Picture-Alliance /
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Warenhaus am Hermannplatz zum großen Teil zerstört – konnte aber wieder aufgebaut werden. Von der pachtvollen Erscheinung ist allerdings nicht mehr viel übrig geblieben.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Warenhaus am Hermannplatz zum großen Teil zerstört – konnte aber wieder aufgebaut werden. Von der pachtvollen Erscheinung ist allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. © imago stock&people | Sven Lambert
Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH war bis zur Übernahme durch Karstadt 1994 einer der führenden Warenhauskonzerne in Deutschland. Die Konzernzentrale befand sich zuletzt in der Herriotstraße 4, heute Campus Tower, in Frankfurt am Main. Die Firma betrieb rund 115 Warenhäuser unter den Namen Hertie, Wertheim, Alsterhaus und KaDeWe sowie rund 35 Bilka-Warenhäuser. Am 31. Juli 2008 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Am 8. August 2009 war die Hälfte der fünfzig Hertie-Warenhäuser zum letzten Mal geöffnet. Die restlichen Kaufhäuser wurden am 15. August 2009 geschlossen.
Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH war bis zur Übernahme durch Karstadt 1994 einer der führenden Warenhauskonzerne in Deutschland. Die Konzernzentrale befand sich zuletzt in der Herriotstraße 4, heute Campus Tower, in Frankfurt am Main. Die Firma betrieb rund 115 Warenhäuser unter den Namen Hertie, Wertheim, Alsterhaus und KaDeWe sowie rund 35 Bilka-Warenhäuser. Am 31. Juli 2008 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Am 8. August 2009 war die Hälfte der fünfzig Hertie-Warenhäuser zum letzten Mal geöffnet. Die restlichen Kaufhäuser wurden am 15. August 2009 geschlossen. © imago | Jürgen Ritter
Diese Abbildung zeigt die Berliner Hertie-Filiale – ein wahrer Warenhauspalast –  in der Leipziger Straße. 1900 wurde der Unternehmenssitz nach Berlin verlegt. Die Firma Hermann Tietz, gegründet von Oscar Tietz mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz, eröffnete ihr erstes Geschäft am 1. März 1882 in Gera. Es nannte sich „Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz“. Die Abkürzung des Firmennamens Hertie wurde während der NS-Zeit  zur offiziellen Bezeichnung, da der jüdische Name Tietz nicht mehr geführt werden sollte. Sie setzte sich aus den Anfangsbuchstaben des bisherigen Firmennamens Hermann Tietz zusammen.
Diese Abbildung zeigt die Berliner Hertie-Filiale – ein wahrer Warenhauspalast – in der Leipziger Straße. 1900 wurde der Unternehmenssitz nach Berlin verlegt. Die Firma Hermann Tietz, gegründet von Oscar Tietz mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz, eröffnete ihr erstes Geschäft am 1. März 1882 in Gera. Es nannte sich „Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz“. Die Abkürzung des Firmennamens Hertie wurde während der NS-Zeit zur offiziellen Bezeichnung, da der jüdische Name Tietz nicht mehr geführt werden sollte. Sie setzte sich aus den Anfangsbuchstaben des bisherigen Firmennamens Hermann Tietz zusammen. © imago | Arkivi
Wie sieht die Zukunft von Sinn Leffers aus? Die Modekette ist zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag gestellt ist. Sinn Leffers war 1997 durch die Fusion aus den zwei kleineren Traditions-Modehäusern Sinn und Leffers entstanden. Von 2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener KarstadtQuelle-Konzern, bis es von der Deutschen Industrie Holding (DIH) übernommen wurde. Aktuell gibt es 22 Filialen in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter.
Wie sieht die Zukunft von Sinn Leffers aus? Die Modekette ist zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag gestellt ist. Sinn Leffers war 1997 durch die Fusion aus den zwei kleineren Traditions-Modehäusern Sinn und Leffers entstanden. Von 2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener KarstadtQuelle-Konzern, bis es von der Deutschen Industrie Holding (DIH) übernommen wurde. Aktuell gibt es 22 Filialen in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter. © imago stock&people | STAR-MEDIA
Mit Toppreisen und einem vielfältigen Sortiment aus Artikeln für den täglichen Bedarf wirbt die Woolworth GmbH. Die Einzelhandelskette mit dem typischen roten Schriftzug besitzt rund 300 Filialen in Deutschland. Langfristig sollen es 500 werden.
Mit Toppreisen und einem vielfältigen Sortiment aus Artikeln für den täglichen Bedarf wirbt die Woolworth GmbH. Die Einzelhandelskette mit dem typischen roten Schriftzug besitzt rund 300 Filialen in Deutschland. Langfristig sollen es 500 werden. © imago stock&people | Schöning
Franklin Winfield Woolworth war Gründer und Namensgeber des Kaufhauses. Am 2. November 1926 wurde die deutsche Tochtergesellschaft der US-amerikanischen F. W. Woolworth Company im Hotel Adlon in Berlin gegründet.
Franklin Winfield Woolworth war Gründer und Namensgeber des Kaufhauses. Am 2. November 1926 wurde die deutsche Tochtergesellschaft der US-amerikanischen F. W. Woolworth Company im Hotel Adlon in Berlin gegründet. © Woolworth | Woolworth
Am 30. Juli 1927 eröffnete Woolworth in Bremen das erste Kaufhaus in Deutschland – mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation.
Am 30. Juli 1927 eröffnete Woolworth in Bremen das erste Kaufhaus in Deutschland – mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation. © Woolworth | Woolworth
Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Die Horten AG war nach Kaufhof, Hertie und Karstadt einst die viertgrößte deutsche Kaufhauskette. Von außen waren die Filialen an den charakteristischen Hortenkacheln zu erkennen. Gründer des Unternehmens mit Sitz in Düsseldorf war Helmut Horten. Ihr Ende fand die Kaufhausmarke etwa zeitgleich mit dem 125-jährigen Jubiläum der Kaufhof Warenhaus AG – mittlerweile verschmolzen mit der Horten Galerie GmbH. Die letzte Galeria Horten stand bis Oktober 2003 in Gießen.
Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Die Horten AG war nach Kaufhof, Hertie und Karstadt einst die viertgrößte deutsche Kaufhauskette. Von außen waren die Filialen an den charakteristischen Hortenkacheln zu erkennen. Gründer des Unternehmens mit Sitz in Düsseldorf war Helmut Horten. Ihr Ende fand die Kaufhausmarke etwa zeitgleich mit dem 125-jährigen Jubiläum der Kaufhof Warenhaus AG – mittlerweile verschmolzen mit der Horten Galerie GmbH. Die letzte Galeria Horten stand bis Oktober 2003 in Gießen. © imago | Helga LadeH
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Mit dem Beschäftigungssicherungsvertrag wolle Kaufhof die notwendigen Einsparungen erzielen und die Entgeltstrukturen so anpassen, dass die Schere zwischen Lohn- und Umsatzentwicklung beim Kaufhof nicht weiter auseinander gehe. „Unser Ziel ist es, das Unternehmen wieder nachhaltig profitabel zu machen und für die Zukunft eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur einschließlich der Löhne zu schaffen“, sagte Link.

Schon im Juli erste Hinweise auf Krise

Erste Hinweise auf mögliche Probleme bei dem Kölner Traditionsunternehmen hatte es bereits im Juli gegeben, als der Kreditversicherer Euler Hermes überraschend die Kreditlimits für Kaufhof-Lieferanten spürbar reduzierte. Die Warenhauskette kämpfte zuletzt mit Umsatzrückgängen. Für zusätzliche Unruhe sorgte im Frühjahr der überraschende Abgang von Firmenchef Olivier Van den Bossche. Auch beim Mutterkonzern in Amerika liefen die Geschäfte schlecht.

Seither kommt Kaufhof nicht zur Ruhe. Ein Investor hat die Kaufhof-Mutter HBC bereits aufgefordert, sich vom Europa-Geschäft zu trennen. Insidern zufolge hat der österreichische Karstadt-Eigner Rene Benko seine Fühler nach dem Konkurrenten ausgestreckt. Die Nordamerikaner hatten Kaufhof 2015 vom Handelsriesen Metro übernommen, damals hatte Benko das Nachsehen. Spekulationen um eine Allianz von Karstadt und Kaufhof gibt es indes immer wieder. (dpa/rtr)